
Studien zeigen klar, dass Frauen am Kapitalmarkt erfolgreicher agieren als Männer. Sie müssen sich nur trauen. Was sie dafür brauchen: mehr Wissen. Es ist nie zu spät, um zu beginnen!
Frauen legen Geld erfolgreicher an als Männer. Sie wägen mehr ab, sind vorsichtiger, können mit ihrem Vermögen besser umgehen. Und erreichen dadurch höhere Renditen. Das ergibt eine Studie von "Female Finance – Frauen in der Finanzwelt" aus Deutschland und bestätigt damit etwas, was die Forschung über die Jahre hinweg gezeigt hat: Wenn Frauen sich dazu entscheiden, ihr Geld anzulegen, dann machen sie das gut! Sogar besser als Männer. Was viele aber immer noch davon abhält, ist das Gefühl, nicht genug über Geldanlagen zu wissen. Finanz-Know-how wird von klein auf weniger priorisiert, und es fehlt die nötige Sicherheit. Und so liegt das Geld einfach am Konto, statt aktiv für die Altersvorsorge zu arbeiten. Frauen bekamen 2023 nur 63 Prozent der Pension, die Männern ausbezahlt wird. Umso wichtiger ist es, vorzusorgen und gegen Altersarmut gerüstet zu sein. Das gelingt am besten mit gut durchdachten Anlagen. In den nächsten Ausgaben werden wir verschiedene Anlageformen vorstellen, denn es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten.
Reserven & Zukunftsplan
Die große Frage des Investierens ist nicht das Ob, sondern das Wie. Wir haben bei Expertinnen nachgefragt: Was muss man dabei beachten? Welche Varianten, Tipps und Tricks gibt es? Und welche Fragen müssen geklärt sein, bevor man das Geld als Investition bindet? Marietta Babos ist Finanzexpertin und Gründerin von "Damensache", einer unabhängigen Finanzberatung speziell für Frauen. Sie rät, vor der Zukunft ans Jetzt zu denken: "Bevor man beginnt, Geld zu investieren, sollte man sichergehen, dass man eine Notreserve auf der Seite hat, die drei bis sechs Monate der Fixkosten abdeckt." So ist man gerüstet für berufliche Neuorientierung oder anfallende Reparaturen. Danach kann man sich überlegen, wann man das verfügbare Kapital wieder benötigen wird. Denn der Zeitrahmen, wie lange das Geld für einen arbeiten darf, entscheidet über die Anlage-Empfehlung. Wer mehr Zeit hat, kann mehr Volatilität, also mögliche Schwankungen, auf sich nehmen. Johanna Ronay ist Head of Costumer Excellence bei der Vermögensverwaltung "froots" aus Wien und weiß: "Je weiter das Ziel in der Zukunft liegt, desto mehr Sinn macht es, das Investment mit höherem Aktienwert aufzustellen. Das bedeutet nicht zwangsweise mehr Risiko, aber meistens mehr Volatilität. Es ist wichtig, den Unterschied zwischen Risiko und Volatilität zu verstehen. Das Risiko beschreibt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass man sein eingesetztes Vermögen ganz oder teilweise verliert."
Empfohlen wird, beim Investieren auf verschiedene Anlageklassen zu setzen und damit ein Portfolio mit unterschiedlichen Investitionsarten aufzubauen. Das nennt man Diversifizierung und ist ein wichtiger Aspekt. Man teilt das Geld, das angelegt werden soll, auf verschiedene Gruppen auf: Dazu gehören zum Beispiel Aktien, Immobilien, Anleihen oder Rohstoffe wie Gold. Diese weisen unterschiedliches Verhalten in Hinblick auf Volatilität (Kursschwankungen) und Rendite (Gewinn) auf. Aktienkurse schwanken typischerweise mehr als Anleihen. Anleihen werden vom Staat, von Regierungen, Städten oder großen Unternehmen ausgegeben, um langfristig Kapital zu beschaffen. Im Gegenzug bekommt man regelmäßige Zinszahlungen. Anleihen sind eine Anlageform mit wenig Risiko und wenig Volatilität.
Sicherheit & Risiko
Bevor man eine Investmentstrategie angeht, ist es essenziell, sich zu überlegen, wie risikofreudig man ist. Hier gibt es weder eine richtige noch eine falsche Antwort, sondern jede Frau muss für sich entscheiden, womit sie sich wohlfühlt. Johanna Ronay erklärt: "Auch für uns ist es wichtig, die Einstellung der Kundin zu verstehen. Denn Geld sollte nie eine Last sein. Wenn Ihnen die Schwankungen Ihres Portfolios schlaflose Nächte bereiten, ist es fast unmöglich, nicht in die Falle des emotionalen Handelns zu tappen."
Heißt: Hat man in Produkte investiert, deren Risiko nicht im persönlichen Wohlfühlbereich liegen, ist bei vielen der erste Impuls, diese wieder loswerden zu wollen, anstatt die Schwankung auszusitzen. Marietta Babos ergänzt: "Man sollte nicht täglich checken, wo das Geld steht oder wie der Kurs läuft. Das bringt nichts und ist für die Nerven nicht gut." Gerade diejenigen, die weniger risikobereit sind, weist Marietta darauf hin, dass es aktuell wieder Sparbücher mit Fixzinsen bei Hausbanken gibt. Je nachdem, welche Variante man wählt, ist das eingelegte Vermögen zum Teil auf ein oder mehrere Jahre blockiert. Bei einem Sparkonto mit Tagesgeld kann man jederzeit darauf zugreifen. Durch ein Sparbuch macht man zwar keine großen Rendite-Sprünge, aber das Geld wird doch ohne Risiko einige hundert Euro pro Jahr mehr, je nachdem, wie viel man in das Sparkonto legt.
Um die Anlageformen gut zu mischen, ist Marietta Babos ein großer Fan von Anlagen in Gold, weil diese steuerbefreit sind und die Umsätze nach einem Jahr gänzlich der Anlegerin gehören. Da der Goldpreis stark schwankt, macht es Sinn, nicht das gesamte verfügbare Geld auf einmal reinzulegen, sondern einen sogenannten Sparplan zu wählen. Denn so kauft man jeden Monat mal für einen günstigeren und mal einen teureren Preis und macht schneller Gewinne. Was an Gold besonders ist: Während Aktien oder Zinsen während Krisen wie einer Pandemie oder einem Krieg gerne nach unten sacken, steigt der Goldpreis in diesen Zeiten. Das Edelmetall ist für viele ein Zeichen der Sicherheit, und die Nachfrage erhöht sich gerade dann. Die Expertin empfiehlt aber, nicht mehr als zehn Prozent des Gesamtvermögens und 12.000 Euro pro Person darin zu investieren.
ETFs und Fonds machen Sinn, wenn man mehr als fünf Jahre Zeit hat, um das Geld für sich arbeiten zu lassen.
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Woran man aktuell kaum vorbei kommt, sind Aktien-Fonds. Davon gibt es zwei verschiedene Varianten: aktive Fonds und ETFs. Hinter einem aktiven Fonds stehen Managerinnen und Manager, die entscheiden, in welche Wertpapiere investiert wird. Das sollte immer eine Mischung aus verschiedenen Unternehmen oder auch Anleihen sein. Weil Fondsmanager:innen diese Entscheidungen treffen, kosten aktive Fonds in der Anschaffung häufig mehr als ETFs. ETFs sind börsengehandelte Index-Fonds, die je nach Kriterien (nachhaltig, international etc.) verschiedene Unternehmen beinhalten. Es gibt einen Index, durch den Unternehmen in den Fonds kommen, beispielsweise die 100 erfolgreichsten nordamerikanischen Unternehmen. Man investiert also nicht in Einzelunternehmen wie bei Einzel-Aktien, sondern in viele verschiedene, so ist das Risiko viel besser aufgeteilt. Viele ETFs haben auch einen Anteil an Anleihen. Je größer der Teil der Anleihen ist, desto geringer das Risiko. Fonds und ETFs beginnen bei Risikostufe 3, das bedeutet, dass man gewöhnlich pro Jahr eine Volatilität von circa zehn Prozent hat. Sprich: Der Kurs schwankte in den letzten fünf Jahren +/- zehn Prozent um den Mittelwert. Marietta Babos erklärt: "ETFs und Fonds machen vor allem dann Sinn, wenn man mehr als fünf Jahre Zeit hat, um das Geld für sich arbeiten zu lassen. Sorgt man für die Altersvorsorge vor und hat man noch etliche Jahre oder Jahrzehnte zur Pension, kann man auch auf ETFs oder Fonds mit höherem Risiko setzen." Beim Kauf von Aktien-Fonds entstehen immer Initialkosten – also Gebühren für den Kauf. Die sind je nach ETF und Fonds sehr unterschiedlich und werden Ausgabezuschläge genannt.
Investieren individuell
Wer auf eine One-size-fits-all-Lösung beim Investieren hofft, wird leider enttäuscht. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten und Produkte, auf die wir in den nächsten Ausgaben im Detail eingehen werden. Johanna Ronay erklärt: "Es kommt auf die spezifische Situation des Menschen und auf den jeweiligen Zeithorizont an." Einer 30-jährigen Berufseinsteigerin dieselbe Anlageempfehlung wie einer 55-jährigen berufserfahrenen Person zu geben, die auf der Suche nach einer passenden Pensionsvorsorge ist, wäre aus ihrer Sicht komplett falsch: "Es ist wichtig, die Motive und Zeithorizonte in die Portfolioallokation miteinfließen zu lassen. Ganz nach dem Motto: 'One size fits none.'" Umso bedeutender ist es deshalb auch, Know-how aufzubauen, verschiedene Möglichkeiten zu kennen und sich gut beraten zu lassen.