Finanzbildung beginnt damit, den Überblick über das eigene Konto zu behalten. Aber wie funktioniert das am besten? Die Insider geben Tipps und wissen, wie man die eigenen Ausgaben am besten steuert. Was ist die optimale Aufteilung des Gehalts? Wir haben nachgefragt.
Ein Kaffee bei Starbucks, eine Uber Eats-Bestellung, ein paar Geschenke für die Liebsten – all diese kleinen Ausgaben summieren sich. Den Überblick zu behalten, ist oft schwieriger, als es scheint. Besonders dann, wenn man keine großen Anschaffungen macht, sondern "nebenbei" Geld ausgibt. Das knappe Überziehen des Kontos ist eine der größten Gefahren, später in Schulden zu rutschen. Gudrun Steinmann, Leiterin der Abteilung für Finanzbildung in der Schuldenberatung des Fonds Soziales Wien, erklärt: "Viele Menschen geben jeden Monat etwas mehr Geld aus, als sie haben. Das passiert schleichend. Was viele nicht wissen: Überziehungskredite sind mit 7 bis 13 Prozent Zinsen die teuersten." Wenn dann unerwartete Ausgaben wie eine kaputte Waschmaschine oder eine teure Tierarztrechnung hinzukommen, wird die Situation schnell kritisch.
Überblick und Aufteilung
Das Problem liegt oft nicht daran, dass Menschen nicht mit Geld umgehen können, sondern dass sie ihr Konto nicht regelmäßig kontrollieren. Steinmann empfiehlt, täglich einen kurzen Blick darauf zu werfen. Zusätzlich sollte man sich wöchentlich zehn bis 15 Minuten Zeit nehmen, um die Ausgaben zu analysieren. Dafür eignet sich jene Funktion in den Banking-Apps, die die Kosten prozentuell aufsplittet. Aber auch das gute alte Haushaltsbuch, eine Excel-Liste oder die App Schotterlotte können helfen, den Überblick zu behalten.
Doch wie sollte man das monatliche Einkommen sinnvoll aufteilen? Laut Steinmann sollten etwa 40 bis 50 Prozent für Fixkosten eingeplant werden – das umfasst Miete, Strom, Heizung, Versicherungen und Internet. Weitere 20 bis 25 Prozent gehen gewöhnlich für Lebensmittel, Körperpflege und Reinigungsmittel drauf. Rund 20 Prozent dürfen für Freizeitaktivitäten oder neue Kleidung eingeplant werden. Optimalerweise bleiben dann zehn bis 20 Prozent übrig, die man sparen kann. Wer sein Konto nicht überziehen möchte, kann bei der Bank den Überziehungsrahmen auf null setzen lassen.
Kontrolle der Karten
Michael Brönner, Country Manager von Mastercard Österreich, hat zusätzliche Tipps: "Auch der Kreditkartenrahmen lässt sich jederzeit in der Banking-App nach unten setzen. Das kann man auch monatlich anpassen. Hat man beispielsweise einen Urlaub anstehen, kann man diesen Rahmen wieder erhöhen." Zusätzlich gibt es zum Beispiel für Reisen Prepaid-Karten, auf die man im Vorfeld eine gewisse Menge an Geld laden kann. Während der Zeit kann nur dieser Betrag ausgegeben werden. Gerade im Ausland ist es oft preiswerter, mit der Kreditkarte zu bezahlen, als vor Ort Geld zu wechseln.
Michael Brönner erklärt: "Wir kennen es von früher: Man wechselt in der Wechselstube und verliert schon mal Geld wegen des Wechselkurses und der Gebühren. Am Ende bleibt Fremdwährung übrig, die man in irgendeine Schublade legt." Unterm Jahr gibt es außerdem oft Phasen, in denen man mehr Geld ausgibt als in anderen Monaten. Sein Tipp ist, auch in dieser Zeit das gesamte Jahr im Blick zu haben: "Viele Fixkosten wie Versicherungen oder auch Energiejahresrechnungen fallen Anfang des Jahres an. Das sollte man auch während seiner Weihnachtseinkäufe mitbedenken und langfristig planen."
Gefahr: Ratenzahlung
Gudrun Steinmann rät zusätzlich, bei Shopping-Trips Bargeld mitzunehmen. "Ich kann nur ausgeben, was ich eingesteckt habe. Ich bin auch ein großer Fan davon, beim Online-Shopping Dinge mindestens 24 Stunden im Warenkorb liegen zu lassen", erklärt sie. Ein weiteres Problem, das sie in der Schuldenberatung immer öfter behandelt, sind Ratenzahlungen. "Für junge Menschen ist es oft schwer greifbar: Wann ist später? Hab ich in 30 Tagen ein anderes Leben und mehr Geld?", weiß die Expertin. Gerade wenn man mehrere Raten gleichzeitig laufen hat, ist die Gefahr groß, den Überblick zu verlieren.
Besser den Kauf später tätigen. Ist das Konto wirklich überzogen, sollte man einen realistischen Plan aufstellen, um die Schulden schrittweise abzubauen. "Das Ziel ist nicht, alles sofort zu begleichen, sondern regelmäßig, etwa mit 50 oder 100 Euro pro Monat auf eine Verbesserung hinzuarbeiten", sagt Steinmann. Unterstützung bieten Schuldenberatungen in ganz Österreich sowie die Website budgetberatung.at. Zusätzlich gibt es Workshops und Fortbildungen rund um Finanzbildung auf finanzbildungsportal.at.
Der Überblick
Welche hilfreichen Möglichkeiten gibt es, um den Überblick am Konto zu behalten und nicht mehr auszugeben, als man möchte?
• Bargeld: Wir leben in einer Konsumgesellschaft, und Shopping-Trips gehören zu unserem Leben dazu. Die Expertin empfiehlt, mit Bargeld loszuziehen, so kann man nur das ausgeben, was man bei sich hat.
• Kontrolle: Gudrun Steinmann rät, täglich einen Blick aufs Konto zu werfen und einmal in der Woche 15 Minuten dafür zu verwenden, um zu sehen: Wofür gebe ich mein Geld aus?
• Budgetrahmen: Man kann den Rahmen der Kreditkarte wie auch der Bankomatkarte selbst verändern. Neigt man zum Überziehen, ergibt es Sinn, diese Funktion auszuschalten. Den Kreditkartenrahmen kann man auch monatlich verändern – beispielsweise wenn ein Urlaub oder Weihnachten ansteht.
• Ratenzahlung: Wer mehrere Ratenzahlungen tätigt, kann schnell den Überblick verlieren. Tipp von den Profis: Jeden Online-Einkauf mindestens 24 Stunden im Warenkorb lassen, bevor man wirklich kauft.
• Ganzjährig: Wenn das Weihnachtsgeld kommt, alles für Geschenke ausgeben? Besser ist es, so Michael Brönner, nicht von Monat zu Monat, sondern ganzjährig zu denken. Welche Ausgaben stehen in nächster Zeit an?
• Mit Plan: Hat man das Konto überzogen, ist es nicht notwendig, alles auf einmal zu begleichen und sich stark einzuschränken. Wichtiger ist es, einen Plan zu haben, den man durchhalten kann, und langsam darauf hinzuarbeiten, keine Schulden mehr zu haben.