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Kupferkette: Welche Vor- und Nachteile hat sie gegenüber der Spirale?

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Kupferkette

Wie wird die Kupferkette befestigt?

©iStock
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Kupferspirale, Kupferball, Kupferkette - die Möglichkeiten, mit Kupfer zu verhüten, sind heutzutage sehr vielseitig. Trotz ihrer gleichen Wirkung unterscheiden sich die Präparate stark in Aufbau und Prozedur. Vor allem die Kupferkette befindet sich dabei nicht nur in der Gebärmutter, sondern wird in eben diese eingehakt.

Dass Kupfer befruchtungsunfähig machen kann, ist bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts kein Geheimnis mehr. Trotzdem kommen immer noch - primär innerhalb der letzten Jahre - viele weitere, auf Kupfer basierende Verhütungsmethoden auf den Markt.

Eine davon ist die Kupferkette, welche - wenn man es grob herunterbricht - in die Gebärmutterwand geschoben wird. Falls ihr schmerzempfindlich seid, klickt bitte nicht direkt weg! Wir zeigen nämlich, wieso die Kupferkette eine der besten hormonfreien Alternativen ist, um eine Schwangerschaft zu verhindern.

Worum handelt es sich bei einer Kupferkette?

Ihren finalen Durchbruch hatte die Kupferkette erst im Jahr 2014 - damals wurde sie als nicht-hormonelle Langzeitsverhütungsmethode vorgestellt und gehört wie auch Spiralen zu den Intra Uterine Pessaren (IUP): Man führt sie in die Gebärmutter ein. Tatsächlich ist die Kupferkette nicht unter eben diesem Begriff bekannt, sondern viel eher als "GyneFIX®" - ihrem offiziellen Markennamen. Als Erfinder gilt der belgische Gynäkologe Dirk Wildemeersch.

Man muss es sich so vorstellen: Eine Spirale weist in der Regel ein Kunststoffgerüst auf, welches vergleichsweise viel Platz in der Gebärmutter einnimmt. Das Problem daran ist, dass nicht jeder Uterus gleich groß ist und die Spirale damit gleichzeitig für manche zu breit ist. Ist dies der Fall, berühren die "Flügel" der Spirale sogar die Gebärmutterschleimhaut - Bauchschmerzen, Rückenschmerzen und auch Blutungen können eintreten. Bei der Kupferkette hingegen besteht das Gerüst aus einem zarten, reißfesten Polypropylenfaden, an dem vier bis sechs, jeweils circa zwei Millimeter breite Kupferelemente angebracht sind.

Je nach Größe der Gebärmutter kann sogar zwischen zwei verschiedenen Längen entschieden werden - der kleineren GyneFIX 200® oder der größeren GyneFIX 300®. Aufgrund ihrer flexiblen Beschaffenheit kann sich die Kupferkette ohne Probleme an die anatomischen Verhältnisse anpassen, ohne dabei überhaupt gespürt zu werden. Nebenwirkungen und Komplikationen kommen eher selten vor. Das Beste kommt zum Schluss: Eine Kupferkette eignet sich für Personen jeder Altersgruppe. Kosten werden allerdings nicht von der Krankenkasse übernommen - das sind meistens um die 200€ bis 300€.

Was muss vor dem Einsetzen beachtet werden?

Wichtig: Um sich die Kupferkette legen zu lassen, braucht es speziell geschulte Gynäkolog:innen. Deine reguläre Praxis wird wahrscheinlich nicht dazu zählen, da es bisher nur wenig Fachärzt:innen dafür gibt. Bevor es zum Eingriff kommt, wird überprüft, ob die Patient:innen eventuelle Entzündungen der Fortpflanzungsorgane, die Kupferspeicherkrankheit "Morbus Wilson" oder seltene Fehlstellungen der Gebärmutter aufweisen.

Hinzukommt, dass die Gebärmutterwand dick genug sein muss, um die Kette letztlich auch einzuhaken. Bei Katharina, die sich freundlicherweise für ein Interview mit mir bereit erklärt hat, war es genau andersherum. Dank Thromboserisiko kann sie nicht zur Anti-Baby-Pille greifen und entschied sich stattdessen vor mehreren Jahren für die Kupferkette: "Das ist wegen einer Blutgerinnungsstörung, die auch relativ viele Frauen haben, ohne es zu wissen."

Wie funktioniert das Einsetzen der Kupferkette?

Das Legen der Kupferkette ist keine große Operation, sollte dennoch nicht unterschätzt werden. Weil der Muttermund während der Menstruation geweitet ist, wird die Kupferkette meist während eben dieser eingesetzt. Wer schmerzempfindlich ist, kann - muss aber nicht - zu Schmerzzäpfchen, Tabletten zur Aufweichung des Gebärmutterhalses oder einer lokalen Betäubung greifen. "Das Unangenehmste war die Betäubungsspritze, danach war es nur Druck. Damals hatte ich eher Angst, schwanger zu werden, als Angst vor den Schmerzen", erklärt Katharina.

Ist alles abgeklärt und vorbereitet, wird die Kupferkette mit einem Applikator in die Gebärmutter eingeführt und mit einer speziellen Einsatzhilfe in den oberen Gebärmuttermuskel geschoben. Damit diese halten kann, muss der sich am Fadenende befindende Knoten gut fixiert werden. Den Rest macht das Muskelgewebe selbst! Innerhalb der nächsten sieben Tage wird die Kupferkette fest im Gewebe verankert - und liegt dabei beweglich in der Gebärmutter, ohne potenziell verrutschen zu können.

Was nach einem langen Prozedere klingt, ist eigentlich nur ein Vorgang von wenigen Minuten. Nach dem Einlegen bedarf es einer regelmäßigen Kontrolle, die erstmals nach der nächsten Menstruation und daraufhin alle sechs Monate durchgeführt werden sollte. Da die Verankerung der Kupferkette mit einem kleinen Metallelement versehen ist, kann der Sitz jederzeit mithilfe eines Ultraschalls überprüft werden.

Wie lässt sich die Wirkweise erklären?

Die Kupferkette basiert auf - Trommelwirbel - Kupfer! Aufgrund dessen werden Kupferteilchen freigesetzt, die gleich zwei empfängnisverhütende Wirkungen haben: Einerseits wird die Beweglichkeit der Spermien beeinträchtigt, sodass kaum eine Eizelle befruchtet wird. Außerdem bewirkt die Kupferkette eine veränderte Zusammensetzung der Gebärmutterschleimhaut, wodurch sich eine eventuell doch befruchtete Eizelle nicht einnisten kann. Die Kupferkette ist eigentlich nur ein Fremdkörper.

Laut Pearl-Index - das ist ein Beurteilungsmaß für die Zuverlässigkeit der Empfängnisverhütung - liegt die Versagerrate der Kupferkette bei 0,3 bis 0,8. Das bedeutet, dass 3 bis 8 von 1000 Personen schwanger werden. Voraussetzung für diesen Wert ist eine perfekte und typische Anwendung.

Welche Nebenwirkungen können potenziell auftreten?

Obwohl es selten vorkommt, kann die Kupferkette aus der Gebärmutter herausrutschen, sollte der Faden nicht optimal fixiert worden sein. Gleichzeitig besteht die Gefahr, die Gebärmutter beim Einsetzen zu verletzen - das betrifft aber ungefähr nur 2 von 1000 Personen. Weil man im Vorhinein nicht sagen kann, wie gut der Körper den Fremdkörper annimmt, kann ein Ausstoßen der Kupferkette nie ausgeschlossen werden.

Auch die Menstruation kann - sobald die Kupferkette eingesetzt wurde - stärker und schmerzhafter auftreten. "Ich habe ohnehin sehr starke, schmerzvolle Tage und kann nicht wirklich sagen, ob es stärker oder weniger geworden ist. Ich weiß nur, dass meine Tage kurz und intensiv sind, was typisch für Personen mit GyneFIX® ist", wirft Katharina bezüglich ihrer Menstruation ein. Zusätzlich ist stets ein erhöhtes Entzündungsrisiko gegeben. Weil die Kupferkette ein Verhütungsmittel ohne Barrierefunktion ist, existiert kein Schutz vor Geschlechtskrankheiten.

Was für Vorteile hat die Kupferkette?

Die Kupferkette weist absolut keine Hormone auf - und hat daher auch keine systemischen Nebenwirkungen wie Hautveränderungen, Gewichtszunahme oder Libidoverlust. Ebenso ist das hormonfreie Verhütungsmittel mit Diabetes, Bluthochdruck, Karzinom und Migräne verträglich. Der natürliche Menstruationszyklus bleibt dabei permanent erhalten, sodass ganz normal ein Eisprung stattfinden kann.

Während die Kupferkette liegt, muss man sich nicht anderweitig um Verhütung kümmern. Medikamente oder Magen-Darm-Probleme beeinträchtigen nicht die Wirksamkeit und Sicherheit. Fun Fact: Wer sonst kein:e Träger:in der Kupferkette ist, aber ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte, kann sich diese nachträglich einsetzen lassen. Die schnellere, günstigere und schmerzfreie Variante wäre das Einnehmen einer Pille danach. Es lohnt sich also nur dann, wenn sowieso eine langfristige Methode in Erwägung gezogen wurde.

Kann man die Kupferkette einfach wieder entfernen lassen?

Eine Kupferkette kann in der Regel circa fünf Jahre wirksam sein. Natürlich ist es möglich, diese aufgrund eines Schwangerschaftswunsches oder Unverträglichkeit auch frühzeitig entfernen zu lassen. Der Vorgang ist dabei immer derselbe: Bereits beim Einlegen wird darauf geachtet, dass der sogenannte "Rückholfaden" aus dem Muttermund herausguckt - dieser wird beim Sex kaum bis nie gespürt. Soll die Kupferkette raus, wird am Faden gezogen. That's it!

"Das Ziehen war schon etwas schmerzhaft, muss ich sagen. Man tut, als müsste man husten und in dem Moment wird gezogen", so Katharina, deren Schmerzen jedoch nicht so unerträglich waren, um sie vor einem erneuten Absetzen abzuhalten. Entschließt man sich gegen eine Erneuerung, ist eine sofortige Fruchtbarkeit gegeben.

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