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Charlotte Roche: Von der VIVA-Moderatorin zur Bestsellerautorin [Portrait]

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Charlotte Roche

Charlotte Roche bei der Aufzeichnung der WDR-Talkshow Kölner Treff im WDR Studio

©IMAGO / Future Image
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Charlotte Roche hat schon in jungen Jahren gerne rebelliert und provoziert. Heute ist sie erfolgreiche Schriftstellerin und Podcasterin. Bekanntheit erlangte sie durch ihre unkonventionelle Moderationsart im TV.

Als Charlotte Roche ein Jahr alt war, kam Sie als Tochter eines Ingenieurs und einer feministischen Künstlerin aus London nach Deutschland. Sie wurde zweisprachig erzogen und spricht englisch so perfekt wie deutsch. Als sie fünf Jahre alt war, passierte etwas, woran viele Kinder lange leiden: Ihre Eltern ließen sich scheiden. Später verarbeitete sie die traumatische Erfahrung in ihren Büchern "Schoßgebete" und "Feuchtgebiete", die Bestseller wurden. Ihre Karriere hat aber ganz anders begonnen ...

Steckbrief Charlotte Roche

  • Name: Charlotte Elisabeth Grace Roche

  • Geburtstag: 18. März 1978

  • Geburtsort: High Wycombe, England

  • Sternzeichen: Schütze

  • Beruf: Autorin, Moderatorin, Produzentin, Schauspielerin und Hörspielsprecherin

  • Partner: verheiratet mit Martin Keß

  • Kinder: Polly Pfeil (*2002)

Anfänge ihrer TV-Karriere bei VIVA

Nach dem Abitur (Matura) konnte Charlotte Roche nicht mehr zu ihrer geliebten Theater AG in der Schule. Doch sie wollte wieder in Rampenlicht und ging deswegen zu einem Casting von VIVA. Sie überzeugte auf Anhieb und ohne große Mühe die Jury und bekam ihre eigene Sendung "Fast Forward".

Sogar Harald Schmidt war so angetan von ihrer unkonventionellen Art und ihrer exzentrischen Moderationsweise, dass er sie "Queen of German Pop Television" nannte. Es dauerte nicht lange und sie erhielt für ihre herausragenden Leistungen im deutschen Fernsehen eine Grimme-Nominierung.

2003 moderierte sie die Interview-Sendung "Charlotte Roche trifft" und danach vier Ausgaben des Musikmagazins "Tracks" von ARTE. Zusammen mit Jan Böhmermann war sie als Gastgeberin in der Talkshow "Roche & und Böhmermann" zu sehen.

Ihr YouTube-Projekt "Wahrheit oder Pflicht" war ein riesiger Erfolg auf der Video-Plattform und brachte unzählige Klicks. Auch anspruchsvolle Kritiker:innen lobten das Format, weil sie es schaffte, Prominente auf ein Gesprächsebene zu führen, in denen sie erstaunlich offen über ihr Privat- und Intimleben sprachen. So konnte man Kim Fisher und Roger Willemsen zuschauen, wie sie bei einem Drink im vertrauten Plauderton über ihr Sexleben sprachen.

Bemerkenswert ist, dass alle deutschen TV-Sender das Konzept "Wahrheit oder Pflicht" ablehnten. Hier zeigt sich wieder ihr rebellischer Charakter, der sich nicht mit dem Status Quo abfindet. Sie führte das Projekt in Eigenregie aus und überzeugte alle, die ihre Idee ablehnten, dass sie unrecht hatten.

Zusammen mit Christoph Maria Herbst bediente sich Charlotte an der Dissertation eines französischen Urologen aus dem Jahre 1978 zum Thema "Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern". Die beiden gingen 2005 mit der Lesung dieser Dissertation, die auch als "Penislesung" bekannt wurde, als Comedy-Programm auf Tournee durch Deutschland.

Charlotte wird Autorin - "Feuchtgebiete" und "Schoßgebete" werden zum Kassenschlager

Ihr Debütroman " Feuchtgebiete" erschien 2008 und war eine absolute Überraschung. Niemand erwartete, dass sie einen Roman veröffentlichen würde. Charlotte Roche macht keine Kompromisse beim Schreiben und beschreibt detailliert Themen wie Analverkehr (siehe auch Analplug), Fissuren, Intimhygiene, Masturbationsanleitungen und Intimrasuren. Möchte sie die Leser:innen einfach nur mit Ekel provozieren und Grenzen überschreiten, nur um Grenzen zu überschreiten? Der Roman bietet mehr als das.

Eingebettet sind die "Ekelpassagen" in das Thema der Scheidung. Wie auch Charlotte Roche selbst versucht die Protagonistin einen Umgang mit der Trennung der Eltern zu finden. Die extremen Körpererfahrungen sind keine bloße Provokation, sondern das Ringen um den Frieden mit sich selbst, Reflexion und Realitätsflucht. Charlotte Roche selbst sagt, dass mindestens 70 Prozent des Buches autobiografisch sind.

2013 wurde das Buch sogar verfilmt - in der Hauptrolle war die Schweizerin Carla Juri. Bei der Premiere in Berlin war auch einer ihrer besten Freundinnen Lena Meyer-Landrut dabei.

Zwei Jahre nach "Feuchtgebiete" erscheint ihr zweiter Roman "Schoßgebete". Charlotte Roche verarbeitet darin einen tragischen Schicksalsschlag. Die beiden Brüder der Protagonisten Elisabeth sind bei einem Autounfall, der sich im Plot vor acht Jahren ereignete, verunglückt. Seitdem ist Elisabeth traumatisiert und gebrochen. Der Verlust wird dadurch tragischer, dass die beiden Brüder auf dem Weg zur Hochzeit von Elisabeth waren. Diese unvorstellbar traurige Geschichte beruht auf dem wahren Leben von Charlotte Roche.

2001 wollte sie ihre Hochzeit in ihrem Geburtsland England feiern. Alle Gäste waren geladen und als war geplant, organisiert und vorbereitet. Das Kleid, das sich Charlotte Roche für ihre Hochzeit ausgesucht hatte, war sehr voluminös und konnte in keinem Koffer transportiert werden. Kurzerhand bot ihre Mutter ihr an, von Köln nach England mit dem Auto zu fahren und Hochzeitskleid im Auto zu transportieren. Mit im Auto saßen ihre drei Brüder. Voller Vorfreude und Aufregung stieg sie aus dem Flugzeug und erhielt kurz darauf die grausame Nachricht: Eine Massenkarambolage in Belgien endete für ihre drei Brüder tödlich. Glücklicherweise überlebte ihre Mutter.

Auch in ihrem dritten Roman "Mädchen für alles" greift Charlotte Roche autobiografische Erlebnisse auf. Diesmal handelt es sich jedoch um erfreuliche Themen. Es geht um eine Hausfrau, deren große Leidenschaft es ist, US-Serien stundenlang zu schauen und dabei die Zeit zu vergessen. Diese Leidenschaft teilt die Protagonisten mit der Autorin. Vordergründig beschreibt Charlotte Roch wieder eklige und extreme Körpererfahrungen. Dahinter steckt allerdings, wie es bei ihr immer der Fall ist, eine tiefgründige Botschaft.

Privatleben: Charlotte Roche zog sich zurück

Charlotte Roche hat viel erlebt, viel Trubel mitgemacht und einen traumatischen Schicksalsschlag erlitten. Heute scheint sie zur Ruhe gekommen zu sein. Verheiratet ist sie mit Martin Keß, der Brainpool mitbegründet hat. Zusammen mit ihm, ihrer Tochter und ihrem Stiefsohn lebt sie heute in einer ländlichen Gegend.

Das Dorf, indem die Familie sich eingerichtet hat, ist etwa eine Stunde Autofahrt von Köln entfernt. Es fiel der Familie leicht, die Stadt zu verlassen und aufs Land zu ziehen. Charlotte Roche hat davor oft Wochenendhäuser auf dem Land gemietet. Ihre Begründung ist, dass ihr Mischlingshund Puki Auslauf braucht, die Kinder sich in der Natur austoben und sie selbst mit dem Älterwerden Vögel beobachten möchte.

Oft war es so, dass die Familie nach den Wochenenden in der Natur gar nicht mehr zurück in die Stadt wollte. Bei den Rückfahrten vom Wochenendhaus auf dem Land war die Stimmung im Auto depressiv. Durch das Leben auf dem Land und den Halt, den ihr ihre Familie und ihr Mann geben, ist Charlotte Roch gelassener geworden und konnte das Negative hinter sich lassen.

Charlotte hat auch eine künstlerische Ader

Wie die Mutter, so die Tochter. Dieses Talent hat sie von ihrer Mutter geerbt, die künstlerisch aktiv war. Denn auch Charlotte Roche schwingt den Pinsel, ist sogar auf Kunstausstellungen vertreten und malt Portraits und Aquarelle. Ihre Bilder können schon für wenige hundert Euro erworben werden. In der Kunstwelt ist das ein Schnäppchen.

Tochter Polly Pfeil möchte auch ins Rampenlicht

Die Tochter von Charlotte Roche schlägt in der Öffentlichkeit einen ganz eigenen Weg ein und steht am Anfang ihrer Modelkarriere. Polly Pfeil ist ehrgeizig und möchte sich einen Namen auf dem Laufsteg machen. Schon allein auf ihrem Instagram-Kanal wird deutlich, dass sie sich für Mode und für ästhetisch inszenierte Fotos interessiert.

Von ihrer Mutter Charlotte Roche hat sie das Selbstbewusstsein und ihren Mut zur Exzentrik. Auf Bildern erkennt man schnell, dass Polly Pfeil weiß, was sie will und ihren eigenen Stil schon gefunden hat. All diese Eigenschaften, die sie mit ihrer Mutter teilt, führten zu einem Engagement des Luxus-Labels Valentino.

Charlotte Roche und ihre Tochter Polly Pfeil konnte man Anfang Oktober 2022 in der BLONDE bewundern. Mutter und Tochter haben ein gemeinsames Interview gegeben und standen bei einem gemeinsamen Fotoshooting vor der Kamera.

"Paardiologie" – der erfolgreiche Podcast von Charlotte Roche und Martin Keß

Charlotte Roche und ihr Ehemann Martin Keß starten im Sommer 2019 einen gemeinsamen Podcast. Der Titel lautet "Paardiologie". Das Schachtelwort aus Ideologie und Paar beschreibt treffend die Themen, die von den beiden besprochen werden.

Mit dem gemeinsamen Podcast lässt sich das Paar auf ein einzigartiges Eheexperiment ein, in dem beide ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf lassen. Klassische Konfliktfelder einer Partnerschaft wie Streit, Fremdgehen und Eifersucht erörtert das Ehepaar anhand persönlicher Erlebnisse. Wichtig ist dabei zu besprechen, welchen Umgang man mit den Themen gefunden hat. Das Ehepaar beschreibt auch, wie der Umgang erlernt worden ist und berichtet von intimen Details aus Paartherapien und Psychotherapien.

podcast cover image

Paardiologie: Spotify, Charlotte Roche & Martin Keß-Roche

Besprochen werden auch die bedeutenden Ereignisse in einer Beziehung und in einer Partnerschaft. Dazu gehört das Kennenlernen, der erste Geschlechtsverkehr, Abtreibungen, Verlustängste und vieles mehr. Normalerweise stellen Charlotte Roche und Martin Keß im Wechsel eine Frage an den anderen. Wie man Charlotte Roche kennt, nimmt sie auch hier kein Blatt vor den Mund.

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