Über Schnappschüsse, die ich nicht lösche
Coole Mama? Haha! In Wahrheit bin ich eine alte Glucke. Das wird mir in Kefalonia bewusst, wie ich da so am Strand liege. Durch große Sonnenbrillen beobachte ich den Besten und die Tochter. Sie lachen, schwimmen, spielen eine halbe Ewigkeit mit einem kleinen Ball im Wasser hin und her, bis sie sich erschöpft auf die staubigen Strandtücher fallen lassen.
Ich bin ein bisschen in der Außenseiter-Position, die stille Beobachterin und ich bin es gerne. Könnte ich diese Bilder nur einfrieren – eine Woche lang just the three of us, verdichtetes Glück, eingefangen zwischen Sonnenschirmen unter blauem Himmel und türkisem Meer. Gut möglich, dass dies unser letzter gemeinsamer Sommerurlaub ist.
Für die Tochter ist diese Woche so etwas wie eine kurze Verschnaufpause, in der sie die entschleunigte Langeweile toleriert, weil das spannende, das echte Leben gleich danach wieder weiter geht. Sie wird bald außerhalb meiner Reich- und Sichtweite sein. Mein Kopf sagt mir, dass das so sein muss. Mein Herz ist noch unschlüssig.
Vom Strand in die Hängematte: So geht Glück
Unser Häuschen liegt drei Gehminuten vom Strand entfernt, eine schmucke Villa Kunterbunt, knarrender Holzboden, eine kleine Veranda, auf der wir immer frühstücken. Die Besitzerin hat uns schon wieder einen Laib Brot vor die Türe gehängt, wir genießen es mit Butter und Marmelade oder zusammen mit Oliven, Feta, Gurken und Paradeisern. Die Gemütlichkeit des Hauses passt zur Fürsorglichkeit der Gastgeberin: mal bringt sie frisches Gebäck, mal eine Zuckermelone, mal selbstgemachten Kuchen, mal frische Handtücher.
Wenn es am Strand zu heiß wird, lege ich mich in die Hängematte unter den Palmen neben der Veranda. Meine Urlaubslektüre ist Anne Freytags Roman "Lügen, die wir uns erzählen" – ein Buch, das mich berührt und verstört. Ich lege es immer wieder zur Seite und spüre im Dösen der Frage nach: Wie ehrlich ist mein Leben? Ich weiß nur: Ich bin gerade sehr glücklich.
In unserem Dorf gibt es nur eine Taverne. Abends kosten wir uns dort durch die Karte – viele Vorspeisen, dazu gegrillter Fisch, Moussaka, gefüllte Melanzani. Wir bekommen immer einen Platz. Auch die Strände sind trotz Hauptsaison nicht überfüllt. Die allerschönsten liegen außerhalb der Komfortzone, wie so vieles im Leben. Man erreicht sie nur zu Fuß. Die Tochter bevorzugt unseren Hausstrand.
Ausflug inklusive Kitsch-Selfie
Also brechen der Beste und ich einmal zeitig in der Früh Richtung Norden auf, ins Fischerdörfchen Fiscardo. Ein Touristen-Hotspot mit malerischen Cafes und vielen kleinen Boutiquen. Wir nehmen ein zweites Frühstück am Hafen und bestaunen die Yachten vor uns. Trotz leichter Brise ist es brütend heiß.
Wir holen uns Wasser aus dem Supermarkt und weiter geht’s in die idyllische Dafnoudi-Bucht, in die man nach einem kurzen Waldspaziergang gelangt. Kieselsteine, kaum Menschen, kristallklares Wasser, keine Infrastruktur. Nur der Hunger treibt uns weiter. Auf dem Heimweg nehmen wir den Umweg über "Rosie’s Café" – ein Geheimtipp, versteckt in den Bergen. Wir genießen die Aussicht, ein ausgezeichnetes Club Sandwich und Baklava, alles hausgemacht.
Gestärkt fahren wir weiter entlang der Küste. Die Sonne steht nun schon tief und taucht die Felsen in warmes Licht. Unter uns liegt der atemberaubende Myrtos-Beach mit seinem weißen Sand. Nicht umsonst gilt der Strand als einer der schönsten der Welt. Wir bleiben stehen und machen ein Selfie: "Ein kitschiges zum Aussortieren!", lacht der Beste.
Ich werde es behalten.