Bildung ist ein Menschenrecht. So haben Kinder in Österreich ein Recht darauf unterrichtet zu werden. Doch Bildung ist nicht nur ein Recht, sondern hier zu Lande auch eine Pflicht, zumindest bis zum neunten Schuljahr. Dabei ist das österreichische Schulsystem vielfältig. Ob Neue Mittelschule, AHS oder auch BHS, gleich Matura oder zweiter Bildungsweg. Wir geben heute einen Überblick über das Schulsystem in Österreich.
Bildungssystem in Österreich
Ob Sprachförderung, das Einstellen von dringend benötigten Administrativkräften oder auch der Ausbau der Ganztagsbetreuung. Das Bildungssystem in Österreich ist ein wesentliches Thema der Politik. Dabei beginnt die Ausbildung mit der Vollendung des 6. Lebensjahres mit der Schulpflicht und endet je nach Interesse und Berufswahl ab dem Abschluss des 9. Schuljahres.
Der höchste formale Bildungsgrad ist das Doktorat. Zwischen Schulanfang und Studien- oder Berufseintritt liegt eine Vielzahl an Wahlmöglichkeiten von Schultypen und Schwerpunkten. Die Verwaltung des Schulbereiches liegt hier bei der Bildungsdirektion.
Die Bildungsdirektion
Die Behörde, die den gesamten Schulbereich und Verwaltungsaufgaben übernimmt, ist die Bildungsdirektion. So ist die Vollziehung des gesamten Schulrechts (mit Ausnahme des land- und forstwirtschaftlichen Schulwesens und der Zentrallehranstalten) Aufgabe der Bildungsdirektion. Ebenso wie der Vollzug des Dienstrechtes und des Personalvertretungsrechtes des Bundes- und Lehrpersonals.
Zuletzt ließ die Bildungsdirektion durch Aussagen über einen akuten Lehrermangel aufhorchen. In einem Ö1 Interview bezeichnete Johann Heuras, Bildungsdirektor in Niederösterreich, den Lehrermangel als dramatisch:
Rechte und Pflichten von Schüler:innen
Das Schulunterrichtsgesetz regelt in Österreich in einigen Paragraphen die Pflichten aber auch Rechte von Schüler:innen.
Pflichten Schüler:innen: § 43 SchUG
Paragraph 43 des Schulunterrichtsgesetztes regelt die Pflichten von Schüler:innen. Dabei gibt es eine Pflicht zur Mitarbeit und zur Einordnung in die Gemeinschaft der Klasse und Schule. Darüber hinaus gilt es den Unterricht regelmäßig und pünktlich zu besuchen oder auch die Schul- und Hausordnung einzuhalten.
Ebenso gilt es für Schüler:innen "den Anordnungen und Aufträgen im Rahmen der individuellen Lernbegleitung Folge zu leisten und Vereinbarungen, die gemäß § 19 Abs. 3a im Rahmen des Frühwarnsystems getroffen wurden, zu erfüllen."
Auch der Umgang mit Schuleigentum ist geregelt. Beschädigen Schüler:innen Schuleigentum vorsätzlich, müssen diese Schäden, sofern zumutbar, von ihnen auch wieder beseitigt werden.
Rechte von Schüler:innen: § 57a SchUG
Es gibt nicht nur Pflichten, sondern natürlich auch Rechte. So haben Schüler:innen ein Recht darauf den Unterricht mit zu gestalten und sich an der Wahl der Unterrichtsmittel zu beteiligen. Auch ein Recht auf Anhörung oder auch die Abgabe von Vorschlägen und Stellungenahmen besitzen Schüler:inenn innerhalb des österreichischen Schulsystems.
So ist das Schulsystem in Österreich aufgebaut
Unterstufe: Von Vorschule, über Volksschule bis Mittelschule und AHS
Bevor es in die Grundbildung geht dienen die Vorschulische Erziehung bzw. der Kindergarten für die optimale Vorbereitung. Der erste Schritt ist die Grundbildung: Volksschule und Sonderschule. Nach dem erfolgreichen Abschluss folgt die Sekundarbildung der Unterstufe. Hier wird entschieden, ob das Kind in eine AHS-Unterstufe (Gymnasium) oder eine (Neue) Mittelschule kommt, dies hängt von der Begabung und des bisherigen Erfolgs ab.
Vorschule
Die Vorschule ist ein Übergang vom Kindergarten in die Volksschule. Dabei werden Kinder, die noch nicht bereit für den Besuch der Volksschule sind, spielerisch auf das 1. Volksschuljahr vorbereitet. Dies kann entweder in einer eigenen Vorschule oder innerhalb der ersten Klasse Volksschule geschehen. Dabei wird nach dem Vorschullehrplan unterrichtet.
Mittelschule, ehem. Neue Mittelschule
Seit dem Schuljahr 2020/21 ersetzt die vier Jahre dauernde Mittelschule die Neue Mittelschule. Das Ziel der Ausbildung in einer Mittelschule ist es Schüler:innen bestmöglich individuell zu fördern. Dabei spielt eine fundierte Bildungs- und Berufsorientierung eine wichtige Rolle. Interessen sollen erkannt und gefördert werden.
Hier kann zwischen Musik-Mittelschule, Sport-Mittelschule oder den Schwerpunkten sprachlich-humanistisch-geisteswissenschaftlich, naturwissenschaftlich-mathematisch ökonomisch-lebenskundlich und musisch-kreativ entschieden werden. Darüber hinaus können an Schulen unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden.
Allgemeinbildende höhere Schulen (Unterstufe)
Die allgemeinbildende höhere Schule (AHS) umfasst eine vierjährige Unterstufe und eine vierjährige Oberstufe und schließt mit der Reifeprüfung (Matura) ab. Voraussetzung für die Aufnahme in die Unterstufe der AHS ist, dass die 4. Klasse der Volksschule erfolgreich abgeschlossen wurde und in den Fächern Deutsch, Lesen, Schreiben und Mathematik gute oder sehr gute Leistungen erzielt wurden. Bei Beurteilung mit "Befriedigend" muss eine Empfehlung der Schulkonferenz der Volksschule für den Besuch der AHS vorliegen.
Wie im Bereich der Mittelschule sind hier die Schwerpunkte vielfältig. Ob naturwissenschaftlich-mathematisch, sprachlich-humanistisch oder auch ökonomisch-lebenskundlich. Darüber hinaus hat jede AHS die Möglichkeit schulautonome Lehrpläne zu entwickeln und so spezielle Unterrichtsfächer anzubieten.
Sekundarbildung Oberstufe: Die Qual der Wahl
Nach einem positiven Abschluss der achten Schulstufe an einer AHS können Schüler:innen in einer weiterführenden berufsbildenden Schule weiterlernen. Hierunter fallen: Allgemeinbildende höhere Schulen (AHS), berufsbildende mittlere (BMS) und höhere (BHS) Schule, Polytechnische Schulen (PS/PTS) und die Berufsschule (BS) sowie weitere kleine Abzweigungen.
Allgemein Bildende Höhere Schule (AHS), Oberstufe
Die vierjährige Oberstufe wird mit der Matura (Reifeprüfung oder Abitur) abgeschlossen und berechtigt damit zum Studium an (Pädagogischen) Hochschulen, Fachhochschulen, Universitäten oder Akademien sowie zum Besuch spezieller höherer berufsorientierter Lehrgänge und Kollegs. Hier kann zwischen Gymnasium, Realgymnasium und wirtschaftskundlichem Realgymnasium unterschieden werden.
Berufsschule
In rund 200 Lehrberufen können Jugendliche, meist im Alter von 15 bis 19 Jahren, ausgebildet werden. Dabei gilt eine Lehre als praxisorientierte Ausbildung zwischen ein und vier Jahren. Neben der Ausbildung in einem Lehrbetrieb verbringen Lehrlinge rund 20 – 25 % ihrer Ausbildungszeit in der Berufsschule, wo sie unter anderem theoretisches Wissen über ihren gewählten Beruf erlernen. Am Ende steht eine Lehrabschlussprüfung.
Derzeit gibt es rund 200 anerkannte Lehrberufe mit Lehrberufsgruppen von Bau und Gebäudeservice – Büro über bis hin zu Ton – Kunst und Kunsthandwerk – Lebens- und Genussmittel – Metalltechnik und Maschinenbau oder auch Mediengestaltung und Transport und Lager.
Berufsbildende mittlere Schule (BMS)
Berufsbildende mittlere Schulen (BMS) dauern ein bis vier Jahre. Während BMS mit einer Ausbildungsdauer von ein oder zwei Jahren eine teilweise Berufsausbildung vermitteln, enden solche mit einer Ausbildungsdauer von drei oder vier Jahren mit einer Abschlussprüfung und einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Besuchen Schüler:innen im Anschluss einen Aufbaulehrgang ist auch ein Schulabschluss mit Matura möglich.
Beispiele für berufsbildende mittlere Schulen sind zum Beispiel Handelsschulen, Fachschulen für Mode, Hotelfachschulen, Fachschulen für Sozialberufe, Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege
Berufsbildende höhere Schule (BHS)
Wer nach der Unterstufe eine Matura ablegen, aber keine AHS besuchen möchte, kann sich für eine weitere Ausbildung an einer Berufsbildende höhere Schulen entscheiden. Dazu zählen unter anderem: Handelsakademie, Höhere Lehranstalt für Mode, Höhere Lehranstalt für Tourismus, Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe, Bildungsanstalt für Sozialpädagogik.
Dabei wird in fünf Jahren neben einer fundierten Allgemeinbildung auch Wert auf eine höhere berufliche Ausbildung gelegt. Nach dem Schulabschluss können Schüler:innen direkt ins Berufsleben einsteigen oder auch eine weitere Ausbildung (Universität, Fachhochschule, Kolleg) wählen.
Polytechnische Schule
Die Polytechnische Schule kann im Anschluss an die achte Schulstufe für ein oder auch zwei Jahre besucht werden. Ziele sind Allgemeinbildung, Berufsorientierung und Berufsgrundbildung in selbst gewählten Fachbereichen. Hierbei soll der Besuch von Lehrwerkstätten und das Absolvieren von berufspraktischen Tagen zusätzlich bei der Berufswahl unterstützen. Dabei kann unter folgenden Fachbereichen gewählt werden: Metall, Elektro, Holz, Bau, Handel-Büro, Dienstleistungen, Tourismus, Mechatronik, Gesundheit/Soziales.
Gesundheitsberufe
Wer sich für eine dreijährige Ausbildung an einer Schule für Gesundheits- und Krankenpflege entschieden hat, startet damit nach der zehnten Schulstufe. Mit dieser Ausbildung erwerben Schüler:innen eine Berufsberechtigung im gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege (allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege).
Zweiter Bildungsweg
Nicht immer ist der Schulweg eine lineare Ausbildung. So gibt es auch die Möglichkeit im zweiten Bildungsweg zum Beispiel Bildungsabschlüsse von Basisbildung über Pflichtschulbildung bis zum Studium nachzuholen.
Postsekundar - und Tertiärstufe
Als postsekundäre Bildungseinrichtungen gelten Schulen für Berufstätige, Kollegs oder auch Aufbaulehrgänge. Zur tertiären Bildung zählen Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen. Hierfür braucht es eine Studienberechtigungsprüfung - meist reicht das Maturazeugnis.
Hochschule
Ob Universitäten, Fachhochschulen oder auch Pädagogische Hochschulen, die Auswahl an Studienmöglichkeiten ist groß. Empfehlenswert ist bei der Wahl des Studiums sicherlich auch eine möglichst frühe Beratung über Möglichkeiten, ob bei der österreichischen Hoschüler:innenschaft oder auch durch diverse Berufsbildungsprogramme an Schulen oder ähnlichem.
Erwachsenenbildung
Man lernt nie aus ist hier sicher wörtlich zu nehmen. Denn lebenslanges Lernen ist nicht nur eine Frage der Neugierde. Für viele Berufe ist Weiterbildung essenziell, um mit neuen Entwicklungen Schritt halten zu können. Auch das Nachholen von Schulabschlüssen über den zweiten Bildungsweg, das Besuchen von Workshops und vieles mehr fällt in den Bereich der Erwachsenenbildung.
Fazit
Das österreichische Schulsystem ist divers, bietet zwischen humanistischen, naturwissenschaftlichen, technischen Schulen, sowie Schulen für soziale Berufe oder auch Tourismus einige Möglichkeiten. Darüber hinaus kann aus über 200 Lehrberufen gewählt werden. Doch auch die Kritik an Schulbildung und Ausbildung und dem Mangel an Lehrpersonal reißt nicht ab. Ein Thema das auch in Zukunft den gesellschaftlichen und politischen Diskurs maßgeblich beeinflussen wird.