Ständig auf der Hut oder lieber lockerlassen? In unserem Artikel erfährst du alles über Helikoptereltern und welche Auswirkungen dieser Erziehungsstil auf die Kinder haben kann.
Alleine in die Schule, auf den Spielplatz oder zum Supermarkt? Auf Bäume klettern oder mit dem Skateboard coole Stunts üben? Bei vielen Eltern schrillen allein schon bei der Vorstellung die Alarmglocken. Schließlich könnte den lieben Kleinen dabei etwas zustoßen!
Aber wo liegt die Grenze in der Erziehung zwischen ganz normaler Fürsorge und übertriebener Kontrolle? In unserem Artikel zum Thema Helikoptereltern findest du heraus, warum zu viel des Guten oft negative Folgen haben kann.
Was sind Helikoptereltern?
Eigentlich spricht der Begriff für sich: Helikoptereltern schwirren quasi permanent um ihre Kinder herum. Ob zu Hause, im Kindergarten, in der Schule oder am Spielplatz: Helikoptermütter- und väter möchten alles unter Kontrolle haben. Sie lassen ihr Kind nahezu keinen Schritt alleine tun – schließlich lauern in ihrer Vorstellung an jeder Ecke Gefahren für den Nachwuchs.
Erstmals verwendet wurde der Begriff "Helikoptereltern" 1969 von dem israelischen Psychologen Haim G. Ginott. Richtig bekannt wurde er später durch ein Buch der US-amerikanischen Kindertherapeutin Wendy Mogel.
Woran erkennt man Helikoptereltern?
sind überängstlich
erledigen jede Kleinigkeit für ihr Kind
bringen das Kind überall hin, auch wenn es alleine gehen könnte
spielen lieber selbst mit ihrem Kind, als es mit anderen Kindern spielen zu lassen
erfüllen ihrem Kind jeden Wunsch
suchen die Freunde ihres Kindes selbst aus
planen besonders viele außerschulischen Aktivitäten für ihr Kind
überwachen minutiös die schulische Leistung ihres Kindes
Was ist der Unterschied zu Rasenmähereltern?
Den Begriff "Helikoptereltern" kennt mittlerweile fast jeder, aber "Rasenmähereltern", was soll das denn bitte sein? Vereinfacht gesagt sind Rasenmähereltern die Steigerung von Helikoptereltern.
Wie ein übermotivierter Rasenmäher räumen sie bereits im Vorhinein mögliche Hindernisse für ihr Kind aus dem Weg. Aus Angst vor Rückschlägen oder Misserfolgen versuchen sie, jedes noch so kleine Problemchen bereits im Keim zu ersticken. Die schwierige Mathe-Hausübung übernimmt in so einem Fall auch gerne mal die Mutter oder der Vater.
Warum verhalten sich Helikoptereltern so?
Klar, Helikoptermütter sind deshalb so überfürsorglich, weil sie nur das Beste für ihr Kind wollen. Die Hauptursachen für diesen "Trend" liegen jedoch oft in den gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte.
Häufige Ursachen für das Helikopterphänomen
- Trend weg von der Großfamilie
War es früher ganz normal, dass eine Familie 3, 4 oder sogar mehr Kinder hatte, geht der Trend heute hin zur Kleinfamilie. Besonders bei Einzelkindern ist der Fokus der Eltern also komplett auf ihrer Tochter oder ihrem Sohn.
- Ältere Eltern
Paare bekommen heute durchschnittlich später Kinder als noch vor einigen Jahren. Ältere Mütter und Väter gehen oft wissenschaftlicher und vorsichtiger an die Erziehung heran.
- Landflucht
Während Kinder am Land meist mehr Freiheiten genießen, lauern in der Stadt scheinbar mehr Gefahren, und die Kinder sind seltener unbeaufsichtigt.
- Steigender gesellschaftlicher Druck
Vergleiche mit anderen Eltern, Bildungsdruck und Frühförderung: Eltern fühlen sich heutzutage nicht selten im Konkurrenzkampf um das "perfekte" Kind.
- Zukunftsangst
Die Eltern möchten ihre Kinder früh bestmöglich fördern, um ihnen später einen guten Start in die Arbeitswelt zu ermöglichen.
Wie wirken sich Helikoptereltern auf Kinder aus?
Bei den Lehrer:innen sind sie meist gefürchtet, von anderen Eltern werden sie oft belächelt. Das eigentliche Problem ist jedoch, dass Helikoptereltern mit ihrem Erziehungsstil dem eigenen Kind nichts Gutes tun. Denn obwohl sie für ihren Schatz nur das Beste wollen, hat das für die Kleinen oft negative Folgen.
Überbehütete Kinder …
… sind es gewöhnt, permanent im Mittelpunkt zu stehen.
haben oft Probleme, Konflikte mit Gleichaltrigen richtig zu lösen und werden häufiger gemobbt oder zu Mobber:innen.
… sind oft sehr unselbständig.
... neigen zu Egoismus.
… haben unrealistische Ansprüche an ihre Umwelt.
… zeigen oft eine mangelnde Leistungsbereitschaft.
… sind Herausforderungen nicht gewachsen.
… bleiben auch im Erwachsenenalter oft von den Eltern abhängig.
Was können Helikoptereltern anders machen?
Eines vorweg: Natürlich ist nichts Falsches daran, nur das Beste für sein Kind zu wollen. Überfürsorgliche Mütter machen es ihren Töchtern oder Söhnen jedoch schwerer, im Leben auf eigenen Beinen zu stehen. Solltest du also auch den Hang zur Helikoptermama haben, kannst du versuchen, dein Kind mit einigen Tipps zu stärken:
Loslassen lernen
Nestwärme ja, Samthandschuhe nein! Trotz aller Liebe und Fürsorge solltest du deinem Kind erlauben, eigene Erfahrungen und auch Fehler zu machen.
Selbständigkeit fördern
Lass dein Kind kleine Aufgaben selbst erledigen und greife nicht in jeden Konflikt sofort ein!
Dein Kind als eigenständige Person respektieren
Höre auf das, was dein Kind wirklich will! Vielleicht besucht es die Geigenstunde nur dir zuliebe und würde eigentlich lieber mit seinen Freund:innen spielen?
Fazit: So gelingt dir die Balance in der Erziehung
Kinderziehung ist alles andere als ein Kinderspiel. Oft ist es schwierig, die richtige Balance zwischen Fürsorge und "Overparenting" zu finden. Das Wichtigste dabei: Natürlich sollte dein Kind bei dir an erster Stell stehen! Versuche aber auch, in bestimmten Situationen die Kontrolle abzugeben. Lass deinem Spatz den nötigen Freiraum für eigene Entscheidungen – denn nur so lernen Kinder im wahrsten Sinne fürs Leben.
Über die Autorin: Susanne Holzer ist freie Autorin aus Salzburg. Gemeinsam mit Sybille Maier-Ginther schreibt sie im ehrlichen Mama-Blog "Hand aufs Herz" darüber, wie das Leben mit Kind wirklich ist. Mehr von den beiden gibt’s auf HandaufsHerzblog.