©DAS BIN iCH/Ines Thomsen Photography
Ohne Retusche und unverfälscht lassen sich KrebspatientInnen für das Projekt porträtieren. Sie zeigen ehrlich ihre Narben und ihre Lebensfreude. Eine Kampagne, die Mut macht.
Der Oktober ist Brustkrebsmonat. Weil es noch immer viel zu tun gibt: Enttabiusieren, Klischees abbauen und Bewusstsein zu schaffen, wie wichtig Vorsorgeuntersuchen sind, auch bei Jüngeren. Das ist auch das Anliegen der Initiatorinnen Nadja Kapelle, Ines Thomsen und Julia Kurbatfinsky von "Das bin ich".
Nadja ist 2018 mit 35 Jahren selbst an Brustkrebs erkrankt. "Die Krankheit bietet genug Gründe, um zu jammern und zu sudern. Das habe ich teilweise sicher auch mit Bravour gemeistert." Gleichzeitig hat sie aber auch immer versucht, die Situation aus mehreren Blickwinkeln zu betrachten: "Ich hab mir gesagt: 'Ok, ich hab keine Haare mehr, nicht so cool.'
Aber auch: 'Wow, ich muss nichts mehr rasieren oder mich nicht mehr über meine hohe Stirn und nicht sitzen wollende Haare ärgern …' Oder: 'Ok, ich kann für mindestens ein Dreiviertel-Jahr nicht mehr ins Schwimmbad – und ich liebe schwimmen!' Aber auch: 'Ich hab jetzt viel Zeit für mich alleine zu Hause, wo ich vielleicht wieder mal mehr tanzen oder einfach entspannt in den Tag hineinleben kann.'"
Die meiste Energie hat sie aber in den Aufbau ihrer Kampagne investiert, die Geschichten von Betroffenen sammelt und Bilder von nackten Brüsten nach Operationen zeigt.
"Nehmt das Leben an. Es ist schön, wie es ist."
Auch Kerstin hat sich für die Initiative fotografieren lassen. "Es war Jänner 2019 als ich eine leicht erhabene Stelle in der Nähe meines Brustbeins spürte." Diagnose: Brustkrebs. "Tränen strömten wie Bäche aus meinen Augen als ich nach dem Gespräch mit dem Arzt aufs Fahrrad stieg, um so schnell wie möglich zu meinem Mann und meinem kleinen Sohn nach Hause zu radeln. Wie konnte das nur passieren? Ich war doch erst 36 Jahre alt."
Die Mutter eines fünfjährigen Sohnes startete eine Therapie. Diese hat ihr geholfen, ihren Optimismus wiederzufinden: "Die folgenden zwölf Chemos waren für mich sehr gut zu verkraften. Vor allem, da ich neben meiner Familie meinen Mann als ganz besondere Stütze an meiner Seite hatte.
Obwohl er Angst um mich hat, hat er mich immer mit positiven Worten und ganz viel Liebe unterstützt. Gemeinsam durch diese Zeit zu gehen, hat uns nach 22 Jahren Beziehung sogar noch näher zueinander gebracht." Ihr Sohn hat ihr darüber hinaus die Kraft gegeben, immer wieder aufzustehen und ihr gezeigt, dass es sich zu kämpfen lohnt. "Aus diesem Grund möchte ich allen Betroffenen und auch nicht Betroffenen da draußen sagen: Nehmt das Leben an. Es ist schön, wie es ist. Hört auf euer Gefühl und bleibt positiv.
Brustkrebs: Die Wichtigkeit von Früherkennung.
Robert, 63, ist ebenfalls Brustkrebs-Patient. 2011 hat er den Knoten bei sich entdeckt. Seitdem engagiert er sich in Sachen Öffentlichkeitsarbeit zum Thema "Auch Männer können Brustkrebs bekommen“. "Ich habe einige Fälle erlebt, bei denen Hausärzte kein Bewusstsein dafür hatten, dass auch Männer Brustkrebs bekommen können und viel Zeit sinnlos verstrichen war."
Deshalb auch sein Appell: "Bei Verdacht und Symptomen wie Knoten, angeschwollenen Lymphknoten unter der Achsel, eingezogener Brustwarze, Sekret-Absonderung oder Entzündung der Brustwarze am besten sofort zu einem Onkologen gehen. Die Früherkennung ist das A & O einer Heilung."
"Ich bin viel selbstbewusster geworden!"
Rebecca, 41, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Im August 2016 habe ich beim Abtasten der Brust einen 1,5 cm großen Knoten gespürt. Schon während der Mammographie und der anschließenden Stanzbiopsie war mir klar, worum es sich handelt. Ein Monat später dann die Diagnose: Triple Positives Mammakarzinom – also bösartiger Brustkrebs, bei dem auch die Lymphknoten befallen waren. Mein einziger Gedanke war: 'Wie erkläre ich es meinem Mann, den Kindern, der Familie?'
Es folgten acht Chemos und anschließend eine brusterhaltende Operation, bei der sie auch noch eine Infektion bekam. Seither kann sie den Arm nicht mehr richtig heben. "Nach diesem Eingriff musste ich noch 14 Mal zur Chemo und hatte zeitgleich 33 Bestrahlungen. Diese Behandlungen haben auch sichtbare Spuren hinterlassen. Auf Kopftuch oder Perücke habe ich aber stets verzichtet, denn ich finde, man muss die Krankheit nicht verstecken. Seit einer zusätzlichen Hormontherapie, die einen künstlichen Wechsel herbeigeführt hat, kämpfe ich zudem mit meinem Gewicht und bin auch leider nicht mehr so fit." Aber: Der Krebs ist weg. "Das ist alles was zählt!"
Die Krankheit hat Rebecca verändert. Auch ihre Sichtweise aufs Leben. "Ich gebe jetzt viel besser auf mich acht und sage schneller Nein. Der starke Rückhalt meiner Familie und meiner Kinder, die den ehrlichen Umgang mit der Krankheit gut aufgenommen haben, hat mir dabei sehr geholfen und mich in diesem Wandel bestärkt."