Palmöl Plantage mit jungen Ölpalmen (Elaeis guineensis) auf gerodeteten Regenwaldflächen, Sabah, Borneo, Malaysia
©ImagoPalmöl wird in sehr vielen Lebensmitteln eingesetzt - es ist hitzestabil und preisgünstig. Da Ölpalmen am liebsten dort wachsen, wo sonst Regenwälder gedeihen, geht eine gesteigerten Nachfrage auf die Kosten der Wälder. Die Pflanze bietet aber auch Vorteile. Welche Alternativen gibt es und wie kannst du selbst auf eine nachhaltigere Ernährung achten?
Was ist Palmöl?
Palmöl wird aus den Früchten der Ölpalme (Elaeis guineensis) hergestellt. Das Fett aus der Palmöl Pflanze wird vor allem in der Nahrungsmittel-Produktion eingesetzt.
Welche Vorteile und Nachteile hat Palmöl?
Für die Lebensmittel-Industrie bietet Palmöl viele Vorteile: Es ist hitzestabil und lässt sich vielfältig sowie gut verarbeiten. Zudem ist es auch noch preisgünstig.
Ein weiterer Vorteil ist, das nachhaltig angebautes Palmöl ressourcenschonender ist, als andere Öle. Alternative Sorten wie Soja, Sonnenblumen oder Kokos können bis zu fünfmal mehr Anbaufläche für die gleiche Menge Pflanzenöl benötigen.
Nachteile hat es aber vor allem für die Umwelt:
Da Ölpalmen am liebsten dort wachsen, wo sonst Regenwälder gedeihen, fallen dem landwirtschaftlichem Anbau laut WWF etliche Hektar Wald zum Opfer, die zum Teil für die Gewinnung von Palmöl illegal gerodet werden. Werden dieser bei der Einrichtung von Palmölplantagen trockengelegt, werden Treibhausgase frei, die sich negativ auf das Klima auswirken können. Dadurch werden aber auch Tiere wie Orang-Utans oder Tiger aus ihrem Lebensraum verdrängt.
Ist Palmöl gesundheitsschädlich?
Palmöl enthält an sich weniger gesättigte Fettsäuren als beispielsweise Kokosöl. Zudem sind auch Carotinoide, Vitamin-E und diverse Antioxidantien wie Tocotrienole enthalten.
Laut der deutschen Verbraucherzentrale können bei der Raffination von Palmöl im Vergleich zu anderen Pflanzenölen erhöhte Mengen an Fettschadstoffen wie 3-MCPD-Fettsäureester (3-MCPD) entstehen. Dieser Stoff ist eventuell krebserregend.
Was sind MCPDs?
Diese Substanzen entstehen vor allem bei der Herstellung (Raffination) von pflanzlichen Fetten und Ölen, wenn diese hoch erhitzt werden, damit unangenehme und bittere Geruchs- und Geschmacksstoffe entfernt werden. Die dabei entstehenden Fettschadstoffe (MCPD-Fettsäureester ab 150 °C und Glycidyl-Fettsäureester ab 200 °C) können aber auch in allen anderen raffinierten pflanzlichen Fetten und Ölen entstehen. Daher können sie in anderen Nahrungsmitteln enthalten sein, bei denen diese Öle verwendet wurden.
Die höchsten Konzentrationen dieser Substanzen findet sich laut AGES aber meist in Palmölen und Palmfetten.
Auch bei der Verarbeitung von tierischen Lebensmitteln wie Fisch oder Fleisch können sich 3-MCPDs bilden. Sie können daher auch in Nahrungsmitteln, die getoastet, gegrillt, gebraten, frittiert oder geräuchert werden, vorkommen.
Im Rahmen eines Marktchecks befragte 2019 die Verbraucherzentrale Bayern 26 Hersteller von palmölhaltigen Produkten zum Gehalt an 3-MCPD in ihren Produkten. Elf Hersteller antworteten mit genauen Angaben zu Fettschadstoffen, die aufzeigten, dass ihnen die Problematik eigentlich bewusst ist. Jedoch enthielten die Produkte Schadstoffmengen, die bei einer ungünstiger Wahl der Lebensmittel vor allem bei Kindern über der täglich tolerierbaren Menge an 3-MCPD liegen können.
Seit Anfang 2021 gelten in Europa laut Verordnung (EU) 2020/1322 bestimmte Höchstgehalte für 3-MCPD in verschiedenen Lebensmitteln wie Pflanzenöle, Säuglingsanfangsnahrung oder Folgenahrung. Die Regelung ermöglicht zudem den Verbraucherzentralen eine Lebensmittelüberwachung, durch die etwaige Produkte mit erhöhten Fettschadstoff-Werten aus dem Verkehr gezogen werden können. Daher werden laut der AGES auch in Österreich im Rahmen amtlicher Kontrollen, die geregelten Produktgruppen auf die Einhaltung der gesetzlichen Höchstgehalte kontrolliert.
Warum ist Palmöl nicht gut für die Umwelt?
Laut WWF enthält fast jedes zweite Supermarktprodukt Palmöl. Es ist vor allem in Produkten wie Süßigkeiten und industriellen Snacks zu finden. Der landwirtschaftliche Anbau benötigt weltweit eine Fläche von etwa 19 Millionen Hektar, Palmöl wird besonders rund um den Äquator in artenreichen Regionen, wie Indonesien und Malaysia, gewonnen. Mit der weltweit steigenden Nachfrage, wachsen aber die ökologischen und sozialen Probleme. Für neue Plantagen muss leider meist der Regenwald daran glauben.
Der WWF empfiehlt daher eine Änderung des Konsum von Palmöl, an dem wir uns alle beteiligen können. Dabei geht es aber nicht um einen kompletten Boykott von Palmöl, sondern um einen bewussteren Blick beim Konsum. Hier gilt das Prinzip des Minimalismus: Weniger ist mehr. Der bloße unkritischer Austausch von Palmöl durch andere Pflanzenöle löst laut WWF die Probleme nicht, sondern verlagert diese nur. Denn auch andere Pflanzenöle benötigen Fläche für den Anbau.
Am wichtigsten ist es den Anbau umwelt- und sozialverträglicher zu gestalten und dabei vor allem Wälder zu schützen. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch die Ernährungspyramide 2.0 des WWFs. Bei dieser werden ebenfalls zusätzlich ökologischen Kriterien einbezogen, um so einen Beitrag für den Klimaschutz leisten zu können.
Gibt es nachhaltiges Palmöl?
Es ist eigentlich kein schlechtes Öl - das Problem sind die Waldflächen, die oft dafür gerodet werden. Mit Palmöl kann auf wenig Fläche ein großer Teil des Bedarfs an Pflanzenölen gedeckt werden. In vielen Ländern ist es auch ein wichtiges Nahrungsmittel und ist die Lebensgrundlage von Kleinbauern.
Problematisch ist die Art und Weise, wie produziert wird. Laut WWF muss die Produktion anders werden – ökologischer, ökonomischer und sozial verträglicher. Davon sind aber die meisten Hersteller des Öls noch weit entfernt. Einen Mindeststandard für den Anbau von Palmöl bietet der "Runde Tisch für Palmöl" (RSPO), an dem der WWF mitarbeitet. Ziel diesen ist es, möglichst viele Beteiligte zur Einhaltung der Standards zu bewegen.
Wie nachhaltig Palmöl sein kann, wird oft diskutiert, es gibt viele Bestrebungen von Unternehmen dazu. Laut dem WWF Palmölcheck 2021, wurde viel versprochen, aber zu wenig umgesetzt - es fehlen strengere Vorgaben und zusätzliches Engagement. Zudem wurde auch festgestellt, das immer wieder Unternehmen mit dem Zusatz "ohne Palmöl" auf einzelnen Produkten werben, jedoch insgesamt bei der Herstellung ihrer Produkte, ihrer Verantwortung aber nicht nachkommen.
Zertifizierungen können Konsumenten helfen, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen. Jedoch werden Vorgaben, dabei nicht immer vollständig eingehalten. Organisationen wie der WWF oder Greenpeace, prüfen die Zertifikate kritisch.
Oft heißt es, dass nur die Konsumenten mit ihren Kaufentscheidungen, einen großen Einfluss haben. Aber hier wird meist nicht mehr als nur ein gutes Gewissen verkauft. In folgender Doku zeigt Werner Boote gemeinsam mit der Greenwashing-Expertin Kathrin Hartmann auf, was dahinter steckt:
In welchen Produkten ist Palmöl enthalten?
Es findet sich in Produkten wie Tütensuppen, Brotaufstrichen wie Margerine, Fertiggerichten und vor allem in Süßigkeiten und industriellen Snacks wie Schokocremes, Kuchen oder süßem Gebäck.
Es wird aber nicht nur für Lebensmittel verwendet, es kann auch als Basis für Reinigungsmittel und Kosmetika wie Gesichtscremes Verwendung finden. Zudem kann es aber auch als Rohstoff für Kraftstoff wie Biodiesel verwendet werden.
Wie erkennst du Palmöl-Produkte?
Seit Dezember 2014 gibt es durch eine EU-Verordnung eine neue Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln. Laut dieser muss auf der Verpackung die Herkunftspflanze des Fetts oder Öls klar benannt werden. Das macht das Erkennen von enthaltenem Palmöl in Lebensmitteln einfacher.
Bei anderen Produkten muss genauer hingeschaut, denn es gibt zahlreiche Bezeichnungen, hinter denen Palmöl in den Inhaltsstoffen stecken kann. Das wären beispielsweise: Palm Kernel Oil, Palmate, Hyrated Palm Glycerides oder Palm Stearine.
Palmöl-Derivate wie Tenside oder Emulgatoren, können aufgrund des Namens oft nur schwer dem Palmöl zugeordnet werden. Diese können durch chemische Umwandlungsprozesse aus Palmöl oder Palmkernöl gewonnen werden.
Tipp
Produktdatenbanken wie die App "Code-Check", bei denen Produkte mit Palmöl aufgelistet sind, können Konsumenten einen zusätzlichen Einblick zu problematischen Inhaltsstoffen sowie Alternativen dazu geben .
Welche Alternativen zu Palmöl gibt es?
So wie ein einzelnes Superfood, wohl kaum ein mega Wunder bewirken kann, bringt auch der Verzicht auf nur ein einzelnes Produkt nicht unbedingt den ganz großen Erfolg. Besser ist es auf eine gute Mischung verschiedener Möglichkeiten und Optionen zu achten, die Fairness, ökologischen und einen resourcenschonenden Anbau gewährleisten.
Verzicht auf Palmöl?
Die Umwelt- und Naturschutzorganisation WWF kam in einer 2016 veröffentlichten Studie ( Auf der Ölspur– Berechnungen zu einer palmölfreien Welt) zum Schluss, das ein Ersatz von Palmöl durch andere tropische Pflanzenöle nicht zu den gewünschten Zielen führt. Kokosöl hat beispielsweise ähnliche Eigenschaften wie Palmöl und wird gerne als Alternative eingesetzt. Doch auch Kokosnüsse sowie Sojabohnen werden meist in denselben sensiblen Regionen wie die Palmöl-Pflanzen angebaut. Damit würde das Problem nicht gelöst, sondern nur verlagert. Zudem benötigen andere Öle die 5-fache Anbaufläche, um die gleiche Menge an Palmöl zu ersetzen. Dadurch entstünden im Endeffekt dann erheblich mehr Treibhausgasemissionen. Der komplette Verzicht auf Palmöl würde auch vielen Kleinbauern in den entsprechenden Ländern ihre Existenzgrundlage entziehen. Eine Reduktion des Rohstoffes bei der Lebensmittel-Produktion und der Ersatz durch zertifiziertes Palmöl oder regionale Öle seitens der Hersteller stellen eine Alternative dar.
Die beste Alternative ist selbst zu kochen und zwar mit frischen Zutaten wie saisonalem Obst und Gemüse, das nicht allzu lange Transportwege hinter sich hat und noch voller Vitamine steckt. Zum Verfeinern greifst du dann am besten zu heimischen hochwertigen Ölen.
Interessant ist auch die Ernährungsform Clean Eating, bei der auf unverarbeitete und naturbelassene Lebensmittel gesetzt wird. Gesunde und natürliche Zutaten werden dabei frisch und schonend zubereitet. Beim Clean Eating werden grundsätzlich künstlich und fertig hergestellte Lebensmittel vermieden.
➠ Hier noch paar Tipps für mehr Nachhaltigkeit: Bewusst shoppen leicht gemacht!
Palmölfreie Alternative zur Schokocreme
Industriell hergestellte Lebensmittel wie Fertiggerichte, Schokoladen-Aufstriche, Kekse, Backwaren, Kuchen und Margarine sowie frittierte und gebackene Produkte enthalten besonders viel Palmöl. Daher sollte auf diese am besten so gut es geht verzichtet werden. Damit tust du auch deinem Körper etwas Gutes, da diese auch generell nicht als besonders gesunde oder nachhaltige Ernährung gelten.
Wenn du nicht auf Schokocreme verzichten kannst, gibt es beispielsweise eine palmölfreie Alternative auf Hanfbasis von der Schalkmühle aus der Steiermark. Auch Alnatura hat palmölfreie Süßigkeiten im Programm.
Nachhaltige Ernährung
Es würde auch nicht schaden, wenn wir insgesamt auf eine nachhaltigere Ernährung achten würden. Die Reduktion ein einzelnes Produktes wie Palmöl, kann dabei ein Anfang sein. Hin und wieder einfach mal mehr Gemüse, weniger Fleisch und frische sowie regionale Zutaten - da freut sich auch die Gesundheit!