Seit ein paar Jahren hört und liest man ein Wort immer wieder - vor allem zum Jahresbeginn, wenn viele Menschen sich vornehmen, gesünder zu leben oder abzunehmen: Detox. Wir klären, wofür das Modewort wirklich steht und warum es leider manchmal auch mit fragwürdigen Methoden verbunden wird. Und haben den Fastenfahrplan für zuhause für dich!
Detox ist ein Abkürzung für "detoxification" und bedeutet übersetzt "Entgiftung". Unerwünschte Gifte sollen also aus unserem Körper entfernt werden, damit wir uns wieder gänzlich gesund und rein fühlen. Wobei allerdings vorausgeschickt werden muss: Unser Körper kümmert sich um genau das die ganze Zeit. Leber und Niere arbeiten rund um die Uhr, um Stoffwechselprodukte, Medikamente oder Giftstoffe auszufiltern und auszuscheiden.
Sogenannte "Schlacken" (die übrigens wissenschaftlich nicht nachgewiesen sind) oder Schwermetalle lassen sich mittels grünen Smoothies also definitiv nicht "ausleiten". Bei Entgiftungskuren geht es daher vielmehr um die Unterstützung unserer Organe, die ohnehin für das "Detoxen" zuständig sind. Aber wie gelingt das?
Damit wir uns in unserem Körper wohlfühlen können, müssen wir ihn auch pflegen. Deshalb ernähren wir uns gesund, treiben Sport, machen Entspannungsübungen und fahren auf Urlaub. Doch unsere inneren Organe können nie Ferien machen. Tag für Tag schuften sie wie im Bergwerk, um unsere Maschinerie am Laufen zu halten. Nicht immer kommen sie mit allem nach. Ab und zu kann man jedoch seine Organe auch auf Urlaub schicken: eben mit Detox beziehungsweise Fasten.
Denn wenn wir Darm und Leber in den Schongang versetzen, bekommt der Körper neue Energie. Das merkt und sieht man auch. Die Haut wird strahlender, der Blähbauch verschwindet, die Verdauung renkt sich ein. Und es gibt noch eine gute Nachricht: So schwierig ist das gar nicht zu bewerkstelligen. Mit etwas Zeit und Durchhaltevermögen ist eine Fastenkur ganz einfach im Alltag umzusetzen.
Die erstaunlichen Effekte, die Fasten auch haben kann, beschreibt der Biochemiker und Altersforscher Dr. Slaven Stekovic in seinem Buch "Der Jungzelleneffekt": Er fastet regelmäßig ein bis zwei Tage die Woche. Denn das ist Lebensverlängerung auf ganz natürlichem Weg. Fasten setzt die sogenannte Autophagie in Gang. Das ist die zelleigene Müllabfuhr. Altes, verbrauchtes Material wird entsorgt, aus defekten und nicht benötigten Molekülen wird neue Energie generiert. Dieses Zellrecycling hält das vorzeitige Altern auf und somit jung. Ständig zu essen, ist hingegen so ein Stress für den Körper, dass er kaum oder gar nicht zur Regeneration kommt.
Fasten entlastet nicht nur den Körper, es soll auch Zivilisationskrankheiten wie Arthritis, Diabetes oder Bluthochdruck entgegenwirken. Und es hilft, Stress zu reduzieren und auch psychisch gleich einmal auszumisten. Wir haben dazu mit der diplomierten Fasten- und Gesundheitsberaterin Barbara Ebner ("Lust aufs Fasten") gesprochen:
Detoxen beziehungsweise Fasten ist mittlerweile auch ein riesiges Business: Wie kann ich als Konsumentin unterscheiden: Was ist nur Abzocke und was ist wissenschaftlich untermauert?
Barbara Ebner: Eine prinzipielle Antwort kann ich darauf nicht geben, aber wozu ich raten kann: Man sollte keinen absoluten Heilsversprechen glauben und sich am besten im Vorfeld mit den unterschiedlichen Methoden beschäftigen: Welche Fastenmethode passt am besten zu mir und meinen Bedürfnissen, will ich eine Fastenkur ambulant, in einem Hotel oder von zu hause aus mit Online-Betreuung durchziehen? Richtiges Fasten ist zudem immer verbunden mit einer Darmreinigung (wie beim Heilfasten, Saftfasten, Suppenfasten oder Basenfasten) und einem ganzheitlichen Ansatz.
Was kann ich mir von einer guten Detox-Kur an Effekten erwarten?
Barbara Ebner: Fasten kann wie ein Reset und eine Art Neustart für deinen Körper funktionieren. Es ist die perfekte Alters- und Gesundheitsvorsorge, reguliert den Säure- und Basenhaushalt, stärkt das Immunsystem und steigert die Abwehrkräfte. Als Diät sollte Fasten jedoch nicht gesehen werden - obwohl viele Kilo purzeln können. Stattdessen ist es vielmehr ein ganzheitlicher Ansatz für Körper,Geist und Seele und hilft, auch in Kopf und Seele Altes zurückzulassen.
Kann ich auch zu viel detoxen?
Barbara Ebner: Sinnvoll ist ein bis zweimal pro Jahr eine richtige Fastenkur, idealerweise immer wieder einzelne Fastentage zwischendurch oder auch Intervallfasten (hier liest du mehr zum Intervallfasten).
Kann man mit Fasten das Darm-Mikrobiom auch schwächen?
Barbara Ebner: Nach dem Fasten ist der Darm gereinigt. Wichtig sind deshalb vor allem die darauffolgenden Aufbautage und wie ich meinen Darm danach stärke. Am besten durch Prä- und Probiatika beziehungsweise bewusste Ernährung in den Aufbautagen. Dann sind meine Darmbakterien und meine Armee von Helferleins, die das Mikrobiom bilden und zum Großteil fürs Immunsystem verantwortlich sind, wieder gestärkt.
Was machen viele, was komplett falsch ist?
Barbara Ebner: Fasten ist Revolution in kleinen Schritten. Man sollte sich nicht zu viel vornehmen, viele kleine Schritte der Veränderung führen besser zum Ziel. Und es können Veränderungen auf allen Ebenen sein: Ernährung, Bewegung, einfach mehr trinken im Alltag oder sich mehr Zeit für sich selbst zu gönnen.
Wie kann ich eventuelle Hungergefühle austricksen?
Barbara Ebner: Beim richtigen Fasten mit Darmreinigung hat man selten Hunger. Meist ist es eher der „Kopfhunger“ und dagegen hilft am besten Wasser trinken, frische Luft, Bewegung oder einfach ablenken.
Dein Detox-Fahrplan
Du willst auch einmal ausprobieren zu fasten? Gemeinsam mit Ernährungswissenschaftler und Yogalehrer Axel Dinse haben wir einen Fahrplan für dich ausgearbeitet:
So funktioniert es - ohne Hungergefühle
Das Grundgerüst ist simpel: Eine Woche lang Essen auf Sparflamme. Nein, nicht mengenmäßig, es geht beim Entgiften weder ums Hungern noch ums Abnehmen. Aber um die Auswahl der Lebensmittel. Denn in dieser Zeit sind tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Milch oder Eier, Alkohol und Genussmittel und vor allem Zucker tabu. Denn alle diese Lebensmittel wirken säurebildend im Körper. Auf dem Speiseplan stehen dafür viel (grünes) Gemüse, Kartoffeln, mineralstoffreiches Getreide, Algen, Sauerkraut und scharfe Pflanzenstoffe. Die werden nämlich basisch verstoffwechselt, helfen dem Körper, Gifte auszuscheiden und kurbeln die Fettverbrennung an.
Die Aufbauwoche danach
Nach dieser strengen Woche folgt eine Aufbauwoche, in der du dich wieder an deine normale Ernährung herantastest. Das heißt, Tag für Tag kommen die verbotenen Lebensmittel wieder auf den Speiseplan. Zuerst Milch und Eier, dann Käse, danach Fisch und zum Schluss Fleisch. Zucker und Alkohol gibt es erst nach Ablauf der vollen zwei Wochen wieder. In dieser Zeit kann der Körper sehr viel Entgiftungsarbeit leisten. Wer besonders motiviert ist, dehnt auf drei Wochen aus. Wer wirklich nur wenig Zeit hat, kann auch mit einem verlängerten Wochenende einen wertvollen Anstoß liefern. Doch egal, wie viel Zeit du in deinen Körper investierst, das Grundprinzip ist immer gleich.
Darmreinigung
Als Erstes muss der Darm von seinem gesamten Inhalt befreit werden. Denn in seinen Zoten und Schlingen können sich Rückstände so richtig gut festsetzen. Um die loszuwerden, gibt es jeden morgen ein Glas lauwarmes Wasser, in dem ein gestrichener Teelöffel Bittersalz aufgelöst wird. Das nicht ganz wohlschmeckende Getränk sorgt dafür, dass sich im Darm Flüssigkeit sammelt und alte Ablagerungen losgelöst und ausgeschwemmt werden. Keine Sorge, du musst nicht überfallsartig einen dringenden Toilettenbesuch fürchten. Das geht langsam und kontinuierlich über mehrere Tage und ist sehr schonend. Wer sich gar nicht zum Bittersalz überwinden kann, darf täglich ein Glas warmes Wasser mit Zitronensaft und Ingwer trinken. Das ist aber nicht so effektiv.
Dein Fasten-Speiseplan
Essen darfst und sollst du übrigens, bis du satt bist. Es geht nämlich nicht darum, Kilos zu verlieren. Viel wichtiger ist es, den Darm wieder dazu zu bringen, im täglichen Leben effektiver zu arbeiten. Durch die schonende Kost sind das eine oder andere Kilo weniger aber ein sehr üblicher Nebeneffekt. Starte mit einer ordentlichen Portion Haferbrei in den Tag: Haferflocken in Wasser aufkochen, Rosinen, Zimt oder Kakaopulver und etwas Ahornsirup dazu geben, eventuell noch ein paar Apfelspalten mitdünsten. Das sättigt lange und liefert jede Menge Spurenelemente und Mineralstoffe. Wichtig: Gib einen Teelöffel Leinöl dazu. Die ungesättigten Fettsäuren helfen beim Fettabbau und sorgen für wertvolles Omega 3. Wer nicht so viel Zeit hat, isst ein Dinkel-, Roggen- oder Kamutweckerl (kein Weizen!) mit Cottagecheese, Frischkäse oder Topfen. Kaue jeden Bissen ausgiebig, damit die Vorverdauung schon im Mund beginnt. So lernen wir, auch im sonstigen Leben, nicht alles so schnell hinunterzuschlingen. Tipp: Diese Lebensmittel helfen beim Entgiften.
Zu den anderen Mahlzeiten gibt es Gemüsesuppen, gedünstetes (grünes) Gemüse, Vollkornreis, Hirse, Amaranth, Kartoffeln mit Topfen, Polenta mit Schafkäse... Bei all diesen Speisen kommt es auf die darmschonende Zubereitung an. Deshalb alles kochen oder dünsten, nicht braten. Beim Würzen mit dem Salz sparen, dafür Kräuter und Gewürze großzügig einsetzen. Gib deiner Experimentierfreude Raum. Viele dieser Speisen sind übrigens auch familientauglich. Wenn du für Partner und Kinder noch ein Stück Fleisch dazu brätst, kommt jeder zu einem gesunden, ausgewogenen Essen.
Nebenwirkungen
Wenn du dich so ernährst, schaltet dein Körper schnell auf Entgiftungsmodus um. Das merkst du auch. Achte darauf, dass du an den ersten Tagen nicht zu viel Stress hast. Du bist wahrscheinlich müde und eventuell auch abgespannt. Es kann sein, dass du Kopfschmerzen bekommst, oder dass die Verdauung verrückt spielt. Das ist die so genannte Fastenkrise. Nach drei oder vier Tagen ist die aber vorbei. Dann hast du auf einmal viel mehr Energie, der Körper fühlt sich leichter an, du beginnst regelrecht von innen zu strahlen. Bauchmassagen, Entspannungsübungen und sanfte Bewegung, wie Spaziergänge oder entspannendes Yoga, helfen über die Müdigkeit hinweg.
Motivation
Für all das braucht man natürlich schon ein bisschen Selbstdisziplin. Ein paar Tricks helfen, die nötige Motivation zu bekommen. Suche dir im Kalender zwei Wochen, in denen kein besonderer Stress zu befürchten ist und trage die fastenkur fix ein. Erzähle ruhig anderen, was du planst. Wenn man nach der Erfolgskurve befragt wird, hat man mehr Motivation, dran zu bleiben. Gönne dir zwischendurch eine Massage, eine Lymphdrainage oder eine Gesichtsbehandlung.
Zusätzliche Betreuung - aber bequem von Zuhause aus
Das Komplettpaket an Information sowie Betreuung erhältst du bei " Lust aufs Fasten". Fastencoach Barbara Ebner, Bewegungstrainerin Valentina Plach und Meditationscoach Jakob Horvat begleiten dich mit Fasten- und Ernährungsinhalten, Bewegungseinheiten, Körperanwendungen und Entspannungseinheiten durch deine Fastenkur. Tägliche, aufs Tagesmotto abgestimmte Videos machen die Erfahrung noch spannender sowie leichter und sind so flexibel gestaltet, dass sie auch sehr leicht in einen Arbeitsalltag integriert werden können. Zudem gibt es am Abend die Gelegenheit zu Live-Sessions, in denen man sich täglich und direkt mit den Coaches austauschen kann.