©Elke Mayr
Hermès ist wohl rund um den Globus DER Inbegriff von Luxus. Selbst die betuchtesten Kund:innen nehmen teilweise monatelange Wartezeiten für das Objekt ihrer Begierde in Kauf. Dabei begann alles mit der Herstellung von Accessoires für den Reitsport. Alles über die Geschichte der traditionsreichen Maison verraten wir im großen WOMAN-Portrait.
- Steckbrief: Hermès
- 5 spannende Fakten über Hermès
- Von Krefeld nach Paris - die Geschichte von Hermès
- Ab dem 1890er Jahren wurde das Sortiment von Hermès erweitert
- 1956 wurde die "Kelly Bag" zum Verkaufsschlager
- In den 1970ern kämpfte Hermès mit seinem verstaubten Image
- Hermès geht an die Börse
- Die Marke Hermès heute
- Einrichtung, Beauty und Mode: Das umfangreiche Sortiment von Hermès
- Das sind die Markenzeichen von Hermès
- Neben Birkin und Kelly: Das sind die Best Seller von Hermès
Von den bunten Seidencarrés bis hin zu den beiden wohl bekanntesten Handtaschen der Welt, der Kelly Bag und der Birkin Bag – Hermès produziert Mode-Klassiker für die Ewigkeit! Seine Wurzeln hat das französische Unternehmen zwar in der Reitausstattung aus Leder, doch über die Generationen hinweg entwickelte sich das Familienunternehmen zu einer der prestigeträchtigsten Marken der Welt.
Nicht ohne Grund kann Hermès es sich leisten, für seine ikonischsten Taschenmodelle monate- wenn nicht jahrelange Wartelisten zu führen. Limitierte Editionen werden überdies für mehrere hunderttausende von Euros weiter verkauft. Wir beleuchten die spannende Geschichte eines der traditionsreichsten Unternehmen der Welt.
Steckbrief: Hermès
Firmenname: Hermès International SCA
Gründungsjahr: 1837
Gründer: Thierry Hermès
Firmensitz: Paris, Frankreich
CEO: Axel Dumas & Émile Hermès
Kreativdirektor: Pierre-Alexis Dumas
5 spannende Fakten über Hermès
2022 stellte das bis dato erfolgreichste Geschäftsjahr in der Hermès-Geschichte dar: Mit einem Umsatz von 11,602 Milliarden Euro wurden ca. 3,4 Milliarden Euro verdient. Begründet wurde das enorme Wachstum mit einer gesteigerten Nachfrage nach Hermès-Produkten auf allen Märkten, besonders in den Vereinigten Staaten und China. Von diesen Zahlen profitiert natürlich auch Hermès-CEO Axel Dumas: Mit circa 86 Milliarden Euro (nur berufliches Vermögen) ist er der zweit-reichste Franzose hinter Bernard Arnault.
Die Serie "Sex And The City" trug maßgeblich dazu bei, Hermès und insbesondere die Birkin Bag einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Bis heute unvergessen ist wohl jene Folge, in der Samantha, gespielt von Kim Cattrall, versuchte, an eine der bekannten Taschen zu kommen. Um die Wartezeit von 5 Jahren zu umgehen, behauptete sie, die Tasche wäre für ihre PR-Klientin Lucy Liu. Nach der Ausstrahlung der Folge sollen sich die Anfragen für eine Birkin Bag nahezu verdreifacht haben!
Am 31. Mai 2017 ging eine mattweiße "Himalaya"-Birkin-30-Handtasche von Hermès für satte 253.700 Pfund (dies entspricht circa 295.000 Euro) an einen anonymen Bieter. Der Verkauf fand bei einer Auktion von Handtaschen und Accessoires von Christie’s in Hongkong statt. Die 2014 hergestellte Tasche enthält 176,3 Gramm 18-karätiges Weißgold und 10,23 Karat Diamanten.
Während Pierre-Alexis Dumas bei Hermès die kreative Leitung innehat, gibt es dennoch viele weitere Kreativdirektor:innen, die in der Maison für verschiedene Produktsparten zuständig sind. So ist etwa die Designerin Véronique Nichanian seit 1988 für die hochpreisige Herrenkollektion verantwortlich, während seit 2014 die Französin Nadège Vanhee-Cybulski die kreative Leitung für die Damenkollektion innehat. Nadège Vanhee-Cybulski war zuvor als Designerin bei Margiela und Céline tätig gewesen. Außerdem arbeitete sie als Kreativdirektorin des Modelabels "The Row" von Mary Kate und Ashley Olsen.
Auch ein Beatle liebte die feinen Lederwaren von Hermès: Mitte der 2000er Jahre ließ sich Eric Clapton für 100.000 US-Dollar einen Gitarrenkoffer von Hermès aus feinstem Krokodilleder anfertigen.
Von Krefeld nach Paris - die Geschichte von Hermès
Die Geschichte von Hermès geht zurück auf Thierry Hermès, der am 10. Jänner 1801 als Kind geflüchteter Protestanten in Krefeld geboren wurde. Als Sohn einer deutschen Mutter und eines französischen Vaters absolvierte er in seinem Geburtsort eine Sattlerlehre. Krefeld, das heute zu Deutschland zählt, war bis ins Jahr 1814 von Frankreich annektiertes Territorium.
Nach der Hochzeit mit Christine Piérart zog Hermès 1828 nach Pont-Audemer, um sich in seinem Beruf als Sattler zu perfektionieren. Nordwestlich von Paris gelegen, galt dieser Ort damals als die "Hauptstadt des Leders". 1837 war es schließlich soweit: Hermès eröffnete in der Rue Basse-du-Rempart in Paris sein erstes Geschäft. Seine Zielgruppe: Europäische Aristokraten, die er mit feinen Pferdegeschirren und -sätteln im gehobenen Preissegment ausstattete.
Dank seiner exzellenten Handwerkskunst und der herausragenden Qualität der Produkte machte sich Hermès schnell einen Namen und etablierte sich, als angesehener Lieferant in der Pferde-Ausstattung. Bei der Pariser Weltausstellung 1867 wurde er sogar für sein hochwertiges Pferdegeschirr ausgezeichnet.
Ab dem 1890er Jahren wurde das Sortiment von Hermès erweitert
Im Jahr 1878 starb der Firmengründer Thierry Hermès. Seine Nachfolge trat sein Sohn, Charles-Émile Hermès an. Dieser erweiterte das Sortiment ab Anfang der 1890er Jahre um hochpreisiges Reisegepäck aus Leder. Ein Mitgrund für diesen Schritt war die Tatsache, dass die Eisenbahn und das Auto allmählich die Pferdekutsche von den Straßen verdrängte.
Unter der Leitung von Charles-Émile wurde das Geschäft außerdem in die Pariser Rue du Faubourg St-Honoré verlegt, wo sich bis heute der Sitz des Unternehmens befindet. Und es ging weiter bergauf für das Unternehmen: Auf einer Russland-Reise wurde Hermès vom Zaren zum offiziellen Hoflieferanten ernannt. Zudem erwarb Hermès das Exklusivrecht für die Verwendung des Reißverschlusses und führte ihn damit als erstes in Frankreich ein.
Unter der Leitung von Émile-Maurice und Adolphe Hermès wurde das Unternehmen kurzzeitig in "Hermès Frères" (deutsch: Gebrüder Hermès) umbenannt. Als 1919 jedoch der Verkauf von Pferdegeschirren und -zubehör rückläufig wurde, zog sich Adolphe Hermès aus dem Geschäft zurück. Sein Bruder Émile-Maurice übernahm dessen Anteil.
1922 war es dann soweit: Die erste Lederhandtasche von Hermès kam auf den Markt. Diese war bereits mit dem neuen, patentierten Reißverschluss ausgestattet. Im selben Jahr brachte Hermès außerdem den ersten Ledergürtel auf den Markt, der bei einigen Modellen noch heute mit dem großen H als Schließe versehen ist.
Ab 1925 stellte Hermès auch erstmals Herrenbekleidung her. Schmuck, Uhren und Schuhe ergänzten das Produktportfolio zusätzlich. 1937 wurde auch der erste Hermès-Schal eingeführt – der sogenannte Seidencarré gilt bis heute als wahrer Klassiker der Maison und markierte einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Marke.
1956 wurde die "Kelly Bag" zum Verkaufsschlager
Mit Robert Dumas, dem Schwiegersohn von Émile Hermès, stand ab 1951 erstmals ein eingeheiratetes Familienmitglied an der Spitze des Unternehmens. Unter seiner Leitung kamen in den folgenden Jahren viele ikonische Stücke auf den Markt, die bis heute zu den Best Sellern der Marke zählen.
Im selben Jahr lancierte Hermès das erste Parfum, den Herrenduft "Eau d’Hermès". 1956 ging auch erstmals einer der größten Hermès-Klassiker durch die Decke: Denn in diesem Jahr trug Fürstin Gracia Patricia, geboren als Grace Kelly und international gefeierter Hollywoodstar, ihre Hermès-Tasche aus Krokodilleder vor ihrem Bauch, um so die ersten Rundungen ihres Babybauchs zu verstecken.
Das Foto der Fürstin ging um die ganze Welt und die Tasche erreichte unmittelbar Kultstatus. Von nun an wurde die Tasche "Kelly Bag" genannt. Spannend: Die "Sac à Dépêches"-Tasche war eigentlich bereits um 1935 zum ersten Mal vorgestellt worden, der Verkaufserfolg war jedoch ausgeblieben.
1967 wurde schließlich eine Damenmode-Kollektion eingeführt. Dafür verantwortlich zeichnete die französische Designerin Catherine de Karolyi. Bis 1980 entwarf sie die Mode- und Accessoire-Kollektionen. Ihr ist insbesondere die berühmte H-Schließe zu verdanken.
In den 1970ern kämpfte Hermès mit seinem verstaubten Image
1978 übernahm Jean Louis Dumas, seines Zeichens ein Ur-Ur-Ur-Enkel von Thierry Hermès, die Nachfolge in der Unternehmensleitung. Doch Hermès hatte aufgrund seines verstaubten Images zunehmend mit Umsatzrückgängen zu kämpfen. Dumas gelang es, die Kollektionen zu verjüngen und neue Designer ins Unternehmen zu holen.
Moderne Werbekampagnen erschlossen Hermès zudem neue Zielgruppen als Käuferschaft. Darüber hinaus forcierte der neue Geschäftsführer den Ausbau des Boutiquen-Netzwerks und führte eine Uhrensparte unter dem Markennamen von Hermès ein.
1984 gelang ein weiterer Meisterstreich: Nachdem die Schauspielerin Jane Birkin auf einem Flug von Paris nach London Bekanntschaft mit Jean-Louis Dumas gemacht hatte, klagte sie ihrem Sitznachbar ihr Leid. Birkin, die mit einem unhandlichen Korb reiste, tat sich schwer eine geeignete Ledertasche für Wochenendausflüge zu finden. Der Hermès-Geschäftsführer soll daraufhin noch im Flugzeug einen Taschen-Prototypen auf einer Serviette skizziert haben.
Der Rest ist Geschichte: Die Schauspielerin lieh Dumas ihren Namen im Austausch für eines der ersten Modelle. 1984 erhielt die Stilikone medienwirksam das erste Exemplar und so wurde die ikonische Birkin Bag geboren. Heute ist das Accessoire, das ab einem Preis von 5.750 Euro erhältlich ist, neben der Kelly-Tasche eines der meistverkauften Produkte von Hermès.
Hermès geht an die Börse
1993 ging Hermès an die Börse. Sowohl dort als auch bei ihren Shops verfolgte das Unternehme eine Strategie der Kontrolle: So blieben 80 Prozent der Anteile in Familienbesitz. Zudem verringerte Hermès die Zahl der Franchise-Geschäfte von rund 250 auf 200, während die firmeneigenen Läden von 60 auf 100 anwuchsen.
1996 eröffnete Hermès, das mittlerweile in vielen Ländern tätig war, auch eine erste Filiale in Peking. Im Jahr darauf engagierte Hermès den belgischen Designer Martin Margiela mit der kreativen Leitung der Damenmode. Unter der Leitung von Jean-Louis Dumas eröffnete das Unternehmen rund um die Jahrtausendwende außerdem zahlreiche weitere Boutiquen an exklusiven Adressen wie etwa in der Madison Avenue in New York, Ginza in Tokio oder im Dosan Park in Seoul.
2002 startete Hermès zudem eine E-Commerce-Website in den USA, drei Jahre später folgte eine Präsenz in Frankreich. Das Jahr 2003 brachte weitere bedeutsame Änderungen mit sich: So kam Jean-Paul Gaultier als neuer Designer für Damenmode zu Hermès. Und auch in der Geschäftsführung kam es zu einem Wechsel: Nach dem Rückzug von Jean Louis Dumas übernahm Patrick Thomas die Leitung. Er leitete als erstes Nicht-Familienmitglied bis 2006 als CEO die Geschicke des Hauses.
Unter seiner Leitung wurde die weltweite Präsenz von Hermès nach geografischen Regionen umstrukturiert. Thomas, der zuvor als rechte Hand von Jean Louis Dumas tätig gewesen war, bereitete ab 2006 auch den Generationswechsel bis zu seiner Ablösung 2013 durch Axel Dumas, dem Neffen von Jean-Louis Dumas, vor.
Die Marke Hermès heute
Unter dem aktuellen Geschäftsführer, Axel Dumas, konnte das Wachstum von Hermès weiter vorangetrieben werden. Heute erstreckt sich die Reichweite des Unternehmens über 300 Boutiquen in 45 Ländern. Speziell die Verbindung von Tradition, Handwerkskunst und Innovation hat Hermès zum Inbegriff für französischen Luxus gemacht.
Neben "Chanel" und "Louis Vuitton" reiht sich Hermès in die Riege der angesehensten und exklusivsten Modehäuser der Welt ein. Was besonders beachtlich ist: In einer Welt, in der ein Großteil der bekannten Luxusmarken mittlerweile von großen Konzernen gekauft worden ist, hat es Hermès geschafft, im Familienbesitz zu bleiben und wird mittlerweile in sechster Generation geführt. Selbst eine feindliche Übernahme durch den mächtigen Luxuskonzern "LVMH" konnte man durch die Gründung einer Familien-Holding verhindern.
Einrichtung, Beauty und Mode: Das umfangreiche Sortiment von Hermès
Die Produktpalette von Hermès ist sehr breit: Unter dem Markennamen werden mittlerweile verschiedenste Produkte wie Lederwaren, Seiden- und Kaschmirschals, Krawatten, Damen- und Herren- Prêt-à-porter, Düfte, Uhren, Schuhe, Handschuhe, Schreibwaren, Emaille, Schmuck, Porzellan und Inneneinrichtung vertrieben. 2020 präsentierte Hermès außerdem eine Beauty-Linie.
Das sind die Markenzeichen von Hermès
Hermès hat im Lauf seiner langjährigen Tradition viele unverwechselbare Erkennungsmerkmale etabliert. Als das bekannteste Markenzeichen von Hermès gilt das charakteristische H, das häufig als Gürtelschnalle oder Verschluss verwendet wird. Nicht weniger ikonisch ist das berühmte Hermès-Logo, welches eine vom Fahrgast selbst gesteuerte Pferdekutsche zeigt.
"Le Duc" wurde in den 1950er Jahren eingeführt, genauso wie die berühmten orangenen Verpackungen. Spannend: Vor dem Krieg waren die Schachteln cremefarben oder beige mit goldener Verzierung. Aufgrund des Mangels an Materialien durch den zweiten Weltkrieg, war man quasi gezwungen auszuweichen. Die Wahl fiel auf Orange, eine Farbe die damals niemand wollte.
Neben Birkin und Kelly: Das sind die Best Seller von Hermès
Von Hermès gibt es sehr viele Kassenschlager, die mittlerweile weltbekannt sind und auf den Wishlists von Modeliebhaber:innen auf der ganzen Welt ganz oben stehen. Die Seidentücher sowie die Kelly und die Birkin Bag haben wir bereits erwähnt – dies sind die wohl bekanntesten Best Seller der Maison. Ein weiterer Taschen-Klassiker ist die Constance Bag, die 1959 eingeführt wurde:
Doch nicht nur für seine exklusiven Ledertaschen ist Hermès bekannt: Die Oran Sandalen von Hermès sieht man im Sommer sehr häufig an den Füßen von diversen Mode-Influencer:innen. Das Modell, welches erstmals im Jahr 1997 lanciert wurde und mittlerweile in vielen Farben erhältlich ist, versprüht sommerliches Luxus-Flair:
Einfachheit und Eleganz strahlt auch das berühmte Armband Clic H von Hermès aus. Das ikonische Schmuckstück kam 2003 auf den Markt und ist inzwischen in dutzenden Varianten erhältlich: