Der gefährlichste Ort für Frauen ist keine dunkle Straße bei Nacht. Leider ist es der Ort, an dem man sich eigentlich am sichersten fühlen sollte. Denn die meisten gewalttätigen Übergriffe oder Morde an Frauen passieren im eigenen Zuhause. Durch den eigenen Partner oder den Ex-Partner.
Aber es gibt Warnsignale: Diese 8 Stufen sind bei jedem Beziehungsmord gleich.
Alle 9 Tage starb in Österreich letztes Jahr eine Frau - ermordet durch den eigenen Partner oder den Ex-Partner. 2019 wurden im ersten Quartal bereits zehn weitere Morde gezählt. Spontane Taten? Keineswegs! Bei Beziehungsmorden gibt es Vorzeichen sowie eine Vorlaufzeit - die Täter planen den Mord. Und diese Vorzeichen zeichnen sich sogar schon sehr früh ab und verlaufen fast immer völlig identisch.
Dieses immer gleich verlaufende Verhaltensmuster bei Männern, die Missbrauch betreiben und ihre Partnerinnen töten, veröffentlichte nun eine britische Kriminologie-Expertin.
Diese Informationen können dazu beitragen, Leben zu retten.
Dr. Jane Monckton Smith, Dozentin an der University of Gloucestershire, analysierte 372 Tötungsdelikte im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt in Großbritannien und fand bei fast jedem Mord ein 8-stufiges Muster. Die von Dr. Monckton Smith identifizierten acht Stadien bezeichnete sie als "Mordzeitplan", mit dem die Polizei nun potenzielle Täter überwachen und Opfer schützen kann:
Muster: 8 Stufen der Gewalt bevor ein Mann seine Partnerin oder seine Ex-Partnerin ermordet
- Vorgeschichte: Der Täter hat eine Vorgeschichte, in der er andere Personen verfolgt oder missbraucht hat.
- Schnelles Tempo: Die Beziehung entwickelt sich schnell zu etwas Ernstem.
- Kontrollsucht: Die Beziehung wird zunehmend kontrollierender, sei es emotional, finanziell, sozial oder anderweitig.
- Auslöser: Es tritt ein Ereignis ein, das die Kontrolle des Täters gefährdet, z. B. das Ende der Beziehung.
- Eskalation: Die Kontrolltaktiken des Täters nehmen an Intensität und / oder Häufigkeit zu, beispielsweise durch emotionale Erpressung, Androhung von Selbstmord oder regelmäßiges Stalking.
- Scheinbarer Sinneswandel: Der Täter zeigt eine Veränderung im Denken, er scheint loslassen und seine Partnerin in Ruhe lassen zu wollen.
- Planung: Der Täter denkt darüber nach, wie der Mord durchgeführt wird (er kauft Waffen oder versucht, Gelegenheiten zu schaffen, das Opfer alleine anzutreffen).
- Mord: Der Täter tötet seine Partnerin und manchmal auch die Kinder des Opfers.
Warnsignale sind da - und sollten von der Polizei sowie der Justiz erkannt werden, um zukünftig Gewalttaten verhindern zu können. "Wir haben uns immer auf die Erklärung des Verbrechens aus Leidenschaft, des spontanen Tötens verlassen - und das ist einfach nicht wahr", so Dr. Monckton Smith gegenüber der BBC.
Wenn die Polizei schon bei Stufe 3 oder 5 eingreift, könnte Schlimmeres verhindert werden
Mit einer noch weitaus größeren Anzahl an Frauen, die häuslichen Missbrauch erleben mussten, wird noch klarer, wie dringend es ist, dass diese Fälle gemeldet, ernst genommen und ebenso langfristig Täterarbeit sowie Opferschutz betrieben wird. Häusliche Gewalt ist genauso wenig ein einzelnes Ereignis, ein einmaliger Ausbruch an Wut. Oft werden Opfer über Wochen, Monate oder gar Jahre psychisch und physisch misshandelt.
Heutzutage wissen wir zudem, dass sich Missbrauch auf vielfältige Weise manifestieren kann - und die Ergebnisse dieser Kriminologin belegen, welche dramatische Folgen bereits Kontrollverhalten haben kann.
Einige Anzeichen für Zwangskontrolle sind Beschimpfungen oder Mobbing, unzumutbare Forderungen, die von Drohungen, finanzieller Kontrolle und Isolation vom Freundeskreis, Familie oder KollegInnen begleitet werden können.
Hier findest du Hilfe
Wenn dir in deiner Beziehung oder bei anderen ähnliche Verhaltensmuster auffallen, dann findest du hier Hilfe:
Polizei: 133
Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800/222555
Frauenhausnotruf Wien: 05/7722
Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie: 01/5853288
Männerberatungsstelle Wien: 01/6032828