
Unsere Stimme ist ein wichtiges Persönlichkeitsmerkmal. Sprechtrainerin Ingrid Amon weiß, wie man sie mit einfachen Tricks zur Hochform pusht.
Vertraute Laute erkennen wir, wie beim Telefonieren, schon nach wenigen Silben. Ingrid Amon (iamon.at) ist Expertin für Stimm- und Sprechtraining, sie weiß: "Neben der Identitätsbestimmung einer Person lässt sich anhand der Stimme noch weitaus mehr ableiten. Die individuelle Ausdrucksweise gilt als Indikator für Alter und Geschlecht. Aber auch für den Bildungsgrad, die regionale und soziale Herkunft, die Gesundheit sowie die momentane Gemütslage."
Eine mangelhafte Art zu sprechen – zu hoch, zu tief, zu monoton, zu sachlich, zu undeutlich, zu leise – sabotiere letztendlich den besten Inhalt, unterstreicht die Expertin: "Gute Argumente kommen mit einer ausdrucksvollen Stimme einfach besser an. Jeder von uns verfügt über ein Riesenspektrum an Stimmvolumen, verwendet aber nur einen kleinen Teil davon. Deshalb lässt sich jede Tonlage verändern: "Sich vom gewohnten Image der eigenen Stimme zu lösen, kann sehr positive Auswirkungen haben. Zum Beispiel, dass einem plötzlich viel mehr Leute aufmerksam zuhören." Natürlich erreiche man das am besten mit professioneller Unterstützung, aber schon mit einigen simplen Tricks kann man seine Sprechweise ändern. Ingrid Amon erklärt, wie das genau geht.
Sound Limit
Bekommen Sie die Rückmeldung, dass Ihre Lautstärke beim Sprechen zu laut oder leise ist? Fragen Sie zehn Leute, wie sie diese auf einer Skala von 0 bis 10 einschätzen. So gelingt es leichter, den Pegel an Zuhörer:innen, Umgebung und die Situation anzupassen. Gutes Training: Üben Sie im Alltag simple Floskeln wie "Bitte", "Danke", "Super gemacht" in unterschiedlichen Tonlagen.
Sich öffnen
Die Stimme wird im Kehlkopf erzeugt. Wenn er locker ist, kann sie gut klingen. Gähnen ist dafür die beste Entspannungsübung. Machen Sie es laut, mit weit geöffnetem Mund. Nehmen Sie die Arme dazu, und strecken Sie sich wohlig aus. Gähnen Sie drei Mal direkt nach dem Aufstehen, drei Mal nach der Mittagspause und drei Mal abends.
Hot'n'Cold
Die Stimmlippen und Stimmbänder sind von Schleimhaut umgeben. Nur wenn sie feucht gehalten wird, können sie optimal schwingen und schöne Töne produzieren. Trinken Sie täglich mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßten Kräutertee. Kaffee, Milchprodukte, Energy- und Softdrinks nur in Maßen genießen. Ein No-Go: Besonders heißes, kaltes und scharfes Essen reizt unnötig die Schleimhäute.
Nicht zu oft räuspern
Bei vielen Menschen ist es schon zu einer schlechten Angewohnheit geworden. Räuspern Sie sich nicht zu oft, trinken Sie besser Wasser oder summen Sie. Durch das Hüsteln wird die Schleimhaut gereizt und produziert wiederholt Schleim. Ein Teufelskreis entsteht.
Haltung zeigen
Ein aufgerichteter Körper sorgt für einen guten Stimmklang. Stellen Sie sich eine Marionette vor, die am Kopf nach oben gezogen wird. Ein einfacher Test zeigt es. In zusammengesunkener Haltung einen Satz sprechen, dann aufrichten und das Gesagte wiederholen. Man merkt den Unterschied.
Pausen einlegen
Wie der Körper braucht auch die Stimme manchmal eine Auszeit. Nicht erst am Ende des Tages, sondern schon im Gespräch. So holt man sich frische Luft zum Sprechen und die Chance, neue Gesprächsinhalte zu finden.
Stimmige Auftritte
Einen Vortrag vor Publikum zu halten, fällt vielen nicht leicht. Sagen Sie die Begrüßung und den Schluss einer Rede zwei Minuten vor dem Auftritt mehrmals laut vor sich hin. Das gibt die nötige Sicherheit, in einem Fluss durchzusprechen. Es ist ein Trugschluss, zu glauben, spontan sei besser. Aus Sorge, dass die Luft wegbleibt, atmen viele Redner:innen tief ein, bevor sie zu sprechen beginnen. Allerdings: Sind die Lungen prall mit Luft gefüllt, klingt die Stimme gepresst. Daher bewusst ausatmen, bevor man loslegt.
Nur kein Stillstand
Stimmkraft kommt vom unteren Rücken. Durch Mikrobewegungen, wie langsam zwei bis drei Millimeter hin und her zu pendeln, kann die Energie ungehindert fließen. Ihre Rede wird so mit Sicherheit zum kraftvollen Auftritt.