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"Ich liebe dich nicht mehr!"

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"Ich liebe dich nicht mehr!"
"Ich empfinde nichts mehr für dich!"©Corbis
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Ein Streit, dann dieser Satz: "Ich liebe dich nicht mehr!" Was diese Aussage bedeuten kann, wie du damit am besten umgehst und wie ihr besser streitet.

Und plötzlich steht er im Raum, der Satz. "Ich liebe dich nicht mehr. Ich empfinde nichts mehr."

Macht die Knie wacklig, schneidet eiskalt in die Magengrube. Man hat gestritten, man hat gekeppelt. Nein, glücklich war man nicht. Aber sind deshalb alle Gefühle ausgelöscht? Jegliche Zuneigung? Die Liebe?

Im Streit wirft man sich oft grobe Sachen an den Kopf. Aber wenig erschüttert eine Beziehung so in ihren Grundfesten, wie dieser Satz.

Wie man damit umgeht, ob es dann überhaupt zu einer Versöhnung kommen kann – und wie man Konflikte in der Partnerschaft besser löst – das beantwortet Parship-Psychologin Caroline Erb, mit der wir ab jetzt regelmäßig eure Fragen an die Liebe erörtern.

So ein Satz demoliert das Selbstwertgefühl

WOMAN: "Ich habe keine Gefühle mehr für dich!" – Ist die Beziehung nach so einer Aussage bereits Geschichte?
Caroline Erb: So ein Satz ist natürlich ein Bomber. Im Streit wirft man sich ja so einiges an den Kopf – aber in diesem Fall hat man das Gefühl, als Person abgewertet zu werden. Das rüttelt am Selbstwertgefühl. Da muss man nachfragen: 'Was hast du mit deinen Worten genau gemeint? Ist dir bewusst, wie sehr mich das verletzt?'"

WOMAN: Das klingt zwar logisch... Aber wenn ich mich an manchen Streit erinnere, dann sind doch beide so wütend, so verletzt, dass eine ganz nüchterne Gefühlsinventur in dem Moment eigentlich gar nicht drin ist...
Erb: Das stimmt. Wenn man merkt, dass man jetzt nicht in der Lage ist, diese Aussage zu klären und vom Tisch zu bringen, dann braucht es eine Abkühlungsphase, bis beide wieder in der Lage sind, auf einer vernünftigen Basis miteinander zu sprechen. Aber wichtig ist, dass man sofort klar macht, dass mit dem Satz "Ich liebe dich nicht mehr" eine massive Grenzverletzung stattgefunden hat. 'Jetzt hast du eine Grenze übertreten. Das lasse ich mir nicht gefallen. Ich brauche erst mal Abstand.'

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 © © Corbis

WOMAN: Diese Phase ist dann für den Verletzten trotzdem höllisch! Der Satz nagt ja weiter: Hat er das ernst gemeint? Liebt er mich nicht mehr? Wie soll man dann wieder auf den Partner zugehen? Man hat ja auch Angst, sich die nächste Verbal-Watsche zu holen...
Erb: Es darf auf keinen Fall zu viel Zeit bis zur Klärung verstreichen. Sonst besteht die Gefahr, dass man sich innerlich immer kleiner und schwächer fühlt. Und ins das Gespräch mit dem Gefühl geht, man müsste jetzt betteln, damit man wieder geliebt wird. Statt darauf zu hoffen, dass der andere eine Liebeserklärung macht, geht es zunächst darum, die Fronten zu klären. Hast du das gesagt, weil du dich emotional in die Ecke gedrängt gefühlt hast? Weil du mich verletzen wolltest? War es eine Retourkutsche? Oder willst du mir wirklich sagen, dass wir uns trennen sollen?

War es eine Retourkutsche – oder willst du wirklich nicht mehr?

WOMAN: Und dann?
Erb: Kommt es darauf an, ob der andere einsichtig ist. Oder auf dem Thema drauf bleibt. Die Versöhnung sollte jedenfalls schnell erfolgen. Dann muss man sich als Paar überlegen, wie man zu einer neuen Streit- und Konfliktkultur findet, in der so massive Verletzungen nicht mehr passieren. Und es ist eine gewaltige Verletzung! Denn wir brauchen in der Liebe die enorme Sicherheit, dass der andere uns auch dann nicht verlässt, wenn es mal happig wird. Fallen Sätze wie "Ich will nicht mehr!" oder "Ich liebe dich nicht!" im Streit zu schnell oder auch inflationär, dann bröckelt dieses Vertrauen Stück für Stück – und die Beziehung scheitert wirklich. Also: Klarmachen, wo die Grenze liegt. "Das möchte ich so nicht mehr erleben!"

WOMAN: Damit es zu einer Versöhnung kommt, müssen aber auch beide dazu bereit sein. Einer muss den ersten Schritt machen, der andere muss bereit sein, zu verzeihen. Das kann ja auch ein Machtspiel sein. "ICH entschuldige mich sicher nicht...."
Erb: Richtig. Manchmal ist das ja auch ein Muster: Einer kommt immer angekrochen, der andere verteilt seine Gunst. In jeder Beziehung gibt es Phasen, wo einer mal mehr Unterstützung oder Nähe braucht. Und der andere ihn stützt, also ein wenig Oberwasser hat. Aber die meiste Zeit sollte man sich auf Augenhöhe begegnen. Wenn es nur mehr ein Spiel um Macht und Ohnmacht, Nähe und Distanz ist, dann steht die Liebe auf der Kippe. Da braucht es einen echten Perspektivenwechsel. Sich zu entschuldigen, aber auch Verzeihen zu können, das ist eine unglaublich hohe Qualität. Eine echte Stärke! Die zu verbessern, daran kann man aktiv arbeiten.

WOMAN: Gott. Beziehungen sind ganz schön kompliziert. Manchmal hätte man gerne eine Anleitung. Gibt es vielleicht sowas wie ein 5-Punkte-Programm zur Versöhnung?
Erb: Leider, die allgemeingültige Checkliste zum Glück existiert nicht. Dafür sind Paare und Beziehungen zu verschieden. Humor aber ist zum Beispiel eine tolle Strategie, um Versöhnungen herbeizuführen, ohne dabei das Gefühl zu haben, dass man die Hosen runterlässt. Streiten wir gerade wirklich über so etwas Lächerliches? Oder ein Augenzwinkern, den anderen in den Arm nehmen, einen Blödsinn machen, der ihn aus seinem Eck holt.

WOMAN: Kann das nicht auch gefährlich sein? Der andere findet vielleicht gar nicht, dass über etwas Lächerliches gestritten wird...
Erb: Eine reife Beziehung erkennt man daran, dass die Partner einander auch zuhören. Was empfindet der, was fühlt er, was hat ihn so ins Eck gedrängt, dass er so massiv reagiert hat? Wenn man versucht, diese Fragen zu ergründen, Verständnis zu entwickeln und zu sehen, dass man vielleicht auch einen Fehler gemacht hat, für den man sich entschuldigen sollte, dann ist der Grundstein für eine Versöhnung gelegt.

Caroline Erb ist Parship-Psychologin und Paar-Expertin. In ihrer Praxis in Wien bietet sie auch direkte Beratung und Coaching an: caroerb  gmx.at. Für WOMAN.at beantwortet sie ab nun regelmäßig eure Fragen zu Liebe und Partnerschaft. Schickt uns diese mit dem Kennwort "Fragen über die Liebe" an online  woman.at.

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Parship-Psychologin Caroline Erb © © Parship
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