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Kinderbetreuung in Österreich – das Dilemma mit der Ferienbetreuung im Sommer

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Kinderbetreuung

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Die österreichischen Sommerferien bedeuten für Schüler:innen neun Wochen Freizeit. Für berufstätige Eltern stellen die Ferien aber eine große Herausforderung dar. Nicht, dass die Eltern den Kleinen diese verdiente Pause nicht gönnen würden. Doch jedes Jahr stellt sich aufs Neue die Frage: Wohin mit dem Kind in den Sommerferien?

Ferienbetreuung im Sommer

Benötigt man Kinderbetreuung, so gibt es eine Vielzahl an Angeboten und Möglichkeiten.Kinderkrippe, Kindergarten, Kindertagesstätte, Schulhort, Spielgruppe, Tagesmutter/Tagesvater, Leihomas bzw. Leihopas, Tagesferien und Sommercamps. In ganz Österreich existieren einige staatliche und zahlreiche weitere Ferienbetreuungs-Angebote. In Wien gibt es beispielsweise die " Summer City Camps" der Stadt Wien.

Mag.a Julia Kernbichler, Mediensprecherin des Wiener Vizebürgermeisters und Bildungsstadtrats Christoph Wiederkehr (NEOS): „Die Stadt Wien stellt mit 24.000 Plätzen so viele Plätze wie noch nie im Rahmen der Summer City Camps zur Verfügung, ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Ferienbetreuung für Kinder. Dies ist ein zusätzliches Angebot der Stadt, das seinesgleichen in Österreich und in Europa sucht.“

Das Dilemma mit der Ferienbetreuung

Jedes Jahr stellt die leistbare Kinderbetreuung in den Sommerferien die berufstätigen, aber im Besonderen die geringverdienenden und alleinerziehenden Eltern vor eine große Herausforderung.

Betroffen sind zumeist Eltern von Schulkindern, denn in den meisten Städten und Gemeinden haben die Kindergärten auch in den Ferien geöffnet. Selbst wenn einige Kindergärten „lediglich“ drei bis vier Wochen über die Ferienzeit geschlossen haben, ist das noch einigermaßen machbar. Bei Schulkindern sieht es jedoch ernster aus, denn neben den Schulen bleiben auch viele Horte geschlossen.

Das Dilemma: 9 Wochen Sommerferien, aber nur 5 Wochen Jahresurlaub.

Victoria Mixa vom Verein zur Förderung von Arbeit, Bildung und Zukunft von Frauen (ABZ*AUSTRIA) sieht die aktuelle Situation der Ferienbetreuung in Österreich kritisch: "Mein Sohn ist in einer Ganztagsschule und da gibt es keine organisierte Ferienbetreuung. Ich selbst und viele andere Eltern sind daher auf das Angebot der Summer City Camps angewiesen. Leider gibt es zum zweiten Mal hintereinander viel zu wenige Plätze für schulpflichtige Kinder und viele berufstätige Eltern haben jetzt keine leistbare Betreuung. Dafür braucht es zunächst aber eine Bedarfserhebung."

Zudem fordert sie ein gerechteres System, das jenen zugutekommt, die es benötigen. „Andere Eltern, die keinen Betreuungsbedarf haben, haben Plätze gebucht, obwohl ihre Kinder ohnehin einen bestehenden Hortplatz haben, da die Anmeldung für alle offen ist.“ meint Mixa. „Ich sehe da die Stadt Wien in der Verantwortung, die Eltern zu entlasten und für alle Schulkinder, die nicht in einem Hort betreut sind, das Angebot zur Verfügung zu stellen“.

Auch die Arbeiterkammer (AK) fordert den Bund auf, den Ausbau von attraktiven, flächendeckenden und beitragsfreien Kinder-Ferienangeboten von Ländern und Gemeinden rasch und direkt zu unterstützen und zur Verfügung zu stellen.

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Ohne Kinderbetreuung durch die Großeltern wird es besonders schwierig

Eine AK-Studie zum Bedarf nach Sommerbetreuung für Schulkinder aus dem Jahr 2019 zeigt, dass beinahe die Hälfte der Wiener Eltern von Volksschulkindern in den Sommerferien bei der Kinderbetreuung die Unterstützung von den Großeltern, der Familie oder Bekannten benötigt. Nun merkt die Arbeiterkammer zusätzlich an, dass während der Corona-Krise Oma und Opa wegen des Ansteckungsrisikos für die Kinderbetreuung ausfielen und sich die Lage dadurch verschlimmerte.

2020 zeigte eine Sora-Umfrage "zur Situation von Eltern während des zweiten Lockdowns in der Coronapandemie" sowie die Studie zu „Corona und Familienleben“ (CoFam) vom Institut für Soziologie der Universität Wien auf, wie sehr sich die Lage durch die Pandemie noch verschärft hatte. Eltern mussten wertvolle Urlaubstage für Kinderbetreuung und Homeschooling verbrauchen, die danach an anderer Stelle fehlten. Zudem waren Eltern gezwungen, ihre Kinder teils unbeaufsichtigt zuhause zu lassen.

➠ Wir haben Eltern gefragt: Wie macht ihr das mit der Kinderbetreuung im Sommer?

Soziale Ungerechtigkeit in der Kinderbetreuung?

Das Problem in Wien steht hier exemplarisch für ganz Österreich. Ferienangebote gibt es viele, doch wirklich leistbar sind für die meisten Eltern nur die wenigsten. Die günstigsten Angebote kommen von den Bundesländern doch sind die wenigen freien Plätze rasch vergeben und wie man am Beispiel der Summer City Camps sieht, geht es bei der Vergabe eher um Geschwindigkeit und Glück statt um soziale Gerechtigkeit.

Die Mediensprecherin des Wiener Vizebürgermeisters entgegnet hierzu, es sei verständlich, dass die Nachfrage der Eltern auch im zweiten Pandemiejahr sehr hoch sei. Im Vergleich zum Vorjahr sei das Angebot um weitere 4.000 Plätze aufgestockt worden. "Klar ist aber auch, dass die Stadt Wien nicht die Betreuung aller Schulkinder flächendeckend in den Ferien übernehmen kann, da es gerade im Sommer an dem entsprechenden Personal fehlt", so Kernbichler. Neben dem städtischen Angebot gebe es auch tolle private Angebote.

In der jetzigen Situation haben viele Eltern ein großes Problem.

Mixa meint zu eben diesen privaten Angeboten: "In der jetzigen Situation haben viele Eltern ein großes Problem. Es gibt zwar andere Ferienbetreuungsmöglichkeiten, diese sind aber ungleich viel kostspieliger (150-300 € pro Woche). Die Verantwortung wird an die Eltern abgeschoben, die jetzt alle individuell Schritte setzen müssen."

Petition für mehr Sommerbetreuungsplätze

Auch dieses Jahr beschweren sich zahlreiche Eltern, dass sie wiederholt für ihre Kinder keine Betreuungsplätze für die Sommerferien in der Stadt Wien bekommen haben. Es komme einem Glücksspiel gleich, einen Platz für die Sommerferien zu ergattern. Die Website sei im Buchungszeitraum völlig überlastet.

Victoria Mixa hat aufgrund dieser Problematik eine Petition (auf change.org und wien.gv.at) gestartet. Darin appellieren die Unterzeichner an den Wiener Vizebürgermeister, sich um folgende Punkte zu kümmern:

  1. Organisation von zusätzlichen Betreuungsplätzen für den Sommer 2022.

  2. Eine vorgeschaltete jährliche Evaluation des Betreuungsbedarf vor der Organisation und Freischaltung der Plätze.

  3. Die Sicherstellung einer Ferienbetreuung für alle Schulkinder.

  4. Aufstellung einer ausreichend funktionierenden IT und telefonischen Hotline für die Anmeldung.

Victoria Mixa: "Unterschreiben Sie die Petition, werden Sie laut, wenden Sie sich an die Verantwortlichen der Stadt, nur dann können wir etwas verändern." Zur Leistbarkeit empfiehlt sie, sich mit anderen zu vernetzen. "Gemeinsam lässt sich die Betreuung möglicherweise aufteilen."

Kernbichler zu den technischen Problemen mit der Anmeldung zu den Summer City Camps: "Es ist natürlich auch in unserem Sinne, dass sich Eltern stressfrei und problemlos für unser Angebot anmelden können. Wir arbeiten daher bereits jetzt daran, das Anmeldesystem sowie die technischen Voraussetzungen dafür zu überarbeiten und zu verbessern. Solche Schwierigkeiten wie in diesem Jahr dürfen sich nicht wiederholen."

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