Das erste Fest ohne Opa
Ach ja, Weihnachten. Dieses Fest der Freude, der Liebe und, ja, auch des Wahnsinns. Und alle Jahre wieder, die Diskussion darüber, was am Heiligen Abend bei uns auf den Tisch kommt.
Ich bin Team Fondue, die Tochter präferiert Raclette und der Beste will nur, dass alle glücklich sind. Ich finde es sinnlicher, delikate Fleischstückchen in einer Suppe zu garen, die über einer Flamme köchelt als Käse auf einem Tischgriller zu schmelzen, von dem sich ein Kabel über den schön gedeckten Tisch in die nächste Steckdose schlängelt. Aber gut, die Tochter ist Vegetarierin und so suppengeköchelte Brokkoli sind vielleicht wirklich ein bisschen langweilig.
Dieses Jahr wird ohnedies anders. Mein Papa, unser Opa ist nicht mehr da. Er, der sich jedes Jahr so auf den gebackenen Karpfen von meiner Mama gefreut hat. Immer schon haben meine Eltern zu Weihnachten Karpfen mit Mayonnaise-Salat gegessen; als Kinder haben wir das gehasst und deshalb Fischstäbchen bekommen.
Kein Streit mehr ums letzte Butterkekserl
Und jetzt ist er weg. Es fühlt sich leerer an, irgendwie kälter, auch wenn das Feuer im Kamin lodert. Natürlich haben wir uns alle auf diesen ersten Weihnachtsabend ohne ihn vorbereitet. Aber wie wird es wirklich sein, wenn er nicht mehr da ist, nicht mehr seine Arme ausbreitet und uns fest drückt beim Christbaum, unter dem die Krippe steht, die er selbst geschnitzt hat? Wer wird blöde Witze reißen, das Vaterunser anstimmen und sich mit uns ums letzte Butterkekserl streiten?
Wir werden ihn spüren, trotzdem. Nicht körperlich natürlich, sondern so, wie Großeltern es draufhaben, wenn sie unverschämt tief in unseren Herzen sitzen. Vielleicht ist er da, wenn wir den Baum schmücken und dabei "Silent Night" von Mahalia Jackson hören oder wenn wir die Geschenke einpacken und uns daran erinnern, wie skrupellos er das immer gemacht hat – Packpapier, viel Tixo, ein Schnürl drum, und fertig.
Trost, Lieben und Lachen
Ja, dieses Weihnachten wird anders sein, klar, aber es wird trotzdem Weihnachten sein. Es wird voller Erinnerungen und Anekdoten stecken, die uns trösten und zum Lachen bringen. Ich bin überzeugt: Opa hätte gewollt, dass wir diesen ersten Heiligen Abend ohne ihn trotzdem zu einem Fest machen – mit all den kleinen Pannen, der stillen Wehmut und dem neuen Glanz, den wir darin finden können. Meinetwegen auch mit Raclette.