Buben sind wild, Mädchen sind schüchtern. Echt jetzt? Erfahre in unserem Artikel alles über Geschlechterrollen und warum sie in der Erziehung so eine große Rolle spielen!
Es fängt schon an, wenn die lieben Kleinen im wahrsten Sinne noch in den Babyschuhen stecken. Die sind nämlich allzu oft – dem (biologischen) Geschlecht des Kindes entsprechend – entweder zuckerlrosa oder himmelblau.
Klar, schließlich ist Rosa eine Mädchenfarbe und Blau eine Jungsfarbe, richtig? Wir finden: So ein Blödsinn! Klischees von wilden Jungs und artigen Mädchen sollten längst ausgedient haben! Buben stehen nicht immer auf Bagger und Feuerwehr, nicht jedes Mädel spielt gern mit Puppen oder Glitzerpferdchen. Warum werden viele Kinder dann heute immer noch nach traditionellen Geschlechterrollen erzogen?
Wir werfen einen näheren Blick auf das Thema Geschlechterrollen und erklären dir, warum sie in der Erziehung so wichtig sind.
Was sind Geschlechterrollen?
Das biologische Geschlecht, das ein Baby bei seiner Geburt hat, wird durch körperliche Eigenschaften vorgegeben. Das heißt, Geschlechtsorgane, Hormone und Chromosomen bestimmen, ob ein Kind biologisch männlich oder weiblich ist.
Bei den meisten Babys ist das biologische Geschlecht eindeutig. Es gibt aber auch Kinder, die zwischengeschlechtlich geboren werden, also mit nicht eindeutig männlichen oder weiblichen Geschlechtsorganen.
Geschlechterrollen haben mit dem biologischen Geschlecht eines Kindes eigentlich recht wenig zu tun. Es handelt sich dabei nämlich rein um Verhaltensweisen und Einstellungen, die die Gesellschaft für Mädchen oder Jungen "passend" findet.
Kleidung, Auftreten, Verhalten, Hobbys … zu all diesen Dinge hat der Kulturkreis, in den ein Baby hineingeboren wird, bestimmte Erwartungen.
Der Unterschied zu Geschlechterklischees
Geschlechterklischees sind sozusagen überspitzte Geschlechterrollen. Ein Mädchen oder ein Junge hat in den Augen der Gesellschaft ganz bestimmte Dinge zu tun und zu mögen – und zwar in den verschiedensten Lebensbereichen:
Charakter: Mädchen sind gefühlvoll, leise und sensibel, Jungen sind laut und selbstbewusst.
Haushalt: Frauen kochen und putzen gerne, Männer wechseln Glühbirnen und schrauben am Auto.
Berufswahl: Mädchen werden Lehrerin oder Krankenschwester, Jungs werden Ärzte oder Ingenieure.
Aussehen: Mädels haben lange Haare und schminken sich, Buben haben kurze Haare und Muskeln.
Dass Geschlechterklischees ziemlich schnell zu Problemen führen können, liegt auf der Hand. Denn was ist, wenn ein Mädchen nun mal lieber kurze Haare trägt und ein Bub gern mit Puppen spielt? Ist das deswegen gleich "falsch"?
Warum sind Geschlechterrollen für Kinder schädlich?
Um die letzte Frage aufzugreifen: Nein, natürlich ist das nicht falsch, ganz im Gegenteil! Zum Glück sind solche Ansichten mittlerweile größtenteils überholt. Dennoch wird man sich als Mama vielleicht selbst das eine oder andere Mal dabei ertappen, ein Geschlechterklischee zu hinterfragen.
Wie reagierst du zum Beispiel, wenn dein kleiner Sohn im Fasching als Prinzessin gehen möchte? Oder deine Tochter sich die Haare raspelkurz schneiden lassen will?
In solchen Situationen möchte man sein Kind oft vor dem Spott anderer schützen. In vielen Fällen tut man ihm damit aber nichts Gutes. Denn Geschlechterrollen und -klischees so indirekt weiter zu unterstützen, hat für die Kinder oft negative Auswirkungen.
Können die Kleinen ihrer Meinung nach eine Geschlechterrolle nicht erfüllen, fühlen sie sich unzureichend und nicht akzeptiert. Wir sind nun einmal, wer wir sind – und möchten auch, dass unser Umfeld uns so liebt.
Denn ist es nicht so, dass jede:r tapfer oder schüchtern sein kann? Dass jede:r Rosa, Ballett oder Bagger mögen kann? Dass jede:r Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau werden darf, wenn er oder sie das möchte?
Übrigens: Geschlechterklischees sind allein deshalb bedenklich, weil sie im Laufe der Zeit stark im Wandel sind. Hast du zum Beispiel gewusst, dass bis ins 19. Jahrhundert Rot (bzw. auch Rosa) die Farbe der Könige und des Kampfes war – und damit die Farbe der Männer? Die Farbe der Mädchen war damals hingegen Blau …
Wie du mit Geschlechterrollen brechen kannst
Wie gesagt: Es ist gar nicht einfach, sein Kind komplett frei von Geschlechterrollen zu erziehen. Oft tut man das ganz einfach unterbewusst – schließlich ist man selbst mit denselben Erwartungen der Gesellschaft aufgewachsen.
Gerade in Zeiten von Vielfältigkeit und Diversity ist aber ein Umbruch in der Gesellschaft zu spüren. Und diesen kannst du schon mit Kleinigkeiten in der Erziehung deines Kindes unterstützen:
Mach dir Klischees bewusst
Fällt dir eine Situation auf, in der negative Geschlechterrollen zu tragen kommen, mach sie dir selbst bewusst und sprich sie an. Vielen Menschen sind die Klischees oft gar nicht bewusst!
Stärke dein Kind
Lass dein Kind so sein, wie es ist! Bestärke es in seinen Vorlieben und Einstellungen und schreibe ihm nicht vor, wie ein Junge oder Mädchen "eigentlich" zu sein hat. Sei stolz auf dein Kind – ganz gleich, ob es "typisch" Mädchen oder Junge ist!
Sei ein Vorbild
Versuche auch selbst, dich entsprechend frei von Geschlechterrollen zu bewegen. Wenn dein Kind mitbekommt, dass Mama im Fußballverein ist oder Papa gerne strickt, findet es auch bei sich selbst solche Dinge nicht mehr "komisch".
Hol dir Rat
Wenn du merkst, dass dein Kind mit den Erwartungen zu kämpfen hat, die an seine Geschlechtsidentität gestellt werden, kannst du dir auch Hilfe von Expert:innen holen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern zeigt nur, dass du dein Kind in seiner Einzigartigkeit bestärken möchtest!
Fazit
Ob Mädchen oder Bub – in erster Linie ist dein Kind ein Kind. Und das sollte seine eigenen Interessen so ausleben dürfen, wie es ihm oder ihr gefällt! Ein Bub, der gern mit Puppen spielt oder ein Mäderl, das viel lieber einen Lego-Bagger baut? Ist doch komplett egal! Viel wichtiger ist es doch, dass sich dein Nachwuchs zu einem oder einer offenen, lebenslustigen Erwachsenen entwickelt!