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Pearl-Index von Pille & Co: Wie sicher sind Verhütungsmittel im Vergleich?

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Wie sicher ist dein Verhütungsmittel laut Pearl-Index?

©Elke Mayr
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Der Pearl-Index ist ein Beurteilungsmaß für die Sicherheit verschiedener Verhütungsmittel von Kondom über die Pille bis hin zu langfristigen oder natürlichen Methoden. Je kleiner der Pearl-Index, umso sicherer gilt die Verhütungsmethode.

Der Pearl-Index kann als Entscheidungshilfe dienen, wenn es um die Frage geht, welches Verhütungsmittel gewählt werden soll. Der Wert gibt an, wie zuverlässig eine Schwangerschaft dabei verhindert wird. Mit dem Wert kann quasi die Sicherheit der verschiedenen Möglichkeiten wie Femidom, Hormonstäbchen oder Kupferkette verglichen werden.

Der Index ist eine Messgröße für die Beurteilung der Zuverlässigkeit von Verhütungsmitteln. Der Wert seht für jene Frauen, die unter Verwendung einer bestimmten Methode ungewollt schwanger werden und wird aus verschiedenen Studien berechnet.

Was sagt der Pearl-Index aus?

Wenden 100 Frauen ein Jahr lang das gleiche Verhütungsmittel an und treten in diesem Zeitraum 7 Schwangerschaften auf, so beträgt der Pearl-Index 7. Ein Wert von 0,1 besagt, dass eine von 1000 Frauen, die ein Jahr lang das gleiche Verhütungsmittel anwenden, schwanger wird. Der Pearl-Index trifft sozusagen eine Aussage über die Versagerquote eines bestimmten Verhütungsmittels.

Was bedeutet ein Pearl-Index von 10? Dieser besagt, das 10 Frauen von 100, welche das gleiche Verhütungsmittel verwenden, ungewollt schwanger werden können. Die Versagensquote liegt dann bei 10 %.

Was ist ein guter Pearl-Index? Je kleiner der Pearl Index, als desto sicherer gilt die Verhütungsmethode.

Einige Verhütungsmethoden haben Wert-Angaben die in einer Zahlenspanne liegen, das kann beispielsweise ein Pearl-Index von 2-12 sein. Wenn beispielsweise 100 Frauen ein Jahr lang mit Kondomen verhüten, werden 2 bis 12 von ihnen trotz Kondom schwanger. Diese Spanne zeigt an, dass der Pearl-Index in der Praxis großen Schwankungen unterworfen ist. Daher gibt es auch immer wieder unterschiedliche Angaben. Zudem sagt der Pearl-Index nichts darüber aus, warum die Methode versagt hat.

Welches Verhütungsmittel ist 100% sicher? Eine absolute Sicherheit erreicht keines des Mittel. Frauen, die auf gar keinen Fall schwanger werden möchten, sollten Methoden mit einem sehr niedrigem Pearl-Index bevorzugen. Laut diesem, wäre eines der sichersten Verhütungsmittel das Hormonstäbchen. Mit einem Pearl-Index von 0,1 wird nur eine von 1.000 Frauen über einen Zeitraum von zwölf Monaten schwanger. Die Hormonspirale und die Sterilisation sind vom Wert her ähnlich sicher.

Der Pearl-Index sollte aber nur als Orientierungshilfe angesehen werden, da auch andere Faktoren einen Einfluss auf das jeweilige Verhütungsmittel haben können (zum Beispiel Durchfall bei der Pille). Zudem lassen sich auch Anwendungsfehler in Studien oft nur schwer überprüfen.

Ist ein Kondom sicherer als die Pille? Kondome haben einen Pearl-Index von 2 bis 12. Damit sind sie laut Index wenig sicherer als hormonelle Verhütungsmethoden. Hier ist die Sicherheit aber auch abhängig von Qualität des Produkts und der Erfahrung bei der richtigen Anwendung. Um hier besser differenzieren zu können wird zwischen einem praktischen und einem theoretischen Pearl-Index unterschieden.

Unterschied Praktischer Pearl-Index & theoretischer Pearl-Index

Einige Verhütungsmethoden sind wirksamer - mit niedrigeren Ausfallraten - als andere. Wie wirksam eine Verhütungsmethode ist, hängt auch davon ab, wie gut sie angewendet wird. Daher kann der Pearl-Index sowohl für die "typische/ praktische Anwendung" als auch für die "methodische/ theoretische/ perfekte Anwendung" einer bestimmten Methode angegeben werden. Letztere beschreibt besser, wie eine Verhütungsmethode im Rahmen einer klinischen Studie angewendet wird. Wenn die Anwendung von Ärzt:innen überwacht und beaufsichtigt wird, ist es wahrscheinlicher, dass eine Verhütungsmethode korrekt und konsequent angewendet wird.

Beim praktischen Pearl-Index werden meist folgende Faktoren berücksichtigt:

  • ob eine Methode korrekt angewendet wurde

  • Konsequenz der Anwendung

  • mögliche falsche Anwendung von Methoden

Der praktische Pearl-Index bezieht daher auch Anwendungsfehler mit ein. Das heißt, er gibt an, wie gut sich Verhütungsmethoden im Alltag als Schutz vor einer Schwangerschaft erwiesen haben. Beim theoretischen Pearl-Index wird davon ausgegangen, dass die jeweilige Methode korrekt angewendet wurde.

Aus dem Unterschied dieser Werte lässt sich so auch die Kompliziertheit der Anwendung eines Verhütungsmittels beziehungsweise die Anfälligkeit für Anwendungsfehler ablesen. Sind beide ungefähr gleich groß, ist die Methode quasi einfach anzuwenden. Das trifft zum Beispiel auf Sterilisation, Spiralen oder Implanom zu.

Je größer der Unterschied, umso sorgfältiger und konsequent sollte die Anwendung gehandhabt werden. Das wäre zum Beispiel beim Kondom, aber auch bei natürlichen Verhütungsmethoden der Fall.

Wie wird der Pearl-Index berechnet?

Jedes Mal, wenn ein neues Verhütungsmittel auf den Markt kommt, muss auch der Pearl Index ermittelt werden. Hersteller sind zur Durchführung einer entsprechender Studien verpflichtet. Je mehr Teilnehmer eine Studie hat, umso zuverlässiger und ist das Ergebnis. Zudem werden auch Studien verschiedener Organisationen oder wissenschaftlicher Einrichtungen durchgeführt.

Der Pearl-Index wurde 1934 von Raymond Pearl entwickelt und wird seit über achtzig Jahren verwendet. Er berechnet die Anzahl der Verhütungspannen für eine Verhütungsmethode. Für die Berechnung wird meist folgende Formel verwendet:

Pearl Index = (Anzahl der Schwangerschaften x 12) x 100 / (Anzahl der Frauen in der Studie x Dauer der Studie in Monaten)

Tabelle: Verhütungsmittel im Vergleich

Zu den Verhütungsmethoden gehören beispielsweise orale Präparate wie die Anti-Baby-Pille, Implantate, Spritzen, Verhütungspflaster, Verhütungsringe, Intrauterinpessare wie der Kupferball, Kupferkette oder die Hormonspirale, Kondome, Femidom oder Diaphragma.

Aber auch männliche und weibliche Sterilisation, Coitus Interruptus und natürliche Methoden, die auf dem Bewusstsein der Fruchtbarkeit basieren, werden gelistet. Den jeweiligen Pearl-Index kannst du aus der folgenden Tabelle ablesen. Wird keine Verhütung angewendet liegt der Wert bei ungefähr 85.

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Überblick der bekanntesten und beliebtesten Verhütungsmethoden!

 © Martin Czwiertnia

Die WHO teilt die Methoden nach ihrer Wirksamkeit in die folgenden Kategorien:

  • Sehr wirksam (0-0,9 Schwangerschaften pro 100 Frauen)

  • Wirksam (1-9 Schwangerschaften pro 100 Frauen)

  • Mäßig wirksam (10-19 Schwangerschaften pro 100 Frauen)

  • Weniger wirksam (20 oder mehr Schwangerschaften pro 100 Frauen)

Pillen zur Notfallverhütung mit den Wirkstoffen Ulipristalacetat oder Levonorgestrel verhindern oder verzögert die Freisetzung von Eizellen aus den Eierstöcken. Die Pille danach kann bis zu 5 Tage nach dem ungeschütztem Geschlechtsverkehr eingenommen werden und ist nicht als Verhütung sondern nur für den Notfall gedacht. Der Pearl-Index liegt hier bei < 1 für Ulipristalacetat-Präparate, 1 bei reinen Gestagen-Pillen und bei 2 für kombinierte Östrogen- und Gestagen-Varianten.

Sicherheit vom Pearl-Index

Das Problem mit dem Pearl-Index ist das er nichts darüber aussagt, warum eine Methode versagt hat. Häufig wird deshalb noch zusätzlich wie schon oben erwähnt zwischen der reinen Methodensicherheit und der praktischen Anwendungssicherheit unterschieden. In der englischen Literatur werden diese auch als "perfect use" und "typical use" bezeichnet.

Beide Werte können voneinander abweichen. Bei optimaler Anwendung gehört das Kondom beispielsweise zu einen der sichereren Verhütungsmitteln. Kommt es aber zu Anwendungsfehlern, welche beim Kondom häufig vorkommen, liegt der Pearl-Index nur noch bei 2 bis 12. Die Fehlerquote ergibt sich häufig aus unsachgemäßer Anwendung, falscher Kondomgröße oder falscher Lagerung.

Korrekt eingenommen ist auch die Pille fast 100 % sicher. Bei Erbrechen oder Vergessen der Pilleneinnahme sinkt diese aber. Außerdem können auch Medikamente die Wirkung beeinflussen und dazu führen, dass Frau trotz Pille ungewollt schwanger wird.

Zudem wird oft kritisiert, das persönliche Faktoren nicht berücksichtigt werden. So kann beispielsweise bei jungen Geschlechtspartnern eine Schwangerschaft schneller eintreten. Auch die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs oder die Erfahrenheit mit der Anwendung einer Methode werden meist nicht so stark miteinbezogen.

Für die Wahl des Verhütungsmittels solltest du für sich selbst auch immer persönliche Faktoren miteinbeziehen. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Möglichkeiten - von der Anti-Baby-Pille über die Kupferspirale, Hormonspirale bis hin zum Diaphragma. Dabei solltest du zum Beispiel auch bedenken, das einige Methoden nur zur Verhütung von Schwangerschaften dienen und andere auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen. Am besten vergleichst du alle in Ruhe genau, um deine richtige Methode zu finden.

➠ In folgendem Artikel erfährst du alles über Verhütungsmittel und die gängigen Präparate und Methoden im Überblick!

Der Pearl-Index ist eine Entscheidungshilfe und sollte nicht als das einzige Kriterium für die Auswahl einer Verhütungsmethode herangezogen werden. Bei Unsicherheit hilft die dein/e Gynäkolog:in in einem Beratungsgespräch weiter!

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