Warum Kleintiere auch gut fürs Erwachsenen-Seelenleben sind
Für die meisten Menschen sind Kaninchen, Hamster, Meerschweinchen und Co. ein Synonym für die Haustiere aus Kindheitstagen. Dabei können die kleinen Fellknäuel auch bei Erwachsenen für ein richtig ausgeglichenes Seelenleben sorgen.
Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Tier? Gut möglich, dass es sich dabei um einen Zwerghasen handelte – die belegen nämlich seit Jahren mit rund 65.000 Stück einen konstanten vorderen Rang auf der Hitliste von Österreichs beliebtesten Haustieren. Okay, mit den 750.000 Hunden und satten 1,6 Millionen Katzen, die die Charts anführen, können sie natürlich nicht konkurrieren. Aber das liegt vor allem daran, dass Zwerghasen wie auch ihre Kollegen namens Meerschweinchen, Hamster und Mäuse vor allem als Kindertiere verschrien sind. Klein und putzig ja, aber nichts für „echte Erwachsene“, die ein frei laufendes Tier benötigen. Eines, das einen ausgeprägten Charakter und hohe Intelligenz hat. Dabei haben auch die Kleintiere all das – und zudem noch einige Vorteile, die sie für manche Personen sogar noch viel besser geeignet machen, als Bello oder Miez.
Die Mär vom mangelnden Intellekt
„Was will man denn mit so einem Hamster? Der sitzt doch nur in seinem Käfig und rast bestenfalls im Rad herum“. Mit solchen Argumenten und der Tatsache, dass man Nagern nicht ohne weiteres irgendwelche Tricks wie Bällchen-Apportieren beibringen kann, wird gerne auf eine vermeintlich geringe Intelligenz dieser Tiere hingewiesen. „Vermeintlich“ deshalb, weil Nagetiere in Wahrheit sogar einen ausgeprägt hohen Intellekt haben. Ratten beispielsweise gehören zu den intelligentesten Tieren überhaupt, sie können Tricks erlernen und sogar einen Gefallen erwidern.
Ähnliches gilt auch für Kaninchen, die für ihre ausgeprägte innere Uhr bekannt sind und auch für Meerschweinchen. Die sind nämlich so pfiffig, dass sie nicht nur ihren Besitzer erkennen und ihn mit lautem Quieken begrüßen können, sondern mit etwas Geduldsarbeit sogar dazu gebracht werden können, ein Katzenklo zu benutzen.
Natürlich, Kleintiere sind in der Regel nicht so „rundum-intelligent“ wie Hunde und Katzen, sie dumm zu nennen, wäre jedoch schlicht und ergreifend falsch.
Immer für einen da
Im Gegensatz zu anderen Haustier-Favoriten wie etwa Katzen haben die kleinen Freunde zudem einen ganz besonders großen Vorteil: Sie haben zwar einen eigenen Kopf, sind aber bei weitem nicht so störrisch und eigenbrötlerisch. Wenn die grauen Novembertage wieder zuschlagen und man sich einsam und deprimiert fühlt, ist keiner schneller für einen da, als ein Kleintier: Es nervt einen nicht mit Gassigehwünschen wenn man einfach nur auf der Couch sitzen will. Es sitzt nicht nur teilnahmslos auf der Fensterbank und wartet auf sein Futter, sondern ist einfach für einen da:
- Schon einem Hamster im Rad oder einer Meerschweinchenbande beim Herumwuseln zuzusehen, lenkt einen ab.
- Die Tiere haben in der Regel ein gutes Gespür für Empfindungen und sträuben sich nicht, wenn man sie einfach auf den Bauch nimmt und eine Runde durchkrault.
- Mit ihnen zu spielen, ist nicht nur unkompliziert, sondern bringt auch eine ganz einfache, fast schon kindliche Erheiterungsform zurück.
Kurz und knapp: Kleintiere sind immer in der genau für die eigene Stimmung passenden Dosierung verfügbar. Man kann sie an stressigen Tagen mit genügend Futter sich selbst überlassen und sie dennoch zum „Trostpflaster“ machen, wenn es einem schlecht geht. Glauben Sie nicht, dass es einer traurigen Seele weniger helfen würde, einen kleinen Hamster zu streicheln statt eines großen Hundes – da macht unser Herz keinen Unterschied. Und Liebe benötigen alle Haustiere gleichermaßen.
Das ideale Single-Tier für jedes Lebensmodell
Dabei ist gerade die Anspruchslosigkeit der Tiere ein gewaltiges Plus für alle, die eben keinen Partner und auch nicht selbst die Zeit haben, einen großen Teil der Freizeit für ein Tier zu opfern. Hunde etwa können selbst nach einer teilweise mehrjährigen Eingewöhnungsphase höchstens sechs Stunden alleine bleiben und benötigen bei Wind und Wetter ihren Ausgang – alles andere wäre Tierquälerei.
Dass sich das schon nicht mit einem in Vollzeit arbeitenden Single verträgt, liegt ebenso auf der Hand, wie die Tatsache, dass Vermieter diverse Einspruchsrechte gegen die Hundehaltung zur Verfügung haben.
Kleintiere jedoch:
- dürfen in jeder Wohnung gehalten werden;
- können problemlos einen Arbeitstag alleine überstehen;
- benötigen keine große Wohnung;
- benötigen keinen Auslauf.
Unter all diesen Punkten gilt natürlich: Auch Kleintiere sind nicht gänzlich anspruchsfrei. Hamster beispielsweise leben sogar besser alleine, sind dafür aber anspruchsvoller bei der Unterkunft: Ein idealer Hamsterkäfig verlangt unter anderem mindestens 80 Zentimeter Länge. Und weil sie nachtaktiv sind, eignen sie sich eher für Schichtarbeiter, die beim Heimkommen einen kleinen Kumpel benötigen.
Umgekehrt sieht es bei Meerschweinchen aus. Diese sind nämlich ausgesprochene Rudeltiere und in Österreich ist das Alleine-Halten sogar gesetzlich untersagt. Dafür sind die Fellknäuel aber tagaktiv und benötigen weniger Spielzeug: Alte Papprollen und Schuhkartons reichen ihnen als Versteck und Höhle vollkommen aus.
Damit ermöglicht die Großfamilie der Kleintiere, sich für wirklich jedes Lebensmodell und –umfeld ein passendes Tier auszusuchen. Und: Im Vergleich zu den Hundehaltern werden die Besitzer von Kleintieren nicht auch noch vom Staat zur Kasse gebeten.
Fazit
Kleintiere sind verhältnismäßig anspruchslos und unkompliziert – und darüber hinaus noch süß. Diese Eigenschaften machen sie zwar in der Tat zur sehr guten Haustier-Wahl für Kinder. Aber gleichermaßen sind diese Tatsachen auch perfekt für alle, die nicht die Zeit, das Geld oder schlicht den Platz haben, sich ein klassisches „Erwachsenen-Haustier“ zu halten. Nimmt man dann noch hinzu, dass Kollege Meerschwein und Co. durch ihre Wuseligkeit auch noch echte Alleinunterhalter für den Betrachter sind, gibt es eigentlich keinen Grund, warum das alte Klischee aufrechterhalten wird.