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Warum ich Kinder nie verstehen werde

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ein Schulkind in der Klasse vor einer Tafel mit Fragezeichen umzingelt
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Die Pyramiden. Stonehenge. Yetis. Das Bermudadreieck. Vergesst das alles – das wahre Mysterium der Menschheit sind: Kinder.

Zumindest geht es mir an vielen Tagen so, dass ich mir einfach nur denke: Waruuum?? Als meine Buben noch Babys waren, war mir sowieso vieles ein Rätsel. Warum schlafen sie nicht, wenn sie doch eindeutig saumüde sind? Warum brüllen sie nach einer Stunde Herumtragen immer noch? Warum kann aus einem so kleinen Kind so viel Ka-… Windelinhalt rauskommen? Allerdings können Babys halt nun mal nicht sprechen, und somit dachte ich mir: Klar, dass ich nicht verstehe, was in ihren kleinen Köpfen vorgeht – aber wenn sie erst mal größer sind und reden können!

Nur: Jetzt sind beide Jungs im Volksschulalter und können (sehr viel) reden – und ich verstehe sie noch immer nicht. Vielleicht sind es nur meine Kinder, aber an manchen Tagen frage ich mich echt, ob wir von verschiedenen Planeten kommen. Kann mir bitte jemand mal kleine Jungs erklären – zum Beispiel anhand der folgenden fünf Dinge?

Warum ist es ihnen biologisch offenbar unmöglich, ihre Schuhe zu öffnen?

Und ich rede hier nicht nur von Schnürschuhen, sondern von ALLEN Schuhen. Und auch von ALLEN Hosen. Egal ob Klettverschluss, Drehverschluss, Hosenknopf oder Reißverschluss: Sie schlüpfen aus allem einfach ohne Öffnen heraus, treten sich aus den Tretern und wursteln sich aus der Jeans. Und ich nur so: Waruuuum? Können sie in Wahrheit doch keine Verschlüsse bedienen? Sind sie so im Stress, dass sie diese eine Sekunde unmöglich entbehren können?

Auch wenn ich noch so oft sage: „Hose aufmachen vor dem Ausziehen!“ – sie bleibt fest zugezippt. Bleibt nur zu hoffen, dass sie es irgendwann doch lernen. Denn mit 50 werden sie die Hose wohl wesentlich schwerer über den Bierbauch kriegen als jetzt über ihre Schmalhans-Hüften.

Warum verstehen sie das Prinzip der Entfernung nicht?

Ob ich direkt neben ihnen stehe, in einem anderen Stockwerk Wäsche aufhänge oder bei geschlossener Türe am Klo sitze, ist für meine Kinder ein und dasselbe. „Maaaaama!“ Unabhängig von der Entfernung teilen sie mir ihre dringenden Bedürfnisse, undringenden Gedanken und generelle Befindlichkeiten über jede Entfernung hinweg mit. Dass ich sie nicht hören kann, wenn ich im anderen Stockwerk gerade explodierende Fischstäbchen anbrate oder mit eingeschäumten Haaren unter der Dusche stehe, ist ihnen offenbar noch nie aufgefallen.

Je nach Dringlichkeit quaken sie einfach weiter, obwohl ich keine Antwort gebe (Best-Case-Szenario), steigern Lautstärke und Länge ihres „Maaaaaamaaaaa!“ einfach schrittweise ins Unermessliche, bis ich antrabe (Middle-Case-Szenario) oder – klassischer Worst Case – reißen Klotür oder Duschvorhand auf, um dir live und direkt mitzuteilen, dass das eine Playmobil-Manschgerl gerade eine SO lustige Frisur aufhat.

Warum sind sie unter der Woche nicht aus dem Bett zu bekommen, stehen aber am Wochenende um 06.00 Uhr auf der Matte?

Ich verstehe es nicht! Wie kann es sein, dass ich sie die ganze Schulwoche lang mit Bitten, Betteln und Drohen um 07.00 Uhr aus scheinbar tiefkomatösem Schlaf reißen muss, und am Samstag hüpfen sie freiwillig eine Stunde früher topfit aus dem Bett und verlangen lautstark nach einem Frühstück, aber bitte „mit Nutella“? Face-Palm-Emoji bitte hier einfügen …

Ich weiß, ich sollte mich wohl besser nicht auf die Pubertät freuen – aber sagt man nicht, da schlafen sie dann bis Mittag? Aus Rache werde ich dann jedenfalls samstags um 06.00 Uhr früh vor ihrem Zimmer staubsaugen. Und wenn ich mir dafür den Wecker stellen muss!

Warum ist es ihren kleinen Körpern nicht möglich, ohne 3-100 Mal nochmal aufstehen einzuschlafen?

Nochmal das Thema Schlaf … Sobald ich es nach 30 Vorwarnungen und 50 „Na gut, dann noch fünf Minuten!“-Verlängerungen geschafft habe, meine Jungs abends ins Bett zu bugsieren, kann ich schon den Wecker stellen. 5,4,3,2,1 – und schon geht die erste Zimmertür wieder auf. „Maaaama, ich hab Durst!“, „Maaaama, ich muss nochmal aufs Klo!“, „Maaama, ich kann nicht schlafen!“. Sobald der eine hört, dass der andere noch herumgeistert, muss dieser natürlich umgehend nachziehen, selbst wenn ihm gerade gar kein Grund einfällt, warum er dringend nochmal raus muss.

Dann muss man einfach ein bisschen kreativer werden! Plötzlich müssen sie dann unbedingt JETZT noch wissen, wie viele Einwohner eigentlich Amerika hat, warum Pfurze stinken oder was es morgen zum Abendessen geben wird. Dieser wohl-choreographierte Tür-auf-Tür-zu-Schlaf-jetzt-endlich-Tanz geht dann meistens weiter, bis ich mich selbst ins Bett schleppe – und dort problemlos einschlafe, ohne vorher erfahren zu müssen, warum Pfurze stinken.

Warum können sie keine fünf Meter gehen, ohne einen Stein oder einen Stecken aufzuheben?

Ich kann mich ehrlich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal spazieren war, ohne nach etwa zehn Minuten „dringend“ mal einen Stecken für meine Jungs tragen zu müssen. Die freie Hand brauchen sie dann, um sämtliche Taschen ihrer Kleidung mit eben gefundenen Steinen, Kastanien oder Schneckenhäusern zu füllen. Ich weiß nicht, ist das ein evolutionäres Überbleibsel aus der Zeit der Sammler und Jäger? Glauben sie unterbewusst, dass sie in Zeiten der Not dann einfach in ihre Jackentasche greifen und eine vor fünf Wochen gesammelte Eichel snacken?

Jedenfalls wundert es mich immer wieder, dass unsere Waschmaschine immer noch funktioniert, nachdem ich bei jedem zweiten Waschgang eine Muschel, eine Nussschale oder einfach eine Hand voll Kieselsteine drin finde. Räumen sie ihre Taschen ausnahmsweise vorher doch selbst aus, ist das auch nicht besser.

Dann werden die wertvollen Fundstücke nämlich in diverse Täschchen, Tütchen und Schubladen in ihren Zimmern verstaut, wo sie garantiert, nie jemand wiederfindet, bis sich plötzlich ein seltsamer Geruch im Kinderzimmer breit macht. Unvergessen zum Beispiel jener Tag, an dem meinem Großen plötzlich „wieder einfiel“, dass er ja aus dem Urlaub ein paar Miesmuscheln samt noch lebendem Inhalt mit nach Hause genommen und dort in einem Sackerl in einem Tascherl in einer Lade vergessen hatte …

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