Beate Uhse Shop, Neuhauser Strasse, Muenchen, Bayern, Deutschland
©IMAGO / JokoBeate Uhse war eine der einflussreichsten deutschen Unternehmerinnen. Den meisten unter uns wird ihr Name in Verbindung mit dem Sexshop ein Begriff sein. Aber wusstest du, dass hinter der Marke auch eine starke Powerfrau und Vordenkerin stand? Erfahre mehr über ihr bewegtes Leben und ihre aufregende Karriere.
Die ehemalige Kunstpilotin Beate Uhse war eine der einflussreichsten deutschen Unternehmerinnen. Sie war maßgeblich an einem freieren Umgang mit dem Thema Sexualität in der Gesellschaft beteiligt. Beate Uhse war eine der ersten Pilotinnen, eine der ersten erfolgreichen Geschäftsfrauen in der Nachkriegszeit und eine der ersten Gründerinnen und Inhaberinnen eines Firmenimperiums. Wir haben uns das interessante Leben dieser emanzipierten Frau genauer angesehen.
Steckbrief Beate Uhse
Name: Beate Rotermund-Uhse (geborene Beate Dorothea Köstlin)
Geboren am: 25. Oktober 1919
Sternzeichen: Skorpion
Geburtsort: Wargenau bei Cranz, Ostpreußen
Beruf: Pilotin, Unternehmerin
Ausbildung: Ausbildung in Hauswirtschaft, Kunstflug-Pilotin
Anfänge ihrer Karriere
Beate Uhse hatte schon sehr früh den Wunsch Pilotin zu werden. Als Auslöser für diesen Berufswunsch nannte sie die Atlantiküberquerung von Charles Lindbergh im Jahre 1927. Sie bekam ihren Flugzeugführerschein 1937 und bestand ein Jahr darauf ihre Prüfung zur Kunstflugpilotin.Beate Uhse: Pilotin, Unternehmerin, Sexshop-Pionierin Ab diesem Zeitpunkt arbeitete sie bei Bücker Flugzeugbau und flog neue Flugzeuge ein oder überführte sie. Die Pilotin wirkte in dieser Zeit auch in zwei Filmen als Double mit.
Beate Köstlin heiratete in einer Kriegstrauung am 28. September 1939 ihren Fluglehrer Hans-Jürgen Uhse, den Bruder des deutschen Schriftstellers, Journalisten und politischen Aktivisten Bodo Uhse.
Sie wechselte 1942 zu dem neu gegründeten Flugzeugreparaturwerk von Alfred Friedrich.
Ihr gemeinsamer Sohn Klaus wurde 1943 geboren. Bereits 1944 verstarb ihr Mann Hans-Jürgen bei einer Flugzeugkollision im Kriegseinsatz. 1949 heiratete sie schließlich in zweiter Ehe den Kaufmann Ernst-Walter Rotermund, mit dem sie ihren Sohn Ulrich bekam. Ernst-Walter Rotermund brachte 2 Kinder mit in die Ehe.
Ab 1944 tätigte sie viele Überführungsflüge zu den Luftparks der deutschen Luftwaffe. Während dieser Flüge im Auftrag der deutschen Luftwaffe wurde Beate Uhse des Öfteren durch alliierte Jagdflugzeuge angegriffen, denen sie dank ihrer Kunstflugausbildung stets geschickt entkommen konnte. Am 1. Oktober 1944 wurde sie in den Rang eines Hauptmanns der Luftwaffe des Überführungsgeschwaders 1 erhoben. Als 1945 die rote Armee einmarschierte, konnte Beate Uhse zwar mit ihrem Sohn fliehen, wurde jedoch schließlich von den Briten gefangen genommen.
Beate Uhse: Unternehmerin und Aufklärerin
Nach ihrer Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft ging sie mit ihrem Sohn nach Flensburg. Da die Besatzermächte ihr verboten, weiterhin als Pilotin tätig zu sein, musste Beate Uhse kreativ werden.
Anfangs finanzierte sie ihr Leben mit Schwarzmarktgeschäften. In Gesprächen erfuhr sie von sexuellen Nöten und Wünschen zahlreicher Frauen. Auch Frauen hatten Lust auf Sex, aber auch Angst, in der Nachkriegszeit schwanger zu werden. Beate schrieb daraufhin eine Aufklärungsbroschüre, die sie "Schrift X" nannte. Darin behandelte sie die Knaus-Ogino-Verhütungsmethode, auch bekannt als Tagezählen. Beate Uhse war der Ansicht, dass jede:r selbst über die Größe ihrer bzw. seiner Familie bestimmen können sollte. Angeblich bezahlte sie den Druck der ersten 1.000 Stück ihrer kleinen Ratgeberbroschüre mit fünf Pfund Butter. Die Schrift X zum Preis von 50 Pfennig verkaufte sich ca. 32.000 Mal bis 1947.
Nun hatte Beate Uhse das Startkapital für ein neues Projekt: den Betu-Versand. Als Ratgeberin rund um das Thema Sex und Erotik brach sie die damaligen Tabus und verkaufte in ihrem 1951 gegründetem „Versandhaus Beate Uhse“ auch Ehehygiene-Bücher und Kondome. Beate Uhse war Anhängerin des Naturismus und trat im Jahr 1960 dem Deutschen Verbandes für Freikörperkultur bei.
Beate Uhse: lebensfrohe Geschäftsfrau mit Sexshop
1962 eröffnete Beate Uhse in Flensburg den weltweit ersten Sexshop. Da zu dieser noch sehr prüden Zeit mit Übergriffen von empörten Bürger:innen zu befürchten war, riet ihr Anwalt, das Geschäft in der friedlicheren Weihnachtszeit zu eröffnen.
Das „Fachgeschäft für Ehehygiene“ erinnerte zu dieser Zeit noch eher an eine Apotheke, denn an einen modernen Sexshop. Nichts sollte als anstößig empfunden werden. Als emanzipierte und entschlossene Frau, bot Beate Uhse immer mehr Artikel für die Ehehygiene in ihrem Laden und Versandhaus an.
Es gab Anzeigen von entsetzten Bürger:innen und dem der römisch-katholischen Kirche angeschlossenen Vereinigung „Volkswartbund“, da die Produkte als unnatürlich und gegen jegliche Zucht und gute Sitte empfunden wurden. Jahrzehntelang kämpfte Uhse für die Freiheit der Liebe und gegen die Prüderie der 60er Jahre. Bis zum Jahr 1992 sollte gegen Beate Uhses Geschäft über 2.000 Anzeigen eingereicht werden und circa 500 Mal sollte sie unter anderem wegen Beihilfe zur Unzucht vor Gericht stehen.
Der Börsenverein des deutschen Buchhandels verweigerte ihrem Verlag wegen sittlicher Bedenken den Eintritt und der Flensburger Tennisclub lehnte die passionierte Tennisspielerin ab. Aber Beate Uhse war eine Frau, die ihren Weg ging und sich von solchen Unannehmlichkeiten nicht aus der Bahn werfen ließ. Sie baute sich kurzum einen eignen Tennisplatz. 1970 war Beate Uhse Sponsorin des Love-and-Peace-Festivals auf der Ostseeinsel Fehmarn am 6. September 1970. Hier trat Jimi Hendrix zum letzten Mal auf.
1983 wurde bei Beate Uhse Magenkrebs diagnostiziert, den sie aber besiegen konnte. Mit ihren 75 Jahren machte sie sogar noch ihren Tauchschein. Leider erkrankte auch ihr Sohn Klaus an Magenkrebst. Er verstarb 1984.
1996 eröffnete die Geschäftsfrau das Beate Uhse Erotikmuseum in Berlin. Drei Jahre später ging sie mit ihrem Unternehmen an die Börse.
Am 16. Juli 2001 verstarb Beate Uhse in St. Gallen an den Folgen einer Lungenentzündung und wurde am Friedhof in Glücksburg beerdigt. Wie es ihr letzter Wunsch war, wurde ihre Beerdigung keine normale Trauerfeier, sondern ein fröhliches Volksfest, bei dem tausende Menschen Abschied von dieser großartigen Powerfrau nahmen.
Ehrungen und Auszeichnungen
1989 wurde Beate Uhse das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen
1998 erhielt sie die „Ehrenvenus“ des Berufsverbandes (International Erotic Award)
1999 durfte Beate Uhse sich in das Goldene Buch der Stadt Flensburg eintragen
2000 wurde ihr der bekannteste europäische Filmpreis im Pornofilmgewerbe der „Hot d’Or d’Honneur“ in Cannes verliehen