Ein neues Buch zeigt, wie Sie mit Ayurveda und gezielten Übungen Ihre Gelenke schützen.
Auch wenn wir von Gelenkerkrankungen wie etwa Hüftgelenksarthrose, Kalkschulter und anderen Diagnosen sprechen, müssen wir stets beachten, dass das betroffene Gelenk nie die alleinige Ursache der Beschwerden und Symptome sein kann. Das Gelenk braucht Muskeln, Sehnen und Gewebe (insbesondere das Binde- oder Fasziengewebe), damit es funktionieren kann. "Diese Partner sind in den meisten Fällen Hauptauslöser der Beschwerden und in 80 bis 90 Prozent der Fälle setzen hier sinnvolle Therapien, Behandlungen und Übungen an", sagt der Mediziner Dr. Peter Poeckh.
Gezielte Übungen sind gezielte Prävention
Es kann nicht oft genug gesagt werden: "Prävention ist die einfachste, effizienteste und ökonomischste Form, die Gesundheit zu erhalten", sagt Poeckh weiter. Daher sind bestimmten Übungen, die auch in dem neuen Buch "Gelenke gut, alles gut" (Südwest Verlag) gezeigt werden, auch zur Vorbeugung von Beschwerden geeignet. "Wir setzen ausschließlich auf Bewegungen, die zur Stimulation des gesamten Bewegungsspielraums der wichtigsten Gelenke und Faszien beitragen", erklärt Peter Poeckh, der das Buch gemeinsam mit dem bekannten Ayurveda-Koch Volker Mehl geschrieben hat, "Wenn der Körper diese Bewegungen im schmerzfreien und gesunden Zustand eingeübt hat, kann er langfristig auch mit zwischenzeitlich erhöhter Spannung in Muskeln und Gewebe besser umgehen und steigende Anforderungen kompensieren. Treten doch Schmerzen auf, kann der Körper zudem schneller in einen beschwerdefreien Zustand zurückkehren." Entzündliche Erkrankungen seien allerdings ein Warnsignal des Körpers, erfordern unbedingt eine unverzügliche ärztliche Abklärung und sind keine Indikation für Übungen.
Wie Ernährung im Ayurveda heilt
Im Ayurveda finden sich viele Ansätze zur Prävention und unterstützenden Heilung bzw. Linderung von Gelenksbeschwerden: Elementar wichtig ist im Ayurveda der Ansatz, dass alles, was den Menschen nährt, auch heilen kann. Damit meint Ayurveda mehr als grobstoffliche Dinge. "Nahrung wird hier viel weiter gefasst und bezieht alle Aspekte und Dimensionen der menschlichen Existenz mit ein", sagt Ayurveda-Experte Volker Mehl.
Im Ayurveda geht es um Wohlbefinden, Harmonie und Balance, um ein in allen Phasen ausgeglichenes und erfülltes Leben. Das ayurvedische Verständnis der Interaktion und Kommunikation zwischen Mensch und Umwelt, wozu auch Ernährung und Heilmittel gehören, ist allumfassend: Jeder Aspekt der Wirklichkeit, seien es das Klima, die Landschaft, die Gestaltung von Räumen, Musik mit wohltuenden Klängen, die Mahlzeiten, die Art der Kommunikation oder spezielle Kräuter, all das beeinflusst die Körperfunktionen und greift somit auch in den Stoffwechsel ein. "Die Ernährung ist ein zentraler Bestandteil jeder ayurvedischen Therapie, denn die Aufnahme von Nahrung ist der intensivste Kontakt, den wir zur Umwelt haben können", sagt Volker Mehl, "Im Rahmen des Verdauungsprozesses werden fremde Substanzen von außen in körpereigene Substanzen verwandelt. Wir bestehen letztlich aus all dem, was uns als Nahrung in der Vergangenheit zugeführt wurde."
Im Ayurveda gibt es fließende Grenzen zwischen Prävention und Therapie, daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Zubereitungen, die in Indien als anerkanntes Heilmittel gelten, in Europa unter Lebensmittel, Nahrungsergänzungen oder Kosmetika laufen. "Kurkuma etwa gilt hierzulande zumeist als Gewürz oder wird als ganz banales Färbemittel verwendet – nicht als Heilmittel. Ayurveda beschreibt sowohl für Lebensmittel wie Reis, Gemüse und Milchprodukte als auch für mehrere Tausend spezielle therapeutische Kräuterzubereitungen, die die ayurvedische Tradition entwickelt hat, ihre Wirkung auf die Doshas", sagt Volker Mehl.
Entschlacken heilt
In Indien leitet man Schlackenstoffe mit einer großen Reinigungskur (Pancha Karma) aus. Die Kur gilt auch als Prophylaxe für die Gesunderhaltung – denn diese steht im Ayurveda an erster Stelle, nicht die Heilung. Aber auch bei schon bestehenden Erkrankungen findet diese Kur erfolgreiche Anwendung.
"Ama ist eine Mischung aus unverdauten Proteinen, Kohlenhydraten, Fett und bakteriellen Substanzen, und ein Teil seiner Proteinbestandteile muss zunächst in den Kreislauf gelangen, um als Antigen, als vom Körper auszuscheidender Bestandteil erkannt zu werden", so Volker Mehl weiter, "Normalerweise findet keine Absorption eines intakten oder unverdauten Proteins statt, aber unter bestimmten Umständen erhalten ganze Proteinmoleküle Zugang zum systematischen Kreislauf, wo sie ernsthafte immunologische Störungen auslösen können."
Unvollständig verdaute Nahrungsbestandteile sammeln sich im Darm, was zu MagenDarmErkrankungen wie Gastroenteritis (Magen und Darmschleimhautentzündung) führen kann. Ein Teil des Ama durchdringt den Darmschleim, zirkuliert im Körper und wirkt als Antigen. Dies verursacht eine Verunreinigung der Doshas in größerem Ausmaß. "Rheumatoide Arthritis ist zum Beispiel eine Krankheit, bei der ein AntigenAntikörperkomplex die Gewebeschädigung verursacht. Symptome, die auf das Vorhandensein von Ama hinweisen, können darüber hinaus Verdauungsstörungen, Mundgeruch, dicker Zungenbelag, Auswurf von klebrigem Schleim, Appetitverlust, aufgeblähter Bauch oder Müdigkeit und Kraftlosigkeit sein", sagt Peter Proekh. Als Amafördernde Faktoren werden unter anderem trockene, kalte, saure, schleimhautreizende Lebensmittel angesehen oder schwere Lebensmittel wie Fleisch, sehr fetthaltige Lebensmittel und kalte Milchprodukte sowie blähende, ungekochte Lebensmittel. Außerdem wirkt eine Nahrungsaufnahme, bevor die vorangegangene Mahlzeit komplett verdaut, ist Amaerzeugend, eben so wie unregelmäßige Nahrungsaufnahme oder vergorene, künstlich hergestellte und künstlich haltbar gemachte Nahrung.
Achtsam mit Milch umgehen
Besonders achtsam sollte man bei der Verwendung von Milch sein. "Milch gilt zwar im Ayurveda als klassisches Aufbautonikum, ist aber schwer verdaubar und sollte daher immer nur gekocht und zusammen mit Gewürzen wie Kardamom, Zimt und Muskat verzehrt werden. Daneben sollte Milch nie mit Saurem, Salzigem, mit Fleisch, Fisch, Knoblauch, Rettich, Granatäpfeln, Blattgemüse, Sesamsamen, Basilikum, Senf und Bananen kombiniert werden", sagt Volker Mehl, "Besser verträglich ist Milch mit Getreide, Reis, Honig, Mango, Weintrauben, Ingwer, Pfeffer, Zucker, Zimt, Kardamom und Ghee."
Weitere Kombinationen, die zur Bildung von Ama führen können: Fleisch sollte nie mit Honig, Sesam, Milch, Rettich, Zucker oder Sprossen und Fisch nie mit Banane, Joghurt und Buttermilch kombiniert werden. Honig und Ghee und Honig und Wasser nie zu gleichen Teilen einnehmen und Honig auf keinen Fall über 45 Grad erhitzen.
Mehr dazu im Buch:
"Gelenke gut, alles gut - Beschwerden lindern und vorbeugen durch Ayurveda und gezielte Bewegung", Volker Mehl & Dr. med. Peter Poeckh, südwest Verlag, € 19,00
Mit effektiven Übungen und heilsamen Rezepten - Ausführlich illustriert mit leicht durchführenden Übungen für Gelenkbeschwerden von Arthrose bis Frozen Shoulder
Zehn Millionen Deutsche sind von Beschwerden und Einschränkungen des Bewegungsapparats betroffen, allein 5 Millionen von Arthrose. Dr. Peter Poeckh, renommierter Mediziner und Bewegungsexperte aus Wien, und Volker Mehl, der bekannteste deutsche Ayurveda-Koch, haben sich zusammengetan, um ihr umfassendes Wissen in diesem Ratgeber weiterzuvermitteln. Der Mediziner und Bewegungsexperte hat für 15 spezifische Krankheitsbilder einfache und effektive Übungen konzipiert, die gezielt Linderung verschaffen. Volker Mehl ergänzt dieses Bewegungs-Programm und zeigt, wie Ernährung nach ayurvedischen Prinzipien Gelenkbeschwerden positiv beeinflussen kann.