©Elke Mayr
Das Sudden Infant Death Syndrome, der plötzliche Kindstod, zählt weltweit zu einer der häufigsten Todesursachen von Babys im ersten Lebensjahr. Obwohl immer noch nicht eindeutig geklärt ist, warum SIDS passiert, können Eltern Hauptrisikofaktoren vermeiden und Vorsorgemaßnahmen treffen.
Was ist der plötzliche Kindstod?
Ein (leider) sehr wichtiges Thema, mit dem sich Eltern spätestens nach der Geburt ihres Kindes auseinandersetzen müssen, ist der plötzliche Kindstod (Sudden Infant Death Syndrome, kurz: SIDS). Weltweit zählt SIDS zu einer der häufigsten Todesursachen von Babys in den ersten zwölf Lebensmonaten, in Österreich ist durch die Vermeidung bekannter Risikofaktoren die Zahl der SIDS-Fälle auf unter 15 pro Jahr zurückgegangen, so in der Vorsorge-Informationsbroschüre der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ).
SIDS Austria beschreibt das Sudden Infant Death Syndrome folgendermaßen: "Der plötzliche Säuglingstod ist definiert als der unerwartete Tod eines bis dahin scheinbar gesunden Säuglings [...]. SIDS ereignet sich ohne erkennbare Ursachen meist während des Schlafs und betrifft vor allem Babys im ersten Lebensjahr."
Der plötzliche Kindstod mit zwei oder drei Jahren ist ein absoluter Ausnahmefall und meist die Folge einer Erkrankung.
Ursachen für SIDS: Warum der plötzliche Kindstod eintritt
Nach wie vor gibt es trotz immer wieder neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Thema SIDS ein Fragezeichen, warum der plötzliche Kindstod bei einem Säugling eintritt.
"Die genauen Ursachen sind noch immer nicht vollständig erforscht. Kinder sterben aus scheinbar voller Gesundheit heraus im Schlaf. Studien weisen auf ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren hin – es gibt die Theorie des ‚dreifachen Risikos‘ (‚Triple-Risk‘-Modell): SIDS trifft Kinder mit einer bestimmten Gefährdung bzw. genetischen Veranlagung, wenn – während einer kritischen Phase ihrer Entwicklung - ein äußerer Einfluss hinzukommt, wie z. B. Behinderung der Atmung durch Schlafen auf dem Bauch oder Bettdecke usw. Vermeiden Eltern die bekannten Risikofaktoren in der Umgebung ihres Säuglings, lässt sich das Risiko für ihr Kind für SIDS auf nahezu Null verringern", erklärt Dr. Werner Sauseng, Leiter der AG Schlafmedizin und Schlafforschung der ÖGKJ.
Internationale Aufmerksamkeit erlangte die Studie der australischen Wissenschaftlerin Dr. Carmel Harrington, die in der Fachzeitschrift "eBioMedicine" veröffentlicht wurde. Eine mögliche Ursache für den plötzlichen Kindstod könnte ein Mangel an dem Enzym Butyrylcholinesterase sein. Das Forschungsteam nimmt an, dass Säuglinge nicht rechtzeitig aufwachen, wenn sie während des Schlafens keine Luft bekommen, wenn sie zu wenig von diesem Enzym besitzen. Die tragische Folge: Das Baby erstickt.
Obwohl immer noch nicht eindeutig geklärt ist, warum SIDS passiert, können Eltern Hauptrisikofaktoren vermeiden und Vorsorgemaßnahmen treffen.
➠ Broschüre: Vorsorgeinitiative gegen plötzlichen Kindstod "Nimm das Schicksal in die Hand" (von SIDS Austria)
Risikofaktoren & Vorsorgemaßnahmen: mit diesen Empfehlungen dem plötzlichen Kindstod vorbeugen
Zu den Hauptrisikofaktoren für den plötzlichen Kindstod zählen die Bauchlage des Babys während des Nachtschlafes, Überhitzung des Säuglings und Passivrauchbelastung.
Um SIDS vorzubeugen, ist die Schlafposition des Kindes wichtig. Die ÖGKJ rät, dass das Baby im ersten Lebensjahr in Rückenlage im eigenen Bett im Elternschlafzimmer schlafen sollte.
Babys, die am plötzlichen Kindstod gestorben sind, wurden oft überhitzt bzw. verschwitzt aufgefunden, daher ist es als Vorsorgemaßnahme wichtig, auf die richtige Babybettausstattung sowie das richtige Raumklima zu achten. Der Säugling sollte in einem altersgerechten Schlafsack schlafen, der atmungsaktiv ist, und Auflage sowie Matratze im Bettchen sollen luftdurchlässig sein. Die Zimmertemperatur während Schlafens ist zwischen 18 und 20 Grad Celsius optimal.
Zu einen der SIDS-Risikofaktoren zählt auch Nikotinbelastung. Daher ist es wichtig während der Schwangerschaft auf das Rauchen zu verzichten und auch nach der Geburt sollte das Baby in einer rauchfreien Umgebung aufwachsen.
Zusammengefasst empfiehlt die ÖGKJ folgende Vorsorgemaßnahmen:
Baby schläft in Rückenlage im eigenen Bett im Elternschlafzimmer
Babybett ist mit einer festen, luftdurchlässigen Matratze ausgestattet, keine luftundurchlässige Auflage, keine Decke und keinen Polster verwenden (auch keine Kuscheltiere)
Säugling schläft in einem altersgerechten Schlafsack
Raumtemperatur im Schlafzimmer liegt zwischen 18 und 20 Grad Celsius
Baby keinem Nikotin aussetzen
Stillen oder Säuglinganfangsnahrung sowie ausreichend Körperkontakt
Schnuller beim Einschlafen
bei Erkältungen des Babys aufmerksam sein, diese können das Atmen erschweren
Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen einhalten
Trotz der genannten SIDS-Vorsorgemaßnahmen stellen sich viele Eltern die Frage, wie sich der plötzliche Kindstod ankündigt. Leider gar nicht. Aber sie sollten bei ungewöhnlichen Reaktionen oder Verhaltensweisen ihres Babys unbedingt eine Ärztin/einen Arzt aufsuchen. Zu diesen Warnzeichen zählen:
Mundpartie oder ganzes Gesicht des Babys ist blau
Atempausen von 15 Sekunden oder länger während des Schlafens – aber auch kürzere Atempausen in Verbindung mit starker Blässe und blauen Lippen
auffallende Flecken auf der Haut des Babys
Baby lässt sich schwer aufwecken
es erbricht häufig, verschluckt sich und hat Probleme beim Trinken
Säugling hat ohne erkennbaren Grund Fieber und möchte nichts essen (trinken)
Baby schreit schrill und lässt sich nicht beruhigen
SIDS: Kontakte zu Selbsthilfegruppen
Eltern, die ihr Baby durch den plötzlichen Kindstod verloren haben und Hilfe suchen, können sich in Selbsthilfegruppen mit anderen Betroffenen austauschen und gegenseitig trösten. Unter sids.at ist eine Kontaktliste für ganz Österreich zu finden.