In ganz Österreich gibt es 370 allgemeinbildende höheren Schulen. Dabei ist es möglich, sowohl die Unterstufe der sogenannten AHS, als auch die Oberstufe bis zur Reifeprüfung zu besuchen. Doch was sind die Lernziele einer allgemeinbildende höheren Schule und was kann ein Kind nach Abschluss der Oberstufe mit dieser Ausbildung eigentlich anfangen?
- Gymnasium oder AHS, gibt es einen Unterschied?
- Voraussetzungen für den Eintritt in die 1. Klasse
- Lernziele am Gymnasium
- Humanistisch, naturwissenschaftlich oder doch lieber sportlich – Welche Arten von Gymnasien gibt es?
- Unterricht in der Oberstufe
- Vom sportlichen bis hin zum musikalischen Schwerpunkt
- Matura in der Tasche, was nun?
- Gymnasium oder doch Mittelschule?
- Was sind die Vor- und Nachteile des Gymnasiums?
Gymnasium oder AHS, gibt es einen Unterschied?
Zunächst sei erwähnt, dass ein Gymnasium eine Form der allgemeinbildenden höheren Schule (AHS) darstellt. Ob ein humanistisches Gymnasium oder doch lieber ein Realgymnasium für den Schulbesuch gewählt wird, liegt sicherlich ganz bei den Stärken eines Kindes.
In einem Gymnasium kann man für 4 Jahre die sogenannte Unterstufe absolviert. Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit die Oberstufe des Gymnasiums nach erfolgreichem Abschluss der Unterstufe weiter zu besuchen.
Voraussetzungen für den Eintritt in die 1. Klasse
Hierfür muss ein erfolgreicher Abschluss der 4. Klasse Volkschule geben sein. Dies bedeutet, dass ein Schulkind in Deutsch, Lesen und Mathematik mit "Sehr gut" oder "Gut" bewertet wurde. Ist dies nicht der Fall, dann gibt es die Möglichkeit, dass die Volksschule in der Schulkonferenz offiziell feststellen kann, dass trotz "Befriedigend" in diesen Pflichtgegenständen die Schülerin/der Schüler aufgrund ihrer/seiner sonstigen Leistungen mit großer Wahrscheinlichkeit den Anforderungen der allgemeinbildenden höheren Schule genügen wird.
Wird aber keine solche Feststellung in der Schulkonferenz beschlossen, gibt es als letztes Mittel noch die Möglichkeit ein Aufnahmeprüfung an einem Gymnasium zu machen.
Lernziele am Gymnasium
Grundsätzlich hat das Gymnasium die Aufgabe, Schüler:innen eine umfassende und vertiefende Allgemeinbildung zu vermitteln und nach Abschluss der Unterstufe zum Besuch der Oberstufe oder zum Wechsel in eine Berufsbildende höhere Schule zu berechtigen.
Dabei ist das wichtigste Ziel bei einem achtjährigen Besuch der Schule, Schüler:innen zur Hochschulreife (Matura) zu führen und für ein Studium an einer Universität (Hochschule, Fachhochschule usw.) vorzubereiten.
Humanistisch, naturwissenschaftlich oder doch lieber sportlich – Welche Arten von Gymnasien gibt es?
In der Unterstufe, den ersten vier Jahren des Gymnasium, ist der Lehrplan aller Formen gleich. So wird neben Pflichtfächern wie Deutsch und Mathematik auch eine lebende Fremdsprache unterrichtet. Ab der dritten Klasse ändert sich das allerdings. Dabei kann dann zwischen Gymnasium, in dem Latein oder ein zweite lebende Fremdsprache unterrichtet wird und Realgymnasium unterschieden werden.
Im Realgymnasium wird nicht nur geometrisches Zeichnen zur Pflicht, sondern auch mehr Fokus auf Mathematik und Physik gelegt. Darüber hinaus kann auch der Besuch des wirtschaftskundlichen Realgymnasium gewählt werden, in dem mehr Chemie und technisches, wie auch textiles Werken am Lehrplan stehen.
Unterricht in der Oberstufe
Während in der Unterstufe Grundlagen gelegt werden, werden diese in der Oberstufe dann intensiviert. Dies gilt für Latein im Gymnasium, in dem aber der 5. Klasse auch noch eine zweite lebende Fremdsprache dazu kommt, ebenso wie für das Realgymnasium und das wirtschaftskundliche Realgymnasium. Dabei kommt in beiden Fällen auch eine weitere lebende Fremdsprache dazu.
Doch während im Realgymnasium weiter auf vertiefende Mathematik und darüber hinaus auf darstellende Geometrie oder mehr Biologie und Umweltkunde, Chemie, Physik gesetzt wird, liegt beim wirtschaftskundlichen Realgymnasium der Fokus auf Haushaltsökonomie und Ernährung, mehr Geographie und Wirtschaftskunde, Psychologie und Philosophie.
Darüber hinaus stellt das Oberstufenrealgymnasium ab der 5. Klasse eine weitere Bildungsmöglichkeit dar. Hier kommen eine zweite lebende Fremdsprache oder Latein, außerdem Instrumentalmusik und Gesang oder Bildnerisches Gestalten und Werkerziehung oder Darstellende Geometrie und mehr Mathematik oder mehr Biologie und Umweltkunde, Chemie, Physik und Mathematik zum Lehrplan dazu.
Vom sportlichen bis hin zum musikalischen Schwerpunkt
Auch bei den allgemein höheren Schulen gibt es, wie bei den Mittelschulen, unterschiedliche Schwerpunktsetzungen. U. a. können Informatik, Naturwissenschaft oder auch Leistungssport, Fokusse bilden. Darüber hinaus gibt es weitere Schwerpunkte:
AHS mit musikalischen und sportlichen Schwerpunkten mit Eignungsprüfung
Aufbaugymnasium und Aufbaurealgymnasium
Gymnasium und Realgymnasium für Berufstätige
AHS für sprachliche Minderheiten (Slowenisch, Kroatisch, Ungarisch)
Werkschulheim
Gymnasien und Realgymnasien mit verstärktem Fremdsprachenunterricht (nähere Auskünfte bei den Landesschulräten)
Evangelisches Gymnasium
Katholisches Gymnasium
Verschiedenste private Gymnasien
Die Auswahl ist groß, hier empfiehlt es sich rechtzeitig über Möglichkeiten vor allem auch Anmeldemöglichkeiten zu informieren. Eines ist allen Gymnasien gleich: Am Ende steht die Durchführung einer standardisierten, kompetenzorientierten Reifeprüfung.
Matura in der Tasche, was nun?
Doch was kommt nach der Reifeprüfung, der Matura? Durch das Reifeprüfungszeugnis wird die Berechtigung zum Studium an Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Akademien erworben. Ebenso möglich ist das Studium an einem Kolleg oder das Besuchen eines höheren berufsorientierten Lehrganges.
Darüber hinaus können Lehrberufe ergriffen werden. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit direkt ins Berufsleben einzusteigen. Die dafür erforderlichen beruflichen Qualifikationen können am Arbeitsplatz bzw. durch Weiterbildungen erworben werden.
Gymnasium oder doch Mittelschule?
Bevor eine Entscheidung über ein Ja oder Nein zum Gymnasium gefällt wird, gilt es einige Dinge zu Bedenken. Dabei sind nicht nur die Stärken und Schwächen der Kinder zu berücksichtigen, sondern sicherlich auch die Interessen. Allgemein kann gesagt werden, dass die Lehrpläne von Mittelschule und AHS gleich sind.
Unterschiedlich sind Schwierigkeitsgrade, der Umfang der Arbeiten und das Tempo bei der Erarbeitung. In der NMS stehen praktische und konkrete Lerninhalte im Vordergrund. Miteinander arbeiten, Hilfen anbieten, öfter üben und festigen sowie motivieren - das sind Arbeitsweisen, denen in der Neuen Mittelschule mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden kann als im Gymnasium.
Dazu kommen theoretische, abstrakte und im Ansatz wissenschaftliche Verfahren, Denkinhalte und Sachverhalte im Gymnasium oft in höherem Maße zu tragen. So ist es wichtig, dass das Schulkind sich gerne mit diesen theoretischen Ansätzen auseinandersetzt. Liegen die Stärken eher im Praktischen und tendieren die Interessen eher zu einer berufsorientierten (Aus-)Bildung, so ist das Gymnasium vielleicht nicht die beste Wahl.
Dabei ist auch wichtig zu erwähnen, dass, sollte das Kind keine AHS besuchen, es auch in späteren Jahren die Möglichkeit einer höheren Aus- und Weiterbildung gibt. Hier gibt es die Möglichkeit der "Lehre mit Matura", "Berufsreifeprüfung" und "Studienberechtigungsprüfung".
Was sind die Vor- und Nachteile des Gymnasiums?
Vorteile:
Eine sehr gute Allgemeinbildung
Fremdsprachenschwerpunkte
Vertiefung in Mathematik, Naturwissenschaften möglich
Sehr gute Basis für ein weiterführendes Hochschulstudium
Selbstständiges Arbeiten wird geschult
Herausfordernde schulische Aufgaben
Nachteile:
Keine Berufsorientierung
Kaum Praxisbezug
Leistungsdruck
Sehr theoretisch
Auf Schwächen kann kaum eingegangen werden
Die Wahl der richtigen Schule für das eigene Kind ist eine herausfordernde Entscheidung. Dabei gilt es viel zu bedenken. Von den Stärken des Kindes, über den Schulweg, die Interessen, den Ruf der Schule, die Nachmittagsbetreuung bis hin zu einem möglichen Berufsweg.
Dass dies schon in so frühen Jahren beginnt halten viele Expert:innen für falsch. So wird der Ruf nach einer gemeinsamen Schule für alle bis 14 lauter. Manche empfehlen darüber hinaus die Einführung einer Gesamtschule bis 18.
Diese Debatten werden so schnell nicht verstummen. Wir drücken allen die Daumen, um hier die richtigen Entscheidungen treffen zu können und wüschen alles Gute für die Schullaufbahn.