Während der Corona-Krise ist Homeschooling zu einem großen Thema geworden. Immer mehr Eltern entschlossen sich ihre Kinder aus Angst vor Ansteckung in der Schule daheim zu unterrichten. Aber nach wie vor sind viele Erziehungsberechtigte an Heimunterricht interessiert. Wir zeigen dir, wie Homeschooling in Österreich funktioniert.
- Was bedeutet Homeschooling eigentlich?
- Vor- und Nachteile vom Homeschooling
- Warum entscheiden sich Eltern für den häuslichen Unterricht
- Das sind die Voraussetzungen für den Heimunterricht
- Tipps, damit das Homeschooling gelingt
- Wie werden die Lernerfolge der Kids kontrolliert?
- Sind Lerngruppen beim Homeschooling erlaubt?
- Und wenn Homeschooling doch nicht funktioniert?
- Wie sieht es mit finanzieller Unterstützung aus?
- Hier erfährst du mehr über Homeschooling
Noch vor wenigen Jahren wurden zumeist nur besonders privilegierte Kinder von wohlhabenden Eltern daheim von Privatlehrer:innen unterrichtet. Heute sieht das ganz anders aus. Immer mehr möchten ihre Kinder selbst aufs Leben vorbereiten und ihnen dabei auch das notwendige Wissen vermitteln.
Und das ist auch möglich, denn von Maria Theresia wurde in der Habsburgermonarchie die Unterrichtspflicht und nicht die Schulpflicht eingeführt. Damals galt das nur für sechs Jahre Unterricht, heute beträgt die Schulpflicht 9 Jahre bzw. dauert bis zum 16. Lebensjahr an. Verankert ist diese Art von Unterricht als Grundrecht im Artikel 17 des Staatsgrundgesetzes.
Was bedeutet Homeschooling eigentlich?
Schon die Übersetzung des Wortes "Homeschooling" erklärt seine Bedeutung, dass es sich dabei um Hausunterricht handelt. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten. So können die Kinder von den Eltern oder auch von Privatlehrer:innen für Homeschooling unterrichtet werden.
Laut Gesetz sind keine Vorgaben bezüglich Ausbildung der unterrichtenden Personen notwendig und auch etwaige Beschränkungen sind verboten. Manchmal orientiert man sich am traditionellen Schulunterricht, aber es sind auch andere Formen möglich.
Wichtig ist, dass die Kids am Ende jedes Schuljahres eine Externistenprüfung ablegen und so beweisen, dass sie das gleiche Wissen wie Kinder haben, die die Regelschule besuchen.
Vor- und Nachteile vom Homeschooling
Für viele Kinder ist allein der Gedanke nicht zur Schule gehen zu müssen im ersten Moment wunderbar. Allerdings ist nicht alles Gold was glänzt, denn gelernt werden muss auch daheim. Zudem kann es etwas langweilig sein, denn seine Freund:innen trifft man dabei nicht so oft wie in der Schule. Und auch die soziale Entwicklung eines Kindes kann sehr leicht auf der Strecke bleiben. Denn im herkömmlichen Unterricht wird nicht nur Wissen vermittelt, die Kids werden auch zu aktiven Mitgliedern der Gesellschaft und zur sozialen Integration erzogen(siehe Erziehung).
So gesehen übernimmt die Schule eine sehr wichtige Aufgabe. Durch Corona ist Homeschooling gesellschaftsfähig geworden, da immer mehr Erziehungsberechtigte darauf zurückgreifen (mussten). Da der Staat den Interessierten keine Steine in den Weg legt und die Zugangsregeln sehr einfach sind, ist es für viele Menschen zur interessanten Option geworden.
Warum entscheiden sich Eltern für den häuslichen Unterricht
Die Gründe für Homeschooling sind vielfältig – von Corona mal abgesehen. So leiden manche Kinder unter Mobbing oder ungerechter Behandlung an der Regelschule. Manche Eltern beklagen auch, dass sich durch den regulären Schulbesuch der Familie entfremdet werden und viel zu wenig Zeit für Gemeinsamkeiten bleibt.
Durch den Unterricht daheim sollen der Familiensinn und die Beziehungen untereinander gestärkt werden. Auch die individuelle Förderung eines Kindes scheint ausschlaggebend zu sein. Denn daheim kann mehr auf die Schwächen und Stärken eingegangen werden. Und das Ganze noch dazu flexibel und im individuellen Lerntempo.
Da die Lernatmosphäre zumeist günstig ist und sich dadurch positiv auf die Fortschritte auswirkt, reicht zumeist eine tägliche Beschäftigung mit dem Lehrstoff von rund 3 Stunden. Danach ist dann ausreichend Zeit für Gemeinsamkeiten.
Ein wichtiger Grund ist auch die Förderung von selbstständigem Lernen und ein privater und bewusster Umgang mit sensiblen Themen wie etwa Sexualität.
Auch ein Grund kann eine ausgeprägte Schulangst der Kinder sein, sodass es für sie einfacher ist, wenn sie zuhause unterrichtet werden.
Das sind die Voraussetzungen für den Heimunterricht
Entschließen sich Eltern für Homeschooling gibt es nur wenige Bedingungen zu erfüllen. Die Wichtigste davon ist, dass die Teilnahme des Kindes am häuslichen Unterricht beim zuständigen Landesschulrat bzw. Stadtschulrat angezeigt wird. Und zwar vor Schulbeginn.
Das darf formlos geschehen, allerdings finden sich auf den Seiten der Schulbehörden zumeist Formulare, die ausgefüllt werden müssen. Grund dafür ist, dass die Gleichwertigkeit des Unterrichts gewährleistet sein muss. Abgelehnt werden diese Anträge jedoch nur sehr selten.
Tipps, damit das Homeschooling gelingt
Strukturiertes Lernen ist wichtig. Aus diesem Grund immer einen Plan aufstellen, wann, was und wie lange gelernt wird.
Zum erfolgreichen Lernen gehören auch Pausen. Sie sollten etwa alle 45 Minuten eingeplant werden, da sonst die Konzentration leidet.
Rituale sind immer gut. In der Schule ist es etwa die Klingel, die eine Stunde einleitet. Daheim kann zum Beispiel das Lieblingslied abgespielt oder gemeinsam gesungen werden.
Kontrolle ist wichtig und auch die Beantwortung von Fragen, wenn etwas nicht verstanden wurde. Werden bei den Aufgaben Fehler entdeckt, dann das Kind selbst draufkommen lassen was falsch sein könnte
Und eines ist das Wichtigste von allem: Das Lob. Denn das motiviert und macht Freude am Lernen.
Eine coole Idee für mehr Struktur ist ein DIY-Wochenplan:
Alles, was du brauchst:
Pinnwand
Washi-Tape
Wäscheklammern
Kordel
Schere, doppelseitiges Klebeband oder alternativ Pinwand-Nadeln
die Papiervorlagen zum Downloaden findest du hier
Wie werden die Lernerfolge der Kids kontrolliert?
In der Regelschule finden während eines Schuljahres viele große und kleine Prüfungen statt. Beim Homeschooling entfällt das. Allerdings muss zum Ende des Jahres eine Externistenprüfung abgelegt werden. Dabei wird in der öffentlichen Schule von der jeweiligen Schulleitung festgestellt, ob das Kind das notwendige Wissen für das nächste Schuljahr gesammelt hat.
Geprüft werden die gleichen Fächer wie bei Kindern die den herkömmlichen Schulunterricht besucht haben. Aber hier lauert auch Gefahr, denn wird diese Externistenprüfung nicht bestanden, darf das Kind nicht mehr daheim unterrichtet werden und muss im nächsten Schuljahr persönlich am Regelunterricht teilnehmen.
Weigern sich die Eltern dann das Kind in die Schule zu schicken, schreitet das Jugendamt ein, was sogar zum Entzug der Obsorge führen kann. Denn die Bildung seinen Nachkommen entziehen, wird als Kindeswohlgefährdung behandelt.
Sind Lerngruppen beim Homeschooling erlaubt?
Manche Eltern schließen sich zusammen und ihre Kinder bilden so genannte Lerngruppen. Das ist allerdings nicht erlaubt, bzw. gilt rechtlich gesehen als Graubereich. Grund dafür ist, dass dies einer Privatschule entspricht. Deren Gründung muss jedoch diverse Kriterien erfüllen, die vom Landes- bzw. Stadtschulrat überprüft werden. Dazu muss zuvor eine Meldung erfolgen.
Und wenn Homeschooling doch nicht funktioniert?
Entschließen sich die Eltern nach einiger Zeit, dass Homeschooling doch nicht das Richtige für sie und ihr Kind ist, dann benötigt es nur ein formloses Schreiben und die Anmeldung an einer Regelschule. Der Schulbesuch ist ab sofort wieder möglich.
Wie sieht es mit finanzieller Unterstützung aus?
Die gibt es beim Homeschooling leider nicht.
Hier erfährst du mehr über Homeschooling
Verein "homeschoolers.at" – Bildung zu Hause Österreich e.V.
"homeschooling4kids" - Plattform für den Unterricht zu Hause
"bildung-wien.gv.at" - Bildungsdirektion Wien