©Elke Mayr
Die Menstruationstasse ist nicht nur eine umweltfreundliche Alternative zu Binden und Tampons, sondern auch preiswerte. Wie du den Periodencup richtig anwendest, die Unterschiede zur Menstruationsscheibe sowie die häufigsten Fragen beantwortet von einer Expertin.
- Was ist eine Menstruationstasse?
- Nachteile und Vorteile der Menstruationstasse
- Wie finde ich die richtige Größe?
- Menstruationstasse einführen und entfernen
- Die häufigsten Fragen zur Periodentasse von der Expertin beantwortet
- Löst die Menstruationsscheibe die Menstruationstasse ab?
- Tipps für Tassen-Anwenderinnen
Was ist eine Menstruationstasse?
Eine Menstruationstasse – auch Menstruationsbecher, Menstruationscup oder Menstruationskappe genannt – ist ein kelchförmiger, kleiner Becher aus medizinischem, weichem Silikon (Material gilt als allergiearm), die gefaltet in die Vagina eingeführt wird. Dort faltet sich die Menstruationstasse auf, bildet um den Muttermund ein Vakuum und fängt das Menstruationsblut auf. Je nach Modell kann eine Menstruationstasse zwischen ca. 15 und 30 Milliliter Flüssigkeit fassen – die meisten Menstruierenden verlieren während ihrer gesamten Periode nur ca. 40 bis 50 Milliliter Blut.
Zum Herausholen drückt man auf den Tassenrand, löst das Vakuum und leert den Inhalt in die Toilette. Danach spült man die Menstruationstasse mit Leitungswasser aus bzw. wischt sie einfach mit einem Stück Toilettenpapier ab. Danach kann sie wieder verwendet werden. Die Menstruationstasse kann bis zu ca. zwölf Stunden in der Vagina liegen bleiben. Eine Menstruationstasse ist von außen nicht sichtbar, da es kein Rückholbändchen gibt.
Nach Blutungsende wird die Menstruationstasse ausgekocht und bleibt somit weiter hygienisch. Anfangs ist es ein bisschen gewöhnungsbedürftig, man kommt sehr direkt mit dem Menstruationsblut in Berührung. Dafür ist sie aber extrem preiswert, da eine Menstruationstasse bis zu zehn Jahre hält und: Sie ist eine umweltfreundliche Alternative zu Binden und Tampons – man erspart sich damit bis zu ca. 250 Tampons pro Jahr.
Nachteile und Vorteile der Menstruationstasse
Menstruierende geben im Laufe ihres Lebens zig Tausende Euro für Periodenprodukte, wie beispielsweise Tampons, aus. Die Menstruationstasse ist eine kostengünstige Alternative, die auch noch nachhaltig ist, denn Tampons landen nach einmaligem Gebrauch im Müll, Menstruationstassen halten bis zu zehn Jahre. Als Nachteile könnte man einerseits die Anwendung, die vor allem anfangs Geduld sowie Übung erfordert, anführen und andererseits auch die Handhabung in einer öffentlichen Toilette beispielsweise (keine Möglichkeit die Menstruationstasse abzuwaschen).
Hier einige Vorteile der Menstruationstasse im Überblick:
geeignet für Sport
großes Fassungsvermögen
kein unangenehmer Geruch
keine Austrocknung der Scheide
leicht zu transportieren (z. B. auf Reisen)
preiswert
umweltfreundlich
sicherer, unsichtbarer Schutz
Nachteile der Menstruationstasse:
Kontakt mit Menstruationsblut
Reinigung unterwegs eher unpraktisch (z. B. kein Waschbecken vorhanden)
richtiges Einführen erfordert Übung
Wie finde ich die richtige Größe?
Damit die Menstruationstasse gut sitzt und kein Blut daneben vorbeiläuft, ist die richtige Größe ein wichtiger Faktor. Die unterschiedlichen Hersteller haben verschiedene Größen und auch Härtegrade in ihrer Produktpalette. Welches Modell das richtige ist, hängt unter anderem von folgenden Punkten ab, beispielsweise wie stark die Beckenbodenmuskulatur ist:
Lage des Muttermundes: Der Abstand vom Scheideneingang bis zum Muttermund ist für die Größe und den Tragekomfort der Menstruationstasse entscheidend. Ertaste selbst die Lage oder frage bei deiner Frauenärztin/deinem Frauenarzt nach.
Stärke der Beckenbodenmuskulatur: Der Beckenboden ist sozusagen dafür verantwortlich, dass die Menstruationstasse an Ort und Stelle bleibt. Für eine starke Beckenbodenmuskulatur gibt es Tassen mit einem kleineren Durchmesser, für eine schwächere (z. B. nach einer vaginalen Geburt) solltest du zu einem größeren Durchmesser greifen.
Eine starke Regelblutung bedeutet nicht den Griff zur größten Menstruationstasse mit viel Fassungsvolumen, sondern sie muss gut und richtig sitzen – und muss dann einfach öfter entleert werden. Viele Hersteller von Menstruationstassen bieten Probiersets an, um die richtige Größe zu finden, oder du lässt dich fachkundig beraten, unser Tipp für alle Wienerinnen: Im Menstruationsgeschäft all about period wird dir professionell geholfen, die richtige Menstruationstassen-Größe zu finden. Auch bei anderen Fragen rund ums Thema Periode bist du dort bestens aufgehoben.
Menstruationstasse einführen und entfernen
Das Einführen sowie Entfernen der Menstruationstasse erfordert etwas Geduld und Übung. Bevor es losgeht, heißt es: Hände gründlich waschen – sowohl beim Einführen, als auch Entfernen der Tasse.
1. Schritt: reinigen
Menstruationstasse vor der ersten Anwendung der Periode desinfizieren – Tipp: Die Tasse für ca. fünf Minuten im Gitter eines Schneebesens in einem Topf mit kochendem Wasser sterilisieren (nach Ende der Periode die Menstruationstasse wieder zum Desinfizieren auskochen). Es gibt aber auch beispielsweise eigene Sterilisationsbehälter für die Mikrowelle.
2. Schritt: falten & einführen
Hände waschen und Menstruationstasse falten. Wie schon erwähnt, wird die Tasse gefaltet in die Vagina eingeführt. Dort faltet sie sich auf, bildet um den Muttermund ein Vakuum und fängt das Menstruationsblut auf. Wichtig: Mit der gefalteten Seite zuerst in die Vagina (ohne Ringfinger und kleinen Finger) einführen. Es gibt einige Falttechniken, z. B. U-Form, S-Form, E-Form, 7 oder Punchdown, sowie Einführungsmöglichkeiten, z. B. in der Hocke. Hier gilt: Probiere aus, mit welcher Falttechnik und in welcher Position du am besten zurecht kommst.
3. Schritt: richtige Position
Um zu testen, ob die Tasse gut sitzt und sich ein Unterdruck gebildet hat, streiche einmal mit dem Finger herum und prüfe so, ob die Tasse an der Scheidenwand anliegt (sollte das nicht der Fall sein, drehe bzw. ziehe die Tasse ein paar Millimeter nach unten, um ein Vakuum zu erzeugen).
4. Schritt: entfernen
Nach ca. 8-12 Stunden (je nach Stärke der Blutung) Tasse entfernen – dafür nach dem Hände waschen in einer angenehmen Position, z. B. wieder in der Hocke, mit Daumen und Zeigefinger den Tassenboden zusammendrücken (so löst sich der Unterdruck) und Tasse herausziehen.
5. Schritt: entleeren
Blut ausleeren, z. B. in die Toilette, Tasse mit Wasser ausspülen und wieder einführen, Hände waschen.
Die häufigsten Fragen zur Periodentasse von der Expertin beantwortet
Melanie hat mit ihrem Geschäft all about period im 7. Bezirk in Wien einen physischen Ort geschaffen, an dem sich Menstruierende wohlfühlen, sich persönlich beraten lassen können und eine umfangreiche Auswahl an Perioden- und anderen Wohlfühlprodukten vorfinden. Sie hat mit mir ihre Expertise geteilt und drei der häufigsten Fragen zur Menstruationstasse beantwortet, die im folgenden FAQ zusammengefasst sind:
- Für wen eignet sich die Menstruationstasse – und für wen weniger?
Am besten besprichst du mit deiner/deinem Gynakologin/Gynäkologen, ob die Menstruationstasse für dich geeignet ist. Ein wichtiger Hinweis: Vor allem Menstruierende, die eine Spirale haben, sollte man darüber aufklären, dass sie sich durch den Unterdruck beim Entfernen der Tasse auch lösen/mitbewegen kann. Hier würde sich eine Menstruationsscheibe besser eignen (Erklärung dazu in Frage Nummer 3).
- Wie finde ich die richtige Größe?
Bevor du eine Menstruationstasse verwendest, ist es wichtig zu wissen, ob du einen schwachen oder starken Beckenboden und einen hoch- oder tiefsitzenden Muttermund hast. Auch die Stärke der Periode spielt keine unwichtige Rolle. Bei einem schwachen Beckenboden eignet sich eher eine größere Tasse, bei einem tiefsitzenden Muttermund eine kurze. Außerdem gibt es härtere und weichere Menstruationstassen: Für Anfängerinnen sowie Teenies empfiehlt die Expertin oft die weichere Variante. Hinweis: Eine vaginale Geburt bedeutet nicht automatisch eine größere Tasse, wenn der Beckenboden beispielsweise durch Rückbildungstraining stark ist, passt auch eine kleine Tasse.
- Wie unterscheidet sich die Tasse von der Menstruationsscheibe?
Die Menstruationsscheibe (Menstrual Disc) besteht – wie die Menstruationstasse – aus medizinischem, weichem Silikon, ist aber flacher und sitzt tiefer als eine Tasse: Die Scheibe sitzt direkt unter dem Muttermund, die Tasse im Vaginalkanal. Ein weiterer Unterschied ist, dass du mit der Menstruationsscheibe während deiner Periode Geschlechtsverkehr (mit Penetration) haben kannst. Die Menstruationstasse hingegen musst du vor dem Sex herausnehmen. Weitere Unterschiede sind, dass die Scheibe mehr Fassungsvermögen hat (z. B. ideal für starke Blutungen) und ohne Unterdruck beim Entfernen funktioniert. Bei der Tasse ist allerdings die Wahrscheinlichkeit geringer, dass beim Herausnehmen etwas daneben geht – da die Menstruationsscheibe breiter ist, hat sie eine größere Fläche.
Löst die Menstruationsscheibe die Menstruationstasse ab?
Aktuell geht der "Trend" in Richtung Menstruationsscheibe und Periodenunterwäsche, verrät Melanie Zemsauer. Sie aber hat auch viele Kundinnen, die von der Menstruationstasse (nach wie vor) begeistert sind. Die Unternehmerin findet es toll, dass es mittlerweile so viele unterschiedliche Periodenprodukte gibt und sich jede menstruierende Person die zu sich passenden Produkte aussuchen kann. An manchen Tagen fühlt man sich mit der Tasse wohler, an anderen vielleicht mit Periodenslips. Tipp der Expertin: Probiere aus, was für dich angenehm ist und nicht, was gerade Trend ist.
Tipps für Tassen-Anwenderinnen
Die all about period-Gründerin hat noch einige (Geheim)Tipps für die richtige Handhabung der Menstruationstasse zusammengefasst:
Lass dich vor dem Kauf beraten.
Faltet sich die Tasse nach dem Einführen nicht auf, kann es sein, dass du eine andere Falttechnik oder Tassengröße brauchst.
Es kann sein, dass du am ersten Tag der Periode eine andere Tassengröße brauchst, als beispielsweise am dritten – der Grund: Der Muttermund "wandert" während des Zyklus (während der Menstruation sitzt er am tiefsten).
Wenn du "Anfängerin" bist, nimm die Tasse die ersten Male unter der Dusche heraus – falls Blut daneben geht.
Sollte dich der Stiel der Tasse reiben, z. B. an den Vulvalippen, kannst du ihn ein wenig abschneiden – aber nicht zu kurz, damit kein Loch entsteht und die Tasse undicht wird.
Verwende ein Reinigungscase, einerseits zum Reinigen (z. B. Abkochen in der Mikrowelle), aber auch zum Aufbewahren. Extratipp der Expertin: Als "Notlösung" für unterwegs kannst du das Case mit Wasser befüllen, um die Tasse nach dem Entleeren zu säubern – einfach Tasse ins Case, schließen, schütteln.
Eine verfärbte Tasse bedeutet nicht, dass du eine neue brauchst.
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