Männer fordern durchschnittlich einmal im Jahr eine Gehaltserhöhung, Frauen hingegen nur alle zwei bis drei Jahre, wenn überhaupt. Wie du eine Gehaltsverhandlung richtig angehst und was vorab wichtig ist.
Äußere sowie innere Widerstände begegnen Frauen oft an ihrem Arbeitsplatz, wenn sie mehr Gehalt fordern und hindern Frauen daran, überhaupt diese Forderung zu stellen. "Verstehen Sie doch, der Kollege X hat noch vor Ihnen ein Recht auf mehr Gehalt," ist nur einer der Sätze, denen Frauen häufig bei der Frage nach einer Gehaltserhöhung an den Kopf geknallt wird.
Und dann schwirren auch Fragen wie "Darf ich eine Gehaltserhöhung überhaupt fordern?" oder "Macht das nicht schlechte Stimmung?" im Kopf so mancher Frauen herum. Wie du eine Gehaltsverhandlung richtig angehst und was vorab wichtig ist.
Gehaltserhöhung: Was ist vorab wichtig?
Als Vorbereitungsstrategien im Vorfeld nennt das Frauenservice Wien (MA 57) in "Gehaltsverhandlungstipps für Frauen" folgende:
Betreibe "Impression Management". Hinterlasse bleibende Eindrücke, denn Gehälter werden auch dadurch bestimmt, wie gut sichtbar die Leistungen von Mitarbeiter:innen sind. Dein Engagement sowie deine Ergebnisse sollen präsent sein. Melde dich in Besprechungen zu Wort und führe Small-Talk nach den Meetings.
Werde mit eigenen Vorschlägen aktiv und arbeite nicht nur Aufträge deines:r Chefs:in ab.
Verweise auf deine Erfolge und Leistungen im Mitarbeiter:innengespräch, lege gemeinsam mit deinem:r Chef:in Ziele fest und frage nach konstruktivem Feedback zu deiner Arbeit.
Führe ein "Leistungstagebuch", das du für die Vorbereitung von Gehaltsverhandlungen heranziehst.
Gehaltsanpassung oder Gehaltserhöhung?
Wenn du deinen Gehaltswunsch ansprichst, rede dabei besser von einer Gehaltsanpassung statt Gehaltserhöhung. Warum? Der Unterschied ist, dass du nicht einfach ohne Grund mehr Geld forderst, sondern dass ein Ungleichgewicht zwischen deinem Gehalt und deiner Leistung besteht.
7 Tipps, wie du eine Gehaltsverhandlung richtig angehst
Als die wichtigsten "Gehaltsverhandlungstipps für Frauen" hat das Frauenservice Wien (MA 57) folgende zusammengefasst:
Wähle einen günstigen Zeitpunkt
Situationen, in denen du besondere Leistungen sowie erreichte Ziele vorweisen kannst, sind günstige Zeitpunkte – beispielsweise weil dein Aufgabenbereich gerade erweitert, ein Projekt gut abgeschlossen oder deine Verantwortung erhöht wurde.Kündige die Gehaltsverhandlung an
Wende dich an die entscheidende Person und lege offen, dass du über dein Gehalt sprechen möchtest. So kann sich auch dein Gegenüber vorbereiten.So viel kannst du fordern
Fünf bis zehn Prozent Gehaltserhöhung sind üblich, in Ausnahmefällen sowie besonders außerordentlichen Leistungen auch 15 Prozent. Bereite eine Maximal- und Minimalforderung vor und überlege, ob du auch nicht entgeltliche Alternativen (Erklärung siehe Tipp 5) akzeptieren würdest. Und sei dir bewusst, dass deine nächste Verhandlungsmöglichkeit erst in ein (oder zwei) Jahren sein könnte.Argumentiere richtig
Sprich über deine Leistungen sowie persönlichen Perspektiven in der Firma und die entsprechende Anpassung deines Gehalts daran. Oder: Stelle deine Forderung und begründe sie dann. Argumentiere selbstbewusst, faktenbezogen und sachlich, vermeide Emotionalität.Vergiss nicht dein Leitungstagebuch
Präsentiere deine Erfolge anhand eines Leitungstagebuches. Wichtig sind klare Forderungen, die du gut argumentieren kannst. Führe keine privaten Gründe an, wie zum Beispiel die Kosten für dein Auto.Lege kurze Pausen ein
Mache während der Gehaltsverhandlung auch bewusst kurze Pausen und kontere deinem Gegenüber nicht sofort.Überlege dir Alternativen
Verhandeln kann auch bedeuten, nicht die gewünschten Vorhaben durchzusetzen, sondern sich auf ein gemeinsames Ziel zu einigen. Überlege dir vor der Verhandlung Alternativen zur Gehaltserhöhung, die für dich zufriedenstellend sind (z. B.: zusätzliche Ausbildung, Bonus oder Diensthandy).
"Darf ich eine Gehaltserhöhung überhaupt fordern?": Tipps zum Umdenken
Streiche Gedanken, wie "Kann ich überhaupt verhandeln?" oder "Macht das nicht schlechte Stimmung?" aus deinem Kopf und verinnerliche lieber folgende Sätze: Ich stelle berechtigte Forderungen. Ich mache meine Motivation sichtbar. Ich kenne den Wert meiner Arbeit. Ich übe Verhandeln. Und vergiss nicht: Erwarte keine Dankbarkeit für den Verzicht auf mehr Gehalt!
Bei Argumenten, wie beispielsweise "Verstehen Sie doch, der Kollege X hat noch vor Ihnen ein Recht auf mehr Gehalt", lass dich auf kein Ausspielen ein. Konzentriere dich während der Gehaltsverhandlung auf deine Person, deine Erfolge und Leistungen (Stichwort: Leistungstagebuch). Oder: "Der Firma geht es gerade so schlecht." Auch wenn die wirtschaftlichen Bedingungen im Moment nicht optimal sind, zeige deinem:r Chef:in, wie das Unternehmen von dir profitiert. Denn: Mehr Leistung ist auch mehr wert. Hier jetzt noch praktische Checklisten des Frauenservice Wien (MA 57):
Checkliste: Gehaltsverhandlung
Nütze dein aktuell geführtes Leistungstagebuch, um deine Erfolge sowie Ergebnisse belegen zu können und um überzeugende Argumente für eine Gehaltserhöhung zu finden
Wähle einen günstigen Zeitpunkt für die Verhandlung (z. B.: neues Aufgabengebiet, neues Projekt, Zielerreichung)
Überlege im Vorfeld, welches Gehalt du verhandeln möchtest und wo deine "Mindestuntergrenze" liegt
Übe die Verhandlungssituation, um selbstbewusst und überzeugend aufzutreten
Mache dir bewusst, dass du eine wertvolle Mitarbeiterin mit großem Engagement bist
Verläuft die Gehaltsverhandlung nicht wie gewünscht, bleibe dran und frage immer wieder nach
➠ Brutto-Netto-Rechner: Was du verdienst, was du kostest
Checkliste: Bewerbungsgespräch
Erkundige dich im Vorfeld über branchenübliche Gehälter für die ausgeschriebene Stelle
Streiche deine Fähigkeiten sowie Qualifikationen hervor und belege sie mit nachvollziehbaren Argumenten
Sei dir deiner Werte bewusst und betone deine Kompetenzen sowie Motivation
Beende deine Ausführungen mit deiner wichtigsten Botschaft: dem stärksten Argument für eine Gehaltserhöhung
Bezüglich Entgeltforderungen während eines Bewerbungsgesprächs findest du wichtige Informationen in der Broschüre "Gut verhandelt = besser bezahlt! Tipps & Tricks für Einkommensverhandlungen" der ÖGB Frauen.