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Sehnsucht nach der Lust auf Sex?

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11 min

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In langjährigen Beziehungen macht sich oftmals Gewohnheit breit - unter der nicht zuletzt die Lust und das Sexualleben leiden. Unsere Gastautorin Nicole Siller erklärt in ihrem Beitrag, wie man sie zurückholen kann!

Lust kann mit der Zeit, vielleicht durch Alltag, Gewohnheit, Vertrautheit, Stress, Probleme oder andere Gründe verloren gehen. Viele Menschen denken: „Das war’s, so ist der logische Lauf der Dinge.“ Manche sind frustriert, fragen sich, ob das schon alles war. In längeren Beziehungen einigt man sich zu oft unbewusst und nonverbal auf „den kleinsten gemeinsamen Nenner“.

Beim Sex, der Verführung, der Erotik – ein eingespieltes Team - jeder „weiß“, was der andere mag, und dann macht man genau das. So kann Sex rasch langweilig und zur Last werden. Wir sehnen uns nach Lebendigkeit, Genuss, Überraschungen und Lust. Doch woher nehmen? Wie kann man frischen Wind ins Beziehungsleben bringen? Habt ihr Lust auf mehr Lust?

Lust selbstverständlich

Wie schön ist die Zeit, in der wir ganz selbstverständlich Lust haben. Lust am Leben, am Lieben und natürlich auch am Sex. In verliebten Phasen sind Freude, Genuss und Lust oft von ganz alleine stark ausgeprägt. Sie trägt uns vom sehnsuchtsvollen Vorfreuen und dem ziehenden Kribbeln im Bauch zu berauschenden Augenblicken, oft von einem emotionalen oder körperlichen Höhepunkt zum nächsten. Wir möchten verführen und verführt werden, uns und den Menschen des Begehrens spüren, können kaum vom anderen lassen.

In solchen Zeiten ist die Welt insgesamt meist heiterer und wir genießen das gemeinsame Spiel der Annäherung und Freude. In lustvollen Phasen sind wir von innigen Gefühlen, meist auch genügend Zärtlichkeit und intensivem Kontakt auf verschiedenen Ebenen eingehüllt. Wir spüren uns selbst und den anderen besonders intensiv und wünschen, dass dieser Zustand ewig anhält.
Solche Gefühle können übrigens auch zwischen Menschen entfacht werden, die einander schon länger bzw. gut kennen. Aber dazu später mehr...

Sicherheit und Vertrauen

Jede Beziehung entwickelt sich weiter. Wir nähern uns an, wünschen uns oft eine gewisse Sicherheit, finden Verbindendes, Gewohnheiten, lernen einander besser einzuschätzen. Alltägliches fordert uns, erste Ernüchterungen können auftreten, wenn die verliebte Brille verrutscht, wir sehen den anderen oft wieder etwas „realistischer“, nicht mehr ganz so euphorisiert.

Wir entspannen uns mehr, zeigen uns selbst weniger von unserer Schokoseite. Wir wollen Vertrauen aufbauen, wenn wir lieben, das gibt uns Sicherheit. Wir wollen ankommen und „wissen“. Es ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis, den begehrten Menschen „kennen“ zu wollen, ihn damit auch „einordnen“. Sicherheit und Vertrauen fördern Lust und Begehren nicht unbedingt.

Achtung - Lustkiller

Wenn die Lust nachlässt, würden viele gerne dem Partner bzw. der Partnerin die Schuld an mangelndem und unbefriedigendem Sex geben. Immerhin war er oder sie früher viel aktiver vielleicht auch aufmerksamer. Stimmt. Du selbst aber wohl auch.
Wenn die Tage von Gewohnheiten und Alltagskram geprägt, oder durch mehrfache Belastungen sehr straff organisiert sind – wie soll da “von ganz alleine” Sex stattfinden? Geschweige denn lustvoller, aufregender Sex! Sex, der wohltuend überrascht!?

Da liegen Vorwürfe oft nahe – und können schnell viel kaputt machen. Nörgeln, Vorwürfe oder Bestellungen wie “du, ich hätte gern mal wieder Sex” kommen als vorwurfsvolles “mach du mal” an. Das sind richtige Lustkiller. Auch, wenn einer viel öfter will als der andere und Druck ausübt, kann es sehr kontraproduktiv sein. Druck erzeugt Gegendruck, die Rollen sind dann fixiert. Doch es gibt Methoden aus dieser bedrückenden Endlosschleife auszusteigen.

Sex im Alltag und eine Entscheidung für die Lust

Das Schöne ist, in dem Moment, in dem man das weiß, kann man selbst die Entscheidung zu mehr Lust treffen und aktiv einiges für Ihre positive Veränderung unternehmen! Willst du? Dann triff die Entscheidung für deine Lust. Es gibt kein 08/15-Rezept, das für alle gilt. Aber: Es braucht immer bewusste Entscheidungen zu einem “ja, ich will wieder lustvollen Sex mit meinem Partner erleben!”. Dazu braucht es Eigenverantwortung, Aktivität, ein gewisses Fingerspitzengefühl. Diese Entscheidung eröffnet augenblicklich Spielräume selbst etwas zu tun und du kannst endlich aus der Warteposition oder der vorwurfsvollen Rolle aussteigen. Also:

Was möchtest du?

Beginnen wir im ersten Schritt bei uns selbst. Nimm dir Zeit um dich wieder zu spüren und einen wohlwollenden Blickwinkel auf die Begehrlichkeiten des eigenen Körpers zu finden.

Was vermisst du am meisten? Sind es Berührungen, die sinnliche Bedürfnisse wecken oder Worte? Optische Eindrücke oder Gerüche? Fantasien oder Erinnerungen? Liebst du es, die Stimme Ihres Partners ganz nahe am Ohr zu hören? Alles zusammen?

Überleg mal: Was war zu Beginn der Beziehung so selbstverständlich schön miteinander? Was von dem willst du jetzt wieder haben? Ist es die ungestörte Zweisamkeit? Gemeinsam aus dem Alltag auszubrechen? Miteinander unbeschwerte Freude zu teilen?

Vergiss’, was bisher routinemäßig Lust produziert hat und probiere etwas anderes, erweitere dein Spielfeld. Nein, das geht es nicht um neue Stellungen oder sexuelle Vorlieben, es geht darum, einander neu zu erforschen und bewusster, vielleicht mal wieder neugierig und erforschend zu berühren. Denn wer immer tut, was er immer getan hat, darf sich nicht wundern, wenn er das bekommt, was er immer bekommen hat.

6 Anregungen für lustvolle Spielräume zu Zweit

Ich wünsche mir…: Führt ernsthafte Gespräche über Sex besser nicht im Bett und auch nicht zwischen Tür und Angel. Nehmen Sie sich Zeit und finden Sie einen guten Zeitpunkt, z.B. bei einem Spaziergang. Bleibt bitte unbedingt bei motivierenden Botschaften, die ein Bild davon nähren, wo man hin möchte. Klar und “messbar”, wie etwa “ich genieße es, wenn…”. “es macht mich heiß, wenn…”. Tabu sollten Phrasen wie “es nervt mich, wenn…”, “lass das…”, sein. Meide generelle Wörter wie „immer“, „nie“, „dauernd“ – und formuliere Wünsche statt Vorwürfe.

Lust braucht Gelegenheit, Spielräume und Zeit: Nehmt euch bewusst Zeiträume füreinander. Wie wäre es, wenn du jetzt beginnst und zu einem Rendezvous einladest? Lass deine Fantasie spielen und erwarte nicht gleich intensiven Körperkontakt beim ersten “neuen” Date. Freu dich über ein freudiges, bewusstes Miteinander, das ist ein essentieller Schritt Richtung Lust.

Einladungen sind viel erfolgreicher als Vorwürfe: Womit warst du schon früher erfolgreich beim Partner bzw. der Partnerin? Was turnt ihn bzw. sie an? Womit kannst du deinen Partner, deine Partnerin jetzt einladen und positiv überraschen? Was möchtest du gerne mit ihm bzw. ihr erleben, wonach sehnst du dich? Und wie kann man das so vermitteln, dass dein Gegenüber es bemerkt? Und mitmachen möchte? Was ist deine bevorzugte Art, sich diesbezüglich mitzuteilen?

Lustvolle Rituale: Schön ist es, wenn ihr einander abwechselnd zu Verabredungen einladet. Dies will fix vereinbart werden (z.B.: alle 7/14/21 Tage ein Date, immer abwechselnd ausgesprochen). Klare Verabredungen sind hier ganz wichtig, so kann Vorfreude entstehen. Wenn Sie möchten, teile deinem Partner z.B. nur den “Dresscode” mit, alles andere wird eine Überraschung. Es geht weniger um teure Einladungen als um genussvolle gemeinsame Erlebnisse und neue Impulse. Ein Picknick kann viel intimer werden, als eine tolle Veranstaltung. Neues regt an und schärft die Wahrnehmung. Wichtig hierbei: Überlege, was dir selbst jetzt Freude macht , was deine Sinne anregt und nicht, was du glaubst, was der andere möchte. Side-Effect: Du spürst dich gut, fühlst dich wohl, zeigst etwas von dir - das alles fördert ein positives Miteinander und kann Nähe möglich machen.

Spielerische zärtliche Annäherung: Berührt einander bewusst anders (langsamer, fester, zärtlicher, …) und spüre, wie es sich anfühlt. Frag nach. Schaut einander bewusst mit Blickwinkel auf das Positive an und sagt dann dem/der anderen, was dir schon immer gefallen hat oder heute besonders auffällt. Bemerke die funkelnden Augen oder die sinnlichen Lippen, das wunderbare Lachen, die erotische Stimme, den Geruch des anderen, ... Je mehr Zeit man sich lässt, desto mehr fällt einem auf.

Unsexy, aber wahr: Es ist wie beim Sport, manchmal will erst der innere Schweinehund überwunden, die wohlig-chillige Komfortzone verlassen werden. Tatsächlich kommt auch beim Sex die Lust oft erst durch Aktivität und durch angenehme sexuelle Erlebnisse. Zeige oder sage, was du möchtest, vielleicht zu Beginn eine langsamere Annäherung? Hierzu der sportliche Vergleich – wer nach längerer Pause neu beginnt, braucht auch eine klare Entscheidung, Durchhaltevermögen und Regelmäßigkeit, bis wieder Freude, Erfolge und Hochgefühle Lust auf mehr machen.

Im wohlwollenden Austausch bleiben

Wer sich für ein Leben mit Lust und Sexualität entscheidet, wird sich immer wieder aktiv zeigen dürfen und auch wollen. Auf der anderen Seite ist es auch notwendig, die Signale des anderen zu lesen und wahrzunehmen, auch kleine Hinweise wollen wahrgenommen und liebend gerne aufgegriffen werden. Bleibt im bewussten und wohlwollenden Austausch, Interpretationen können irreführend sein.

Mit Achtsamkeit und Überraschungsmomenten gelingt die für euch richtige Mischung aus Lust, Hingabe, Geben und Nehmen. Viel Freude damit!!

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 © Mirjam Reither

Über die Autorin:

Nicole Siller bietet Dipl. Psychologische Beratung, Sexualberatung und Systemisches Coaching an. Sie ist Autorin von „Finde deine Lust!“ - das Praxisbuch für weibliche Sexualität. Infos zu Individueller Beratung, zu ihrem Blog und Kurse, etc. gibt's unter www.lebendich.at.

Über die Autor:innen

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