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„Den lassen wir draußen“

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Persönliche Gedanken zum Nikolausabend von Chefredakteurin Kristin Pelzl-Scheruga.

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 © deutsches Lied

In der kleinen Stadt Wieselburg war der 5. Dezember ein Tag zum Fürchten. Denn dort wütete ein Krampus, der direkt aus der Hölle kam. Zumindest sah er so aus. Ein bisschen wie Gene Simmons von Kiss, nur ohne das Weiße. Und selbst als wir längst wussten, wer sich hinter dieser Fratze verbarg, hatten wir noch Angst.

Der Hauptplatz, an dem meine Großeltern ihr Fahrradgeschäft hatten, war das Zentrum des Schreckens. Hörten wir nur von Weitem das Kettenrasseln, trieb uns das Schauer über den Rücken. Die Mutigen wollten ihn sehen, vielleicht sogar necken; sie gingen „Kramperljagen.“ Die Vorsichtigen suchten sich lieber ein sicheres Versteck.

Ich habe an Krampustagen Stunden im Keller meiner Großeltern verbracht oder hinter versperrten Türen weiter oben, im Jugendzimmer meiner Tante Inge, die ein flotter junger Hase war und sich noch mehr fürchtete als ich.

Irgendwie war das Gruseln aber auch schön; so wie wenn man sich bei einem Horrorfilm die Decke über die Augen zieht und nicht abdrehen kann.

Und es war auch lustig. Einmal sind wir in den Garten meiner Cousins geflüchtet; der Krampus dicht auf unseren Fersen. Plötzlich taucht im Dunkel eine dampfende Gestalt vor uns auf, splitternackt. Es war mein Onkel, der gerade aus der Sauna kam und sich im Schnee abkühlen wollte. Da ist sogar der Krampus geflüchtet.

Keine schaurig-schöne, sondern eine beklemmende Angst hatte ich als kleines Mädchen jedoch vor dem Nikolaus. Beim ihm wusste man nie genau, was einen erwartet. Er sah zwar vordergründig nett aus, mit seinem weißen Bart, dem goldenen Stock und seinen Goodie-Bags, wie wir heute sagen würden.

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Ich, Mama und der Nikolaus, Dezember 1971.

 © privat

Aber wir spürten: ihm war nicht zu trauen. Wie „gut“ konnte dieser Mann sein, wenn er so genau über unser Fehlverhalten Bescheid wusste und dies auch noch kundtat, vor allen anderen? Und davon laufen konnte man auch nicht.

Als meine Tochter noch kleiner war, kam der Nikolaus natürlich auch zu uns, Jahr für Jahr. Erst jetzt weiß ich, dass es ihr ähnlich erging wie mir seinerzeit: sie war nur froh, wenn der „gute Mann“ wieder weg war und es zum Trost Süßigkeiten gab.

Und wie viele Eltern dachte ich – obwohl ich es besser hätte wissen müssen – , dass die Angst vor dem Krampus die schlimmere wäre. Wir haben die wartenden Kinder daher immer beruhigt und ihnen versprochen: „Den Krampus lassen wir nicht rein!“ Er musste vor der Türe warten.

Heuer darf auch der Nikolaus nur bis zur Türschwelle – außer er stammt aus dem gleichen Haushalt. Das Gute daran: wenn die Kinder hinter dem Rauschebart den Papa erkennen, könnte es dieses Jahr vielleicht wirklich lustig werden.

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