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Urlaub allein in Nizza

Ein Tag in Nizza beginnt wie in einem Film: der Duft von Kaffee und ofenfrischen Croissants weckt mich. Ich ziehe die schweren Vorhänge zur Seite, öffne die bodentiefen Fenster und sehe blauen Himmel, Palmen und Sonne.

„Wohin fliegst du?“, hat mich die Tochter vor meiner Abreise beim Kofferpacken gefragt.
„Nach Nizza.“
„Du hast so einen coolen Job!“
„Ich mache Urlaub.“
Sie sieht mich ungläubig an: „Alleine?“ Pause. „Und ohne Laptop?“

Ja. Ich mache tatsächlich das erste Mal in meinem Leben alleine Urlaub. Und obwohl mir der Beste sehr zugeredet hat („Gönn dir das! Du hast es dir so verdient!“), reist auch ein Hauch von schlechtem Gewissen mit. Darf ich hier entschleunigt an meinem kühlen Rosé nippen, mich in der Altstadt rund um den Place Masséna verlieren oder mir frisch gepressten Orangensaft an meine 30-Euro-Liege im Strandclub des Hotel Amour servieren lassen, während Mann und Kind daheim im Endspurt eines langen Schuljahres schon aus dem letzten Loch pfeifen?

Neben Dalí und den Beatles fühle ich mich wohl

Ich habe beschlossen: ich darf. Und mir fünf Tage ganz nach meinen Bedürfnissen zurechtgezimmert. Ich wohne in einem charmanten Boutique-Hotel, in unmittelbarer Nähe des imposanten Belle Époque-Palasts „Le Negresco“, in dem schon Berühmtheiten wie Slavador Dalí, Liz Taylor oder die Beatles nächtigten, wie mir die Fotoausstellung an der Promenade des Anglais verrät. Da fühle ich mich wohl.

Jeden Morgen laufe ich noch vor dem Frühstück an der Uferpromenade entlang, springe danach ins Meer und lasse mich vom Tag überraschen. Es ist schon ein bisschen was los, aber noch nicht zu viel (gepriesen sei die Vorsaison!). Langsam entwickle ich eine Lässigkeit, die mir daheim oft fehlt. Ich bestelle schon mittags Wein und Gerichte, die ich nicht kenne und unterhalte mich mit Fremden. Nur manchmal schiele ich ein bisschen neidisch auf Pärchen, die sich je eine große Portion Trüffel-Pasta und Salade Niçoise teilen, während und ich mich für ein Gericht entscheiden muss.

Café noisette und Blumen vom Markt

Meist bin ich aber sehr glücklich mit mir allein. Zum Lesen komme ich nicht, weil es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt und ich lieber auf das Meer starre als in ein Buch. Wie schön, beginne ich zu träumen, müsste es wohl sein, eine Zeitlang in Südfrankreich zu leben. Vielleicht an einem Roman tüfteln, den täglichen café noisette unter einem schattigen Baum genießen, Obst, Gemüse und Blumen vom Markt holen und sich niemals sattsehen an dem pastelligen Licht.

Vielleicht brauche ich aber auch nur ein bisschen mehr Nizza in meinem Alltag.

Kristin Pelzl-Scheruga ist Chefredakteurin von WOMAN Balance.

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