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Summer Almost Gone

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Schwimmen im Mondsee-Regen

Ich mochte den Sommer immer schon am liebsten, wenn er beginnt, sich zu verabschieden. Blätter am Boden, kühle Nächte, frische Morgen und tagsüber viel Sonne, die in den Mondsee lacht.

Der Mondsee ist einer meiner Lieblings-Seen, seit vielen Jahren. Wir sind mit Freunden hier, nur für ein Wochenende, weil ein bisschen Mondsee immer besser ist als gar kein Mondsee. "Hat sich schon ausgezahlt!", strahlt der Beste nach dem ersten Sprung ins Wasser. 

Man braucht jetzt wieder einen Pulli

Ich spüre den aufgeheizten Holzsteg warm auf meinem Rücken und den nassen Bikini auf meiner Haut. Der Steg schaukelt ein bisschen, sonst ist alles ruhig. Manchmal blinzle ich kurz. Durch die Wassertropfen auf meinen Wimpern sehe ich wie durch ein Kaleidoskop viele kleine bunte Objekte am Sonnen-Himmel tanzen. Ich bin nüchtern high.

Abends sitzen wir im Schatten der kühlen Drachenwand unter einem Kastanienbaum, man braucht jetzt schon wieder einen Pulli. Es ist schön, wenn man Freunde hat, mit denen man gut leben und gut übers Leben reden kann. 

Wie sollen unsere nächsten 20 Sommer aussehen, jetzt, wo wir gerade neue Freiheiten entdecken, weil die Kinder fast erwachsen sind? Spontane Städte-Trips, zum Beispiel. Oder Mindfulness-Retreats. Neue Karriere-Ziele, noch einmal richtig durchstarten. Berg-Abenteuer, vielleicht im Himalaya. Oder am besten gleich für ein paar Monate ab nach Thailand.

Es gibt so viele Möglichkeiten. Aber eigentlich will ich mehr vom Einfachen, vom kleinen Schönen im Alltag: Nach dem Abendessen durch die Siedlung spazieren; ein paar Yogaübungen, wenn der Tag beginnt. Barfuß gehen, Waldluft riechen, Beatles hören. Mit Freunden lachen, ein Butterbrot mit Schnittlauch, die Katze streicheln.

Schwimmen im Mondsee-Regen

Am nächsten Morgen regnet es. Wir gehen trotzdem schwimmen. Zum Frühstück dann Kannenkaffee, Marmelade-Semmerl und Alma-Frischkäse-Eckerl. Wollsocken in den Birkenstocks, Hoodie über die nassen Haare: Ich mag das. Am schönten aber ist der Blick durch die weißen Sprossenfenster auf den Mondsee, der jetzt ganz dunkel ist.

Der Beste und ich haben Lust auf Laufen, den See entlang, vor uns der Schafberg und die Drachenwand. Wiesen, ein paar Hühner, Blumen. Unsere Stadt-Lungen blühen auf. Der Regen lässt nach und wir beschließen, mittags am Stadtplatz von Mondsee zu essen. 

Die Geschäfte haben geschlossen, es ist Sonntag und nicht viel los. Später schauen wir im Café Übleis auf eine Cremeschnitte vorbei: "Ein Vorgeschmack auf unser Leben in der Pension", witzelt der Beste. Und, schlecht?

Der Wind vertreibt die letzten Wolken und wir liegen wieder auf unserem Lieblingssteg. Ich möchte lesen, aber das kann ich zu Hause auch, denke ich mir und schaue einfach nur. Einmal noch im weichen Wasser verschwinden, einmal noch tief Luft holen und spätes Sommerglück aufsaugen. Dann fahren wir zurück nach Wien.

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