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Lucas Fendrich: "Ich hab mir eine Mauer aufgebaut"

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Aktualisiert
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8 min
Lucas Fendrich

©IMAGO / SEPA.Media
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Als Sohn einer lebenden Legende hat er es nicht immer leicht gehabt. Jetzt startet Lucas Fendrich selbst den Karriere-Turbo als Musiker. Ein Talk über kaputte Beziehungen, falsche Gerüchte & oberflächliche Tinder-Flirts.

"Heute ist es mir wuarscht, ob mich wer sympathisch findet oder nicht", sagt er, beißt in seine Schinkensemmel mit Gurkerl und Kren, nimmt einen Schluck vom Kakao und schaut verträumt beim Fenster raus. Wir sitzen mit Lucas Fendrich, 32, im Wiener Café Jelinek. Fendrich? Ja, genau. Fendrich, Sohn von, eh schon wissen, Austropop-Wunderwuzzi Rainhard Fendrich.

Und da fängt das Dilemma schon an: Sobald in Österreich der Name fällt, ist der Weg zu "I Am From Austria" leider vorgezeichnet. "Als Fendrich-Sohn bekam ich automatisch den Stempel eines arroganten, verwöhnten Bengels aufgedrückt. Dagegen kämpfte ich lange an. Wollte immer extra-nett sein, um mich von diesem falschen Image loszulösen. Das war ganz schön anstrengend." Irgendwann als Teenie wurde ihm alles zu viel, er begann sich zurückzuziehen. Was kein leichtes Unterfangen war: "Mein Vater stand ja nach wie vor in der Öffentlichkeit. Ich damit auch. Egal ob ich das wollte oder nicht."

Lucas Fendrich als Musiker

HOLLYWOOD IS CALLING. Und heute? Ist vieles besser geworden. Lucas sieht die Dinge gelassener als noch vor ein paar Jahren. Ja, er konnte sich vom großen Namen emanzipieren und bastelt jetzt an seiner Karriere als Musiker - fernab des Austropop. Die Musikhochschule hat er zwar abgebrochen - "Ich konnte keine Noten lesen, und als mir die Professoren nach ein paar Jahren draufgekommen sind, hab ich mich vertschüsst" -, aber das war ihm sowieso egal. "Ich sehe mich als musikalischen Autodidakten. Songs zu schreiben und zu singen, macht mich glücklich."

Lucas Fendrich & seine Band "Hunger"

In Perchtoldsdorf, wo er seit dem Auszug bei Mutter Andrea mit Bruder Florian eine Wohnung teilt, gründete er mit seinen Kumpels Daniel Rumpel und Johannes Herbst eine Band: "Hunger". Und mit viel Einsatz und ein wenig Glück zog das coole Electronic-Trio einen Deal in den USA an Land. "Wir haben es einfach probiert und viele Labels kontaktiert. In Europa wollte uns niemand, also versuchten wir es in L. A. und New York. Irgendwann mal kam der berühmte Anruf aus Amerika. Und wir haben unsere Koffer gepackt, dachten uns: Fuck, yeah! Los ging's", erklärt Fendrich und grinst.

Auch wenn das mit dem Telefon natürlich nicht ganz so stimmt, wie er drei Sekunden später schmunzelnd relativiert. Vorher kam natürlich eine Mail, weil, hallo, wir haben 2017. Aber egal. Amerika! Die in den Medien kolportierte Millionensumme, die sie in den USA bekommen haben sollen - von der haben Fendrich und seine Buddies allerdings noch nix gesehen: "Keine Ahnung, wie das Gerücht zustandegekommen ist. Was allerdings schon stimmt, ist, dass das US-Label 1st Production eine größere Summe in unser Projekt investierte. Aber Millionen? Eher nicht", lacht Fendrich und nippt wieder an seiner heißen Schokolade. "Hm. Ich liebe das. Schmeckt wie bei meiner Oma. Ich vertrag ja leider kein Koffein."

Videodreh in den USA

JEDER HAT SEIN LASTER. So, aber wie schafft man das als österreichische Newcomerband in den USA? Nach abgeschlossenem Labeldeal stand plötzlich Regie-Star Christian Lamb auf der Matte, mit dem Angebot, für die Band ein Video zu drehen. Nur so nebenbei: Der Mann hat schon mit Madonna und Rihanna zusammengearbeitet und war als Live-Regisseur mit Beyoncé auf World Tour. "Der Funke ist sofort übergesprungen. Lamb ist halt so ein richtig amerikanischer Surfertyp, total entspannt. Ich kann mich noch gut an unser erstes Treffen erinnern! Als wir ihm unseren Song ,Gravity' vorspielten, saßen wir da wie ein paar zitternde Mäuschen", erinnert sich Frontman Fendrich.

Aber es lief alles nach Plan: Lambs wie ein Spielfilm inszeniertes Video wurde hunderttausende Mal geklickt - und dann kam Netflix! Der Streaming-Gigant wollte für die erfolgreiche Serie "Tote Mädchen lügen nicht" einen Song von Hunger. Eh klar, dass sich die drei nicht lange bitten ließen. Als nächsten Schritt tourte man als Support-Act der amerikanischen YouTube-Band "Against The Current" durch Europa.

Hunger - "Gravity"

"27 Shows in sieben Wochen. Ich war ein Nervenbündel! Hatte Angst, dass die Stimme nicht hält. Panik, dass wir alle krank werden. Mit 18 Leuten im Tourbus unterwegs zu sein, war echt heavy. Vor allem, weil ich eh so monk-mäßig drauf bin und einen ausgeprägten Händewasch-Tick habe", lacht Fendrich und streicht mit einer Hand durch das silber gefärbte Haar. "Hat doch eh jeder sein Laster. Aber sonst bin ich schon eher so der ausgeglichene Typ. Offen, ehrlich, und ich weiß, was ich will vom Leben." Und zwar? "Mit meiner Musik Stadien füllen, zum Beispiel. Oder eine eigene Familie - irgendwann mal."

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 © Christian Lamb

Lucas Fendrich & die große Liebe

TINDER UND DIE GROSSE LIEBE. Lucas Fendrich ist seit sieben Jahren Single. "Ich hatte vorher eine vierjährige Beziehung, die mich kaputtmachte. Das warf mich komplett aus der Bahn. Durch dieses Erlebnis habe ich mir eine hohe Wand aufgebaut und lasse so schnell keine Frau richtig an mich ran", meint er und präzisiert: "Also, Flirts, ja, aber keine fixen Liebesbeziehungen."

Ist Tinder ein Thema? "Ja, schon. Ich hab's zumindest auf meinem Handy installiert. Und wenn mir fad ist, schau ich da rein. Aber ich war schon urlange nicht mehr online, das ist mir auf Dauer zu oberflächlich", sagt er, während er sich für uns einloggt und wir einen Blick auf sein Profil werfen können. "Wenn mir eine Frau gefällt, dann spreche ich sie an. Im echten Leben! Ich glaub nämlich schon, dass es die Richtige da draußen irgendwo gibt. Insofern bin ich ein Romantiker."

Nur: Aktiv auf der Suche nach einer Freundin ist er momentan nicht, jetzt steht mal die Musik an erster Stelle. "Wir haben da noch einiges vor." Und was sagt er zu dem Musical mit den Liedern seines Vaters? Wird er sich "I Am From Austria" im Raimund Theater anschauen? "Vielleicht, wenn es sich ausgeht. Sehr gerne!" Obwohl ihn der Vergleich mit dem berühmten Vater oft genervt hat, ist es ihm wichtig, zu betonen: "Wir verstehen uns super und haben uns lieb."

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