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Aufräumen sorgt für mehr Platz, steigert das Wohlbefinden und hilft, unnötigen Ballast abzuwerfen. Aber was nützt die Ordnung im Außen, wenn im Inneren noch Chaos herrscht? Wie man auch psychisch aufräumt, weiß Meditationsguru Light Watkins.
Die Ärztin, die nun als Landschaftsplanerin ihr Geld verdient, die Marketing-Expertin, die auf Psychotherapeutin umgesattelt hat, und die Finanzbeamtin, die endlich in ihrer eigenen Fashion-Boutique steht: Sie alle haben, wie man so schön sagt, "ihre Bestimmung gefunden". Haben das umgesetzt, was sie, vielleicht schon seit Kindheitstagen, begeistert. Und sie fühlen sich, trotz mancher Stolpersteine, glücklicher, erfüllter denn je.
Dem amerikanischen Speaker und Mindfulness-Experten Light Watkins zufolge ist es im Grunde gar nicht schwierig, genau das zu entdecken, wofür man "gemacht ist". Watkins ist seit über 20 Jahren Meditations- und spiritueller Lehrer, mehrfacher Bestsellerautor und reist um die Welt, um in ausverkauften Sälen Vorträge über Glück, Achtsamkeit, Inspiration und Meditation zu halten. Sein Ratschlag: "Folge deiner Neugier – und deine Bestimmung wird dich finden."
Sein jüngstes Buch hat er "Lebe leicht" (O. W. Barth Verlag, € 20,60) genannt. Es basiert auf der Idee, im Innen einmal Platz zu schaffen, um auch im Außen frei zu sein. Frei für das, was man eben wirklich will. Light Watkins bezeichnet sein Konzept als "spirituellen Minimalismus". Denn sein Ratgeber ist kein weiteres Buch, das uns dazu motivieren den Kleiderschrank auszumisten oder uns der überfüllten Garage zu widmen. Vielmehr geht es darum, in seinen Gedanken aufzuräumen und dadurch vieles "ordentlicher" im Sinne von unvoreingenommener zu sehen. Ein Marie-Kondo-Konzept für die Seele sozusagen.
Sein Inside-out-Ansatz zeigt sehr schön, wie wir im Leben nur das empfangen und geben, was wir wirklich wollen. Zudem profitiert man als Leser:in von Light Watkins’ eigener Lebensgeschichte, schmunzelt über zahlreiche Anekdoten und zehrt von den vielen praktischen Tipps zur Umsetzung eines ballastfreien Lebens.
Leichter leben in sieben Schritten
Insgesamt sieben Prinzipien zählt Watkins auf, die für eine spirituelle Reise in die neue Leichtigkeit notwendig seien. Neugier ist, wie erwähnt, eines davon, ein besonders wichtiges: "Eine Überlegung oder eine Idee pflanzt sich bleibend ins Bewusstsein ein. Egal wie sehr wir versuchen, sie zu ignorieren, wir werden sie nicht mehr los. Sie wird zum Thema vieler Tagträume, bis wir sie schließlich ernst genug nehmen, um ihr nachzugehen."
Watkins ermutigt uns dazu, einen Sinn fürs Wesentliche zu kultivieren, um klare Entscheidungen treffen zu können, um nicht mehr in Ängsten, Zwängen und Zweifeln gefangen zu sein. Hast du Lust, seiner Gebrauchsanweisung zu folgen? Das sind die sieben entscheidenden Punkte:
1. Das innere Glück kann man bewusst vermehren
Wir können das gute innere Gefühl steigern, indem wir bestimmte Übungen praktizieren – wie etwa Stille zulassen, Dankbarkeit und Geben forcieren. Sobald wir in unserer (täglichen) Meditation die Stimme unseres Herzens wahrnehmen, werden wir erkennen, was unser richtiger Weg ist – und vor allem auch, was nicht.
2. Wichtige Entscheidungen trifft das Herz
Versuche möglichst oft den Kopf auszuschalten und dafür Zugang zu deinem Herzen, also zu deiner Intuition zu finden. Motto: Raus aus dem Kopf, rein ins Herz! Damit kannst du deine verschiedenen inneren Stimmen besser identifizieren: jene, die dich zum Beispiel auffordern, dich kleinzumachen und anzupassen. Mit der Zeit findest du immer besser heraus, was die eigentliche Stimme deines Herzens ist und welche Stimmen nur "so tun, als ob".
3. Es gibt keine unwichtigen Momente
Was, wenn die besten Augenblicke deines Lebens gerade jetzt, in kleinen, scheinbar unbedeutenden Momenten passieren? Lebe sie so bewusst wie möglich! Behandle jeden Augenblick so, als halte er ein Überraschungsgeschenk für dich bereit. Verteile und empfange kleine Freundlichkeiten – das wird dich mehr und mehr erfüllen, und du brauchst insgesamt weniger, um von innen heraus glücklich zu sein.
4. Gib, was du selbst gerne hättest
Möchten wir eine Freundschaft schließen, müssen wir selbst erst einmal freundlich sein. Möchten wir geliebt werden, heißt es, selbst liebevoll zu agieren. Wollen wir großzügig behandelt werden, müssen wir zunächst selbst großzügig sein. Wollen wir Fülle, müssen wir aus der Fülle leben. Wir werden schließlich ganz von selbst weniger Wert auf Materielles legen und jenen (immateriellen) Dingen unsere Aufmerksamkeit schenken, die uns tatsächlich am Herzen liegen.
5. Unsere Neugier öffnet das Tor
Unser wahrer Weg steht in Verbindung mit dem, worauf wir ganz von selbst neugierig sind. Gehe urteilsfrei deiner Neugier nach! Solange du dieser Neugier treu bleibst, werden sich die Dinge optimal fügen, und du kannst davon ausgehen, dass du immer zur rechten Zeit am richtigen Ort sein wirst. Lass dich auf Neues ein – du wirst zusehends feststellen, dass es im Außen keine Sicherheiten gibt, sondern nur in deinem inneren Vertrauen.
6. Nimm Unangenehmes an
Seelisches oder körperliches Unbehagen – niemand ist davor gefeit. Je besser du diese Unannehmlichkeiten annehmen kannst, desto widerstandsfähiger wirst du sein, wenn du in die Turbulenzen deines nächsten spirituellen Wachstumsschubs gerätst. Und desto weniger wirst du versuchen wollen, dein Leben zu kontrollieren oder vor ihm davonzulaufen. So kannst du an Herausforderungen sogar wachsen.
7. Freiheit von der Wahl-Freiheit
Bei der wahren Freiheit geht es nicht nicht um die Anzahl der Wahlmöglichkeiten, die du hast, sondern darum, das innere Gewahrsein zu entwickeln, in jedem Augenblick fest zu wissen, welche Option am besten mit deinen Werten übereinstimmt – und danach zu handeln. Um einen besseren Zugang zur Stimme des Herzens zu finden, rät Watkins dazu, täglich – am besten am Morgen – 15 bis 20 Minuten lang zu meditieren. Das hilft, uns von dem zu befreien, was uns den Zugang zu unserem Herzen am häufigsten verbaut – Alltagsstress.
"Die beruhigenden Hormone, die sich durch tägliches Meditieren im Körper bilden und verteilen, wirken wie ein Anti-Stress-Mittel", weiß der Meditationsguru. Meditieren solle man auch nicht unnötig komplizierter machen, als es ist – zehn einfache Schritte seien dafür notwendig (siehe unten). Die positiven Nebenwirkungen des Meditierens sind, dass man besser schläft, sich energiegeladener fühlt, ein geringeres Kontrollbedürfnis hat, furchtloser ist, sich weniger Sorgen macht, seltener krank wird und das Glas eher als halb voll denn als halb leer sieht.
Diese positive Grundhaltung sei außerdem äußerst hilfreich bei der Aufgabe, Unangenehmes anzunehmen: "Es geht nicht darum", erklärt Light Watkins, "dass man sich etwas wünscht, was man nicht hat, sondern darum, sich zu fragen: Wie kann ich aus dem, was ich jetzt bereits habe, das Beste machen?" Dieses Mantra gelte es immer wieder zu wiederholen.
Watkins rät auch: Längeres Sitzen in der Hocke üben! Haltung, Flexibilität, Mobilität und sogar der Stoffwechsel profitieren davon. Für Meditations-Einsteiger:innen kann sich dies zunächst unbequem, langweilig oder anstrengend anfühlen – ist aber ebenfalls eine gute erste Übung, Unangenehmes anzunehmen.
Meditieren in zehn Schritten
Unkompliziert und wirksam: So wird Stress, am besten täglich, schnell wieder abgebaut.
1. Setze dich früh am Morgen mit einer bequemen Rückenstütze hin.
2. Stell dir einen sanften Weckruf auf 15 oder 20 Minuten.
3. Schließ die Augen.
4. Nimm drei tiefe Atemzüge und lass deinen Körper mit jedem Ausatmen ein wenig mehr entspannen.
5. Lass nach dem dritten tiefen Atemzug deinen Atem ganz natürlich kommen und gehen und nimm eine freundliche Haltung gegenüber deinen Gedanken ein – ganz egal, woran du gerade denkst.
6. Nutze deinen Atem als sanften, freundlichen Anker.
7. Während dein Verstand von einem Gedanken zum nächsten wandert, kehre mit deiner Aufmerksamkeit immer wieder zum Atem zurück.
8. Atme die ganze Zeit ganz natürlich.
9. Wenn der Wecker klingelt, atme dreimal tief durch die Nase ein und aus.
10. Öffne danach langsam die Augen.
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