In jeder WOMAN-Ausgabe geben unsere Redakteurinnen Antworten auf drei (un)wichtige Fragen, dieses Mal: Sollen wir Weihnachten abschaffen?
Was für ein Tamtam aber auch. Wegen einer simplen Frage! Zwischen "Never ever" und "Bin dabei!" passte dieses Mal nicht einmal mehr ein hauchdünnes Blatt Geschenkpapier. Das mit dem Glitzer drauf. Für Weihnachten. Denn bald ist es wieder so weit für Kekschen-Orgien (nur noch EINES!), Glühwein zum Frühstück (Stimmung!) und schiefgeratene Tannen (Ist das euer Ernst?). Grund genug für eine kleine Umfrage in der WhatsApp-Gruppe meines Vertrauens. Leute, denkt doch mal kurz nach, ein Experiment: Was wäre, wenn wir den 24. Dezember einfach mal streichen würden? Wie finden wir das eigentlich wirklich? Kein Family-Stress, kein Konsumterror, keine künstliche Aufregung um "Habt ihr das Christkind schon gesehen?". Kein "Treffen wir uns noch vor den Feiertagen?", kein "Das wird man wohl noch sagen dürfen" von Onkel Dingsbums. Hach. Das gefällt mir. Wobei, Moment mal – da war ja noch was: mein Kind! Ähm, wer sagt’s meinem Sohn, Weihnachts-Ultra seitdem er geboren wurde? Sein bestes Argument: "Geschenkeee!" Er, der sich schon seit dem Sommer in den Heiligen Abend hineintheatert, unglaubliche Geschenklisten für das Christkind schreibt und jeden Abend die Tage auf seinem selbst gebastelten "Xmas-Countdown-Kalender" durchzählt. "Wieder einer weniger. Wieder was geschafft, Mami!"
Limits und Lichtmangel
Irgendwo bin ich letztens über eine Studie gestolpert, die besagt, dass sich Weihnachtsstress aus psychologischer Sicht eher positiv auswirkt. Ja, echt jetzt, das Leben am Limit soll uns aktivieren. So unglaublich das auch klingt, Erholungsforscher:innen meinen, dass uns dieses "Too much" vor den Feiertagen "ein Ziel und Vorfreude" gibt. Weihnachten wirkt sich aufgrund der kulturellen Verankerung, der sozialen Komponente rund um Family-Get-Togethers und des gemeinsamen Verbringens von Zeit überwiegend positiv auf uns aus, hört man von den Profis dazu. Na ja. Dass genau im Dezember über alle Konfessionen und Religionen hinweg die Nerven blank liegen und besonders häufig psychische Baustellen aufpoppen, muss man dazu aber auch sagen. Der Lichtmangel, die arschkalten Tage und der Druck, dass sich alles noch ausgehen MUSS – Panikmodus: Läuft. Unsere Erwartungen sind riesig, die Realität "problembärig" wie immer. Weihnachten ist ein klassischer Kumulationspunkt, wissen Psycholog:innen, und sie raten gerne – wie auch im Sommerurlaub – zu mehr Gelassenheit. Na super, wenn das so einfach wäre. Nur nicht zu viel wünschen. Wenn die Erwartungen nicht allzu hoch sind, ist das Fallpotenzial geringer, so die Expert:innen-Ansage. Hilft uns das jetzt weiter? Ich weiß auch nicht, ehrlich gesagt.
Trost durch Lametta
Ist ein Leben ohne Weihnachten wirklich möglich? Wahrscheinlich nicht. Die Wiener Philosophin Lisz Hirn findet, dass die Menschen zwar ohne Religion leben können, aber nicht ohne Rituale. Und der 24. Dezember ist eben auch so eines. Hirn hat sich mit dem Trost von Weihnachten in ungewissen Zeiten beschäftigt. Rituale geben den Menschen, was viele in einer entgrenzten und unübersichtlichen Welt brauchen: einen kollektiven Rhythmus. Die Sehnsucht nach Besinnlichkeit, Trost und Zusammenkommen sei in Zeiten von Kriegen und Krisen so groß wie nie.
Na gut, Kinder, dann holt schon mal das Lametta raus!