Schauspielerin Aglaia Szyszkowitz und ihre Schwester Gewendolin im Interview
©privat"Ich habe immer von Aglaias Popularität profitiert und sonne mich gerne in ihrem Ruhm", sagt Gwendolin Szyszkowitz-Schwingel über ihre berühmte Schwester. Wir haben die beiden zum Interview getroffen.
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Bei Treffen via Zoom-Call findet man oft an interessanten Schauplätzen zueinander: Schauspielerin Aglaia Szyszkowitz, 52, hat es sich in ihrem Hotelbett am Tegernsee gemütlich gemacht, ihre Schwester Gwendolin sitzt in ihrem Auto, irgendwo auf einem Acker in der Nähe von Wiesbaden und ich mit Laptop an meinem Esstisch.
"Wir sind da schon richtige Profis. Wir treffen uns ja auch mit unseren beiden anderen Schwestern zu regelmäßigen Chat-Talks. Das ist immer extrem lustig", plaudert Aglaia, die gerade in Bayern eine neue Folge ihrer Serie "Zimmer mit Stall" dreht. Zum Glück läuft der Job wieder an, auch für Gwendolin Szyszkowitz-Schwingel, 41: "Ich komme gerade von einem spannenden Termin für meine geplante Feminismus-Doku. Toll, wieder zu arbeiten. Bei einem Mann, zwei kleinen Kindern, zwei Hunden, einem Pferd ist mir schon langsam die Decke auf den Kopf gefallen. Aber Aglaia hilft mir mit meinen Mädchen, wann immer sie kann." Also jobbt die Schauspielerin nebenbei als Babysitterin, oder wie? Und da sind wir auch schon mitten im Gespräch.
Schauspielerin Aglaia Szyszkowitz und ihre Schwester Gewendolin im Interview
WOMAN: Aglaia, haben Sie gemeinsame Zeit mit Ihren Nichten während Corona vermisst?
Aglaia: Ja klar, aber sobald Lockerungen da waren, haben wir uns sofort wieder getroffen.
Gwendolin: In letzter Zeit war das oft der Fall, weil wir immer wieder an gemeinsamen Projekten arbeiten. Zum Beispiel ein Kinderbuch, das wir gemeinsam mit unserer Schwester Roswitha vor einiger Zeit geschrieben haben: „Schmutz, sagt der Utz, ist der beste Sonnenschutz“. Unsere Töchter wurden auf einem Pferdehof dafür fotografiert. Das war ein Spaß.
Aglaia, haben Sie als Älteste auf die jüngste, Gwendolin, auch immer aufgepasst?
Aglaia: Ich habe viel auf sie geschaut, weil wir durch die Berufstätigkeit unserer Eltern immer wieder mal alleine zu Hause waren. Ich weiß noch, dass ich ihre Hand beim Einschlafen gehalten habe. Und das sehr oft und sehr gerne
Gwendolin: Du hast uns immer mit Erdnussflips bestochen, wenn wir dir dafür den Rücken massieren. Das habe ich gerne angenommen, sonst gab es keine Chance, an diese Flips zu kommen.
Merken Sie heute noch, dass Aglaia die Ältere ist?
Gwendolin: Natürlich, die ganze Zeit. Sie bemuttert mich sehr liebevoll. In meinen 20er Jahren hat sie mich aber natürlich auch genervt, wenn sie gefragt hat, ob ich warm genug angezogen bin oder richtig ernähre. Heute finde ich das total schön. Und Aglaia ist ja unsere Familien-Hausärztin. Sie kennt sich am besten aus. Sicher auch, weil sie mal Medizinerin werden wollte. Sie versucht uns immer ein bisschen zu belehren und schickt basische Kochbücher oder sagt, wir sollen abends Tee trinken. Da wird sie nicht müde.
Aglaia: Ja, ja, mach dich nur lustig. Ich bin sehr körperbewusst, aber auch gezwungenermaßen (lacht) Und eines muss man sagen: Ihre Familie liebt Wurst und isst diese morgens, mittags und abends. Sie hat ihrer Tochter sogar einmal in den Kindergarten eine Wursttorte mitgegeben! Stellen Sie sich das vor, für mich als Waldorfkindergartenmutti konnte sowas nur noch mehr vegetarische Kochbücher nach sich ziehen, die jetzt allerdings im Kasten verstauben.
Gwendolin: Ich habe einfach dünne Scheiben Wurst im Kreis aufgelegt. Und in der Mitte waren übrigens Gurken. Also doch gesund!!
Gab es jemals eine Zeit der Entfremdung?
Gwendolin: Aglaia Hochzeit war für mich schwierig. Da dachte ich, jetzt ist sie weg. Es war so ein Verlustgefühl. Aber meine Befürchtungen haben sich alle nicht bewahrheitet.
Aglaia, Sie sagten einmal chaotisch und unruhig zu sein und nicht mit Geld umgehen zu können. Sind
Sie sich da ähnlich?
Gwendolin: Ich werde immer mehr zu Aglaia. Ich erkenne da starke Parallelen.
Aglaia: Wir haben ähnliche Eigenschaften und Fähigkeiten. Deshalb kann ich Gwen auch gut beraten, weil ich Vieles schon in ähnlicher Form erlebt habe
Welche Eigenschaften der jeweils anderen hätten Sie dennoch gerne?
Gwendolin: Sag jetzt ja nix Falsches.
Aglaia: Also Gwendi ist zwar nur zehn Jahre jünger, aber sie hat zum Beispiel schon eine andere Vorstellung davon, welche Freiheiten man sich als Frau oder Mutter herausnehmen kann und darf. Sie hat eine eigene Firma gegründet, hat Angestellte, verwaltet ihr Budget. Sie hat in einem Alter, Mut bewiesen, den ich damals nicht gehabt hätte. Außerdem hat sie eine große, tiefe Lebensfreude und Lebenslust, die mich ansteckt und mitreißt.
Gwendolin: Beim Lebenshunger warst du einfach meine Vorreiterin. Aber Aglaia ist deutlich empathischer als ich. Zum Beispiel fühlt sie mit unseren Eltern sehr stark mit, die langsam alt werden. Mir fällt es manchmal schwer, Leute zu verstehen, denen es nicht gut geht.
Ihr seid beide beruflich sehr erfolgreich – auch in der gleichen Branche, obwohl Aglaia die bekanntere ist. Habt ihr da jemals eine Rivalität empfunden?
Gwendolin: Ich habe immer von Aglaias Popularität profitiert und sonne mich gerne in ihrem Ruhm. Auf Events bin ich gerne ihre Begleitung, obwohl sie mich in erster Linie mitnimmt, weil ich die einzige bin, neben der sie am Roten Teppich schlank aussieht.
Aglaia: Haha, nein nein, ich kann mir eben einfach keine entspanntere und lustigere Begleitung als dich vorstellen! Nur mit der Pünktlichkeit haben wir es beide nicht so und zusammen kommen wir dann doppelt zu spät. Wie am Deutschen Filmpreis 2018. Ui, war das peinlich. Und da hast du auf den Fotos, sagen wir, etwas kräftiger ausgesehen, weil du noch gestillt hast.
Gwendolin: Das stimmt doch gar nicht, ich habe nicht mehr gestillt. Ich habe einfach so ausgesehen.
Aglaia: Hi, hi. Selbstironie kann man nie genug haben. Aber manchmal beneide ich Gwen durchaus. Mit Anfang 40 ist man noch sehr anders drauf als mit Anfang 50. Naja. Sie ist eben einfach meine jüngere Schwester. Ich erinnere mich an einen Moment als mir ihre Schönheit zum ersten Mal bewusst wurde: 1995, in der Disco in unserem Ferienort Waidring. Beim Reinkommen dachte ich plötzlich: ,Wieso schaut mich hier keiner an? Für die Burschen in der Waidringer Disco war in diesem Moment meine 17-jährige Schwester einfach viel attraktiver als die, in die Jahre gekommene 27-jährige.
Können Sie sich auch kritisieren?
Gwendolin: Nein, gar nicht. Wir sind alle nicht besonders kritikfähig, dafür sehr emotional. Und Aglaia geht immer wieder gerne in Konfrontation mit den Schwestern. Ich sträube mich eher, weil ich weiß, dass ich selbst nicht viel Gegenwind aushalte. Wenn man mir etwas vorwirft, gehe ich schnell in eine Verteidigungshaltung. Das müssen wir noch üben.
Aglaia: Zurzeit steht der Verkauf unseres Elternhauses an. Gwen und ich neigen diesbezüglich zu, nennen wir es, etwas emotionaleren Diskussionen. Und Cornelia, unsere vierte Schwester, eine studierte Psychologin und ausgebildete Mediationstrainerin, sagt dann immer: ,Okay, was ist unser Ziel? Und dann versuchen wir erstmal ganz konzentriert uns zu beruhigen, bevor es genauso wild wieder weitergeht (lacht). Wenn wir ein paar Tage zusammen sind, fetzen wir uns also durchaus schon auch einmal. Das gehört dazu, aber wir können uns auch gut voreinander entschuldigen.
Gwendolin: Wenn ich einen Ratschlag von Aglaia nicht annehme, sagt sie immer: ,Wart’s ab.
Aglaia: Das sag ich doch schon lange nicht mehr!!!
Gibt es einen Unterschied zwischen Freundschaft und Schwesternliebe?
Gwendolin: Eine Freundschaft muss sich entwickeln, Schwestern ist man. Ich habe erst im Erwachsenenalter eine Freundschaft zu meinen Schwestern aufgebaut.
Aglaia: Der große Unterschied ist, dass ich bei meinen Schwestern keine Angst habe. Ich weiß einfach: Unsere Beziehung bleibt lebenslang und das ist sehr, sehr wertvoll. Da haben unsere Eltern sehr fair vorgebaut. Sie haben uns nie gegeneinander ausgespielt. Sie haben viel richtig gemacht. Sie waren immer extrem gerecht und liebevoll. Natürlich gab es auch Eifersüchteleien untereinander und jede Tochter hat ein anderes Verhältnis zu Mama oder Papa. Aber in meinen großen Krisen habe ich meine Schwestern um 4 Uhr früh angerufen. Auch, wenn ich wegen unserer Eltern in den letzten Jahren unsicher und überfordert war, war eine der drei immer ansprechbar. Was für ein Luxus.
Gwendolin: Und wenn mir zu Hause mal wieder die Decke auf den Kopf fällt, dann sagt Aglaia: ,Das geht vorbei, Schatz, Kopf hoch!"
Aglaia: Warts ab!