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Was willst du einmal werden?

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Berufswünsche und Hühnergackern

Über die Nachricht seiner Schwägerin, man habe Hühner für den Garten gemietet, hat sich der Beste kein bisschen gefreut. Dazu muss man wissen: Der Garten meines Bruders grenzt an unser Grundstück und wir schlafen bei offenem Fenster. Der Beste hat sich ziemlich geärgert: "Ich habe echt keine Lust, jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe von den gackernden Viechern aus dem Schlaf gerissen zu werden!"

Die beiden Nachbars-Hühner sind noch jung und legen kleine Eier. Ich mag sie, die Eier und die Hühner. Unser Neffe hat sich die Hühner so sehr gewünscht. Er wird heuer zwölf Jahre alt und will einmal Bauer werden, so wie andere Burschen in seinem Alter Youtube-Star werden wollen oder Messi (der Fußballer, kein Ordnungs-Chaot).

Die nervigste aller Fragen

Als ich zwölf Jahre alt war, wollte ich Astronautin werden. Ich weiß das auch nur deshalb, weil ich es unlängst in einem Freundschaftsbuch einer Schulkollegin gelesen und mich über mich selbst sehr gewundert habe.

Ich glaube ja, dass die Frage "Und was willst du einmal werden, wenn du groß bist?" zu den nervigsten zählt, die man Kindern stellen kann. Wie soll man das denn wissen? Ich wusste noch einen Tag vor dem Inskribieren nicht, für welches Studium ich mich entscheiden sollte. Aus Liebe zu den Beatles habe ich Englisch gewählt.

Meine Tochter, eben 18 geworden und offiziell für reif erklärt, kann die Frage "Und, was machst du jetzt?" auch nicht mehr hören. Sie hat Pläne, aber noch keinen konkreten Berufswunsch. In der ersten Volksschulklasse, auch darüber gibt ein Stammbuch Auskunft, wollte Rosa noch "Schanalistin" werden, so wie ihre Mama. Heute sagt sie: "Mit allem, was mich wirklich interessiert, kann ich kein Geld verdienen. Mir geht es wie dir."

Reich und schön: Beauty-Doc in Los Angeles

Viel Geld verdienen und an einem schönen Ort leben – vorzugsweise in Los Angeles –, das möchte auch Rosas Kusine, die 15-jährige Schwester unseres Neffen. Sie könnte Radiologin werden, meint sie. Oder Schönheitschirurgin. Und sieht mich an: "Dich operiere ich dann gratis!"

Unser Neffe ist sich mittlerweile nicht mehr so sicher, ob er wirklich Bauer werden will. Er ist sehr schlau und sehr vernünftig. Anfangs wollte er den Hühnern keine Namen geben: "Sie wachsen mir sonst zu sehr ans Herz."

Seit Kurzem sind die Hühner nun wieder bei ihrem Vermieter und der Bub ist traurig. Drei Mal dürfen Sie raten, wer darüber noch traurig ist: "Ich hätte das nie gedacht", sagt der Beste, "aber mir fehlt das Gackern in der Früh." Er könnte seinen Lehrberuf aufgeben und Bauer werden: noch ist es dafür nicht zu spät.

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