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Paco Rabanne: Sie nannten ihn den "Metallarbeiter"

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Paco Rabanne Store in Paris

Paco Rabanne Store in Paris

©IMAGO / Starface
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Bereits seine Debütkollektion sorgte für Aufsehen in der Modewelt: Denn was Paco Rabanne entwarf, hat die Welt bis dato nicht gesehen. Er experimentierte mit unkonventionellen Materialien wie Plastik, Aluminium, Glasfasern und Papier. Spätestens als seine Mode 1968 an Jane Fonda in dem Blockbuster "Barbarella" auftauchte, schrieb Rabanne Modegeschichte.

Während andere Designer mit Schere und Nadel arbeiteten, griff er lieber zu Hammer, Zange und Kleber: Der spanisch-französische Modeschöpfer Paco Rabanne hat ab den 60er Jahren mit seinen ausgefallenen Entwürfen Modegeschichte geschrieben. Sein Markenzeichen: Kleider aus kleinen Metallplatten, die fast schon an eine Rüstung erinnern. Doch seine Mode sollte mehr als schön aussehen.

In einer Zeit, in der der weibliche Körper stark sexualisiert wurde, zeichneten seine Kleider das Bild einer starken Frau in einer Rüstung, die anders sein möchte. Doch es war nicht nur die feministische Botschaft, sondern auch seine Experimentierfreudigkeit, die Paco Rabanne zu einem der bekanntesten Designer werden ließ. Selbst heute noch ist seine Handschrift in dem kürzlich umbenannten Label "Rabanne" deutlich erkennbar. Mehr über Paco Rabanne erfährst du in unserem Portrait!

Steckbrief Paco Rabanne

Firmenname: Rabanne

Gehört zu: Puig

Gründungsjahr: 1965

Gründer: Paco Rabanne

Firmensitz: Paris, Frankreich

CEO: Nadia Dhouib

Kreativdirektor: Julien Dossena

Das weiß nicht jede:r: 4 spannende Fakten über Paco Rabanne

  • Paco Rabanne war mit Salvador Dalí befreundet

Paco Rabanne pflegte eine enge Freundschaft mit dem surrealistischen Künstler Salvador Dalí. Verbunden waren die beiden etwa durch Amanda Lear- diese war Dalís Muse und gleichzeitig ein Rabanne-Model.

Dalí bezeichnete Rabanne als "ein anderes spanisches Genie", zudem einte die beiden ihre Vorliebe für sinnliche Ästhetik. Rabanne-Kreativdirektor Julien Dossena berichtete außerdem von einem Video aus den 60er Jahren, in welchem man Dalí und Rabanne sieht, wie sie Nähmaschinen auf den Boden werfen und sagen: "Das brauchen wir nicht mehr! Die alten Couturiers sind passé, wir sind die Zukunft!"

Die Verbundenheit zwischen dem weltbekannten Künstler und dem Kult-Designer sieht man auch auf einem alten Bild, welches der offizielle Rabanne-Account auf Instagram veröffentlichte: In dem Post sieht man Dalí umgeben von Models, die Kreationen aus der ersten Paco Rabanne Haute Couture Kollektion Frühjahr-Sommer 1966 tragen.

  • Das erste von Paco Rabanne lancierte Parfum hieß übersetzt "Autogrill"

1969 erschien der erste Duft unter dem Namen Paco Rabanne. Der Name des Parfums lautete Calandre, was übersetzt so viel bedeutet wie "Autogrill". Woher der etwas seltsame Name für den luxuriösen Duft kommt, ist zwar nicht bekannt, das Parfum wurde aber dennoch ein sehr großer Erfolg und 1990 sogar nochmals neu aufgelegt. Doch so etwas schafft eben auch nur jemand wie Paco Rabanne. Das wusste auch José Manuel Albesa, der Präsident bei Puig. Er soll sinngemäß gesagt haben: "Wer außer Paco Rabanne könnte einen Duft ‚Autogrill‘ nennen und ihn zu einer Ikone machen?"

  • Der Modeschöpfer stand für feministische Sichtweisen

Die Mode von Paco Rabanne war – neben der von anderen Designern der damaligen Zeit – ein Wegebereiter für die sexuelle Revolution. Denn seine Kleider, die einer Rüstung optisch ähnelten, hatten eine feministische Botschaft. Von Paco Rabanne eingekleidete Frauen waren stark, weil sie Frauen waren – und das war kein Widerspruch zu ihrer Weiblichkeit, stattdessen unterstützte die Mode von Paco Rabanne nur ihre weibliche Stärke.

Die Frauen von morgen werden zäh, effizient, verführerisch und zweifellos den Männern überlegen sein. Ich entwerfe meine Designs für diese Frauen. Meine Entwürfe sind meine Waffen. Wenn man sie schließt, klingt es wie das Entsichern einer Pistole.

  • Julien Dossena hat Paco Rabanne nie persönlich kennengelernt

Der Belgier Julien Dossena steht seit 2013 an der kreativen Spitze von Paco Rabanne. Den Gründer getroffen oder auch nur mit ihm gesprochen hat er jedoch nie. In einem Interview erklärte er, dies aus Respekt und Höflichkeit abgelehnt zu haben: „Als er sich Ende der 90er zurückzog, wollte er mit der Mode abschließen und sich auf ein neues Kapitel seines Lebens konzentrieren. Das wollte ich respektieren. Wahrscheinlich war es auch eine Vorsichtsmaßnahme. Meine Mission hier ist ja, die Marke neu zu definieren. Mit mehr Distanz kann ich viel objektiver sein. Was wäre, wenn ich ihn so sehr gemocht hätte, dass ich plötzlich befangen gewesen wäre und nur noch ihm hätte gefallen

Paco Rabanne: Die Anfänge der Kultmarke

Paco Rabanne wurde am 18. Februar 1934 als Francisco Rabaneda-Cuervo in San Sebastián im Baskenland geboren. Doch sein Start ins Leben war alles andere als leicht: Denn der kleine Francisco erblickte inmitten des spanischen Bürgerkriegs das Licht der Welt. Als er zwei Jahre alt war, wurde sein Vater, ein republikanischer Oberst, von Francos Truppen erschossen. Einen Hoffnungsschimmer sah der Junge in der Mode, denn seine Mutter arbeitete als „Première Main“ (Erste Schneiderin) bei dem damals noch nicht allzu bekannten spanischen Modemacher Cristóbal Balenciaga. 1939 flohen Mutter und Sohn nach Paris.

Nach seinem Schulabschluss immatrikulierte er sich an der „Ecole des Beaux Arts“ für ein Architektur-Studium. Doch die Mode spielte trotzdem eine wichtige Rolle in seinem Leben: Um sich sein Studium zu finanzieren, verkaufte der gebürtige Spanier seine Mode-Entwürfe an prestigeträchtige Häuser wie Pierre Cardin, Givenchy oder Balenciaga. Dass Paco von frühester Kindheit an vom Futurismus und Science Fiction begeistert war, spiegelte sich auch in seinen modischen Schöpfungen wider: 1965 verwendete er etwa erstmals den transparenten Kunststoff Rhodoïd, um daraus Modeschmuck zu entwerfen. Noch im gleichen Jahr eröffnete er sein eigenes Mode-Atelier in der Pariser Rue de Caire. Im Februar 1966 präsentierte er außerdem seine erste Haute Couture Kollektion mit futuristischen Modellen im Pariser Hôtel George V. Sein Debüt beging er in Form einer Manifest-artigen Kollektion mit dem Titel „12 untragbare Kleider aus zeitgenössischen Materialien“. Die Linie bestand größtenteils aus knappen Kleidern, die aus unzähligen metallisch schimmernden Rhodoïd-Pailletten gefertigt waren. Während sich die französische Modepresse nicht gerade schmeichelhaft über das Debüt von Paco Rabanne äußerte, begeisterten seine Ideen viele Frauen der damaligen Zeit. Darunter auch viele prominente Frauen, die anders und frei sein wollten…

Paco Rabanne zog die Modewelt in seinen Bann

Eine von ihnen war Francoise Hardy, ein It-Girl, das damals schon ein Superstar war und gemeinsam mit Brigitte Bardot so etwas wie den Grundstein für die Faszination an modebewussten Pariserinnen legte. Sie trug maßgeblich dazu bei, dass Paco Rabannes Name in Frankreich bekannt wurde. Auch seine Präsenz in Film und Fernsehen verhalf ihm zu Ruhm: 1967 etwa trug Audrey Hepburn ein Kleid von Paco Rabanne in dem Film „Zwei auf gleichem Weg“. Den internationalen Durchbruch hatte Rabanne schließlich Hollywoodstar Jane Fonda zu verdanken. Denn diese verkörperte die gertenschlanke Titelfigur in dem Kult-Science Fiction-Film „Barbarella“. Für das Kostümdesign war zu einem großen Teil Paco Rabanne verantwortlich.

Spätestens jetzt war der spanische Designer weit über Paris hinaus in aller Munde. Plötzlich liebten die Moderedaktionen dieser Welt seine fotogenen, wenn auch nicht unbedingt alltagstauglichen Kreationen und Paco Rabannes radikalen Experimente mit unkonventionellen Materialien wurden zu seinem Markenzeichen.

Auch seine Fashion-Shows sorgten für einen Tabu-Bruch

Doch es waren nicht nur die außergewöhnlichen Materialien und die spezielle Machart seiner Kleider, sondern auch die Art und Weise, wie diese präsentiert wurden, die für einen Tabu-Bruch sorgten. So steckten die Models etwa splitternackt in den schimmernden Mini-Kleidern, deren Plättchen lediglich durch Ringe und Ösen miteinander verbunden waren. Dass dabei Blicke auf die nackte Haut fielen, war durchaus Absicht – und für damalige Verhältnisse revolutionär.

Paco Rabanne gehörte außerdem neben Yves Saint Laurent, zu den Ersten, die schwarze Models beschäftigten – und dies zu einer Zeit in der in Amerika die Rassentrennung noch traurige Realität war. Darüber hinaus war der Science Fiction-begeisterte Designer der erste, der seine Fashion Shows musikalisch untermalen ließ.

Ich liebte Musik von den Rolling Stones oder den Beatles und ich konnte nicht glauben, dass die Designer ihre Entwürfe in absoluter Stille vorführten. Also ließ ich bei meinen Shows Musik laufen.

Vom „Klempner“ zum Parfümeur

Doch bei allem Lob musste der Modeschöpfer auch innerhalb der Branche immer wieder Kritik einstecken. Für seine „Moulded dresses“, die aus vielen kleinen Metallblättchen mit Zange und Lötkolben gefertigt wurden, sowie für seine Kettenhemden, welche aus vielen kleinen Scheiben bestanden, die mit Ringen zusammengehalten wurden, erhielt er den wenig schmeichelhaften Titel „Klempner der Mode“. Coco Chanel schmähte ihn gar als „Metallarbeiter“ und spielte damit auf seine Vorliebe für die Verarbeitung von harten Stoffen an. Doch seine Neugier und Innovationskraft sollten sich bezahlt machen, denn bis heute gelten seine Entwürfe als stilprägend für die Mode der 1960er Jahre. Wie auch seine Kollegen Pierre Cardin oder André Courrèges gilt Rabanne seither als einer der Erfinder der futuristischen Mode.

1969 ging Paco Rabanne eine Kollaboration mit dem spanischen Kosmetik-Konzern Puig ein und lancierte diverse, teilweise höchst erfolgreiche Düfte. Sein erster Damenduft namens „Calandre“ ist bis heute in leicht abgewandelter Form erhältlich. Zu den populärsten Paco Rabanne-Düften zählen etwa „1 Million“, „Invictus“ und „Olympéa“. 2022 lancierte die Marke außerdem zwei ganz neue Düfte namens „Phantom“ (für Herren) und „Fame“ (für Damen). Das Werbegesicht des Damen-Parfüms ist die amerikanische Schauspielerin Elle Fanning.

Ab 1999 zog sich Paco Rabanne aus der Mode zurück

Trotz all des Erfolgs verlor die Marke Paco Rabanne bereits in den 1970er Jahren an Bedeutung. Obwohl der Designer sein modisches Spektrum um Herrenmode und eine Prêt-à-porter-Kollektion für Damen erweiterte, begann er zunehmend auf der Stelle zu treten. Kritiker:innen warfen ihm vor, alte Entwürfe nur noch zu reproduzieren und keine neuen Impulse mehr zu liefern. Im Jahr 1987 kaufte schließlich der Konzern Puig sowohl die Mode- als auch die Parfümsparte auf. 1999 wurde die kostspielige Couture-Linie aufgegeben und Paco Rabanne, der damals Mitte 60 war, zog sich schrittweise aus dem Unternehmen zurück.

Die ersten Jahre nach der Jahrtausendwende waren für die Marke Paco Rabanne nicht leicht: 2002 wurde Paco Rabanne von Puig die Designerin Rosemary Rodríguez an die Seite gestellt. Die beiden arbeiteten bis 2004 zusammen und zeigten sich auch am Ende der Pariser Modenschauen gemeinsam zum Schlussapplaus auf dem Laufsteg. In den Folgejahren wurden verschiedene Kreativdirektor:innen für die angeschlagene Luxusmarke angestellt, doch der Erfolg wollte sich nicht so recht einstellen. 2006 legte Puig sogar sämtliche Rabanne-Modekollektionen vorübergehend auf Eis. Bergauf ging es erst wieder ab Mitte 2013: Dem Belgier und ehemaligen Balenciaga-Designer Julien Dossena gelang es, die Marke Paco Rabanne wieder relevant zu machen. Die Entwürfe des neuen Kreativdirektors wurden in der Folge von den Modekritiker:innen gelobt.

Paco Rabanne und sein Hang zur Esoterik

Nach seinem Rückzug aus dem von ihm gegründeten Unternehmen, lebte Paco Rabanne zurückgezogen, er schrieb etwa Bücher über Esoterik und Spiritualität. Generell war Paco Rabanne dafür bekannt, einen Hang zur Esoterik zu haben. So glaubte er etwa an die Wiedergeburt und außerirdisches Leben. 1999 sorgte er außerdem für Aufsehen, als er prophezeite, Paris werde durch den Absturz einer Raumstation in Flammen aufgehen – was natürlich nie geschah. Am 3. Februar 2023 starb Paco Rabanne zwei Wochen vor seinem 89. Geburtstag in seiner Heimat-Gemeinde Portsall im Norden Frankreichs.

Die Marke Rabanne heute

Heute ist die Marke Paco Rabanne mit ihren mittlerweile legendären Metallic-Entwürfen wieder so gefragt wie eh und je: Top-Stars wie etwa Beyoncé, Adele oder Taylor Swift werden von Paco Rabanne für ihre fulminanten Bühnen-Shows ausgestattet und auch bei „Normalsterblichen“ erfreut sich die avantgardistische Mode nach wie vor großer Beliebtheit.

2023 wurde außerdem bekannt, dass sich die Marke künftig in „Rabanne“ umbenennt, der Vorname Paco fällt also weg. Ob diese Entscheidung mit dem Tod des Gründers im Februar 2023 zusammenhing, ist nicht bekannt. Auch das Logo wurde einem Refresh unterzogen. Seit August bzw. September 2023 gibt es außerdem – neben den am Markt bereits etablierten Parfüms – auch exklusive Paco Rabanne Beauty-Produkte zu kaufen. Die Range umfasst unter anderem Lidschatten, Wimpern Primer, Mascara, Lippenstift oder Glitter Spray.

Ein weiterer Coup in der jüngeren Vergangenheit gelang dem Luxusmode-Haus schließlich mit dem schwedischen Textilriesen H&M: Am 9. November 2023 launchte eine prestigeträchtige Kollektion unter der Federführung von Rabanne-Kreativdirektor Julien Dossena. Zu kaufen gab es etwa ikonische Zweiteiler sowie Taschen und Kleider aus Metallic-Mesh, Maxiröcke mit Pailletten genauso wie Jacken, Home Produkte oder Retro-Trainingsanzüge und T-Shirts. Wie üblich bei den H&M Designer-Kollektionen, war auch ein Großteil der Rabanne-Kollektion binnen weniger Stunden in den Geschäften und online ausverkauft.

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