Unsere Redakteurin war instagram-süchtig und tat das, was man bei einer Sucht tut: Radikal aufhören. Für eine Woche löschte sie die App. So ging es ihr dabei.
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Ich bekenne mich schuldig: Ich bin Instagram-süchtig. Nicht wegen der Likes. Nein. Es sind die Stories, die mich dazu bewegen, mein Handy halbstündlich zu checken, nur um die neuesten Updates von Menschen nicht zu verpassen, die ich in Wirklichkeit gar nicht so oft sehe. Denn meine engsten Freundinnen und Freunde posten eigentlich gar nicht mal so viel. Trotzdem: Ich will wissen, wie die Berg-Story meiner Ex-Arbeitskollegin weitergeht, die ich seit 5 Jahren nicht mehr gesehen habe.
Und überhaupt: Hübsche Bilder, deepe Quotes, Reise-Inspirationen, Beauty-Tipps, lustige Memes – Instagram ist mein persönlicher Unterhaltungsspielplatz, den ich besuche, wann immer ich mich gestresst fühle, ich auf meiner Couch sitze oder – nennen wir das Kind beim Namen – mein Handy gerade in der Hand halte. Meine tägliche Nutzungsdauer? Etwas über einer Stunde. Sieben Stunden pro Woche (!) verbringe ich also auf Instagram, während ich mich andauern beschwere, zu wenig Zeit für Sport zu haben. Um dem Ganzen ein Ende zu setzen, tat ich also das, was Süchtigen geraten wird: einen Schlussstrich ziehen. Also beschloss ich, die nächsten 7 Tage auf Instagram zu verzichten. Das ist passiert:
Tag 1
Schon nach dem Aufwachen fällt es mir schwer, nicht in die App einzusteigen. Instagram hilft mir eigentlich, meine Augen morgens offen zu halten. Noch im Bett schaue ich normalerweise die ersten Stories. Dieses Mal nicht. Hmm... was tun? Ich checke meine Emails, schaue in mein To Do-Memo. Alles unbefriedigend. Tagsüber dann immer wieder die Versuchung. Was machen wohl die anderen? Gegen Abend konnte ich dann der Versuchung nicht widerstehen und werfe einen kurzen Blick in die App. Erleichternd schließe ich sie sofort wieder. Keiner meiner engen Freunde hat etwas gepostet.
Tag 2
Wieder kitzelt es in den Fingern. Doch dieses Mal habe ich einen super Alternative gefunden: Menschen posten ja tatsächlich auch Stories auf ihrem Facebook-Account. Ich fühle mich von mir selbst betrogen und schließe die App. Später am Tag dann die Erleichterung: Instagram-Dienst in der Arbeit. Ich steige in den WOMAN-Account. Vielleicht habe ich ein paar Stories meiner Kolleginnen gesehen und im WOMAN-Feed gespächtelt. Aber nur vielleicht.
Tag 3
So kann es nicht weitergehen. Keinen einzigen Tag habe ich es geschafft, ganz auf die App zu verzichten. Heute bin ich konsequent. Ein bis zweimal habe ich unabsichtlich auf die App getippt. Sonst ist nichts passiert. Es war schwer. Aber: Ich habe meine zweite Sucht wieder für mich entdeckt. Die neueste Herbstmode ist online und ich verbringe den Abend in diversen Shopping-Apps.
Tag 4
Meine Kollegin rät mir, die App vom Handy zu löschen, um noch konsequenter zu bleiben. Zugegeben: Mittlerweile reizt es mich wirklich nachzusehen, was so los ist. Ich werfe einen letzten Blick in die App. Und da ist sie, die Story jener Person, die du unbedingt sehen willst: Die eines Verflossenen. Ich kann nicht anders und sehe sie mir an. Sie war stinklangweilig. Ich lösche danach die App.
Tag 5
Ich bekomme kurz Panik und denke daran, dass ich mich in ein paar Tagen beim erneuten Downloaden der App wieder neu anmelden muss. Wo ist mein Passwort? Gut. Tief durchatmen. Ich checke mittlerweile den Whatsapp-Status diverser Menschen, um meiner Story-Sucht Befriedigung zu schenken. Glücklicherweise "muss" ich Instagram am Computer öffnen, um ein Posting in einen Artikel einzufügen. Ich sage euch, Instagram am Desktop zu verfolgen ist noch einmal ein ganz anderes Level... Schnell schließe ich das Fenster. Durchhalten.
Tag 6
Heute war ich den ganzen Tag draußen unterwegs. Es viel mir dementsprechend leicht, nicht an Instagram zu denken. Zwischendurch ein paar Whatsapp-Nachrichten beantworten und das war's. An Tagen wie diesen, ist das Handy sowieso in der Tasche. Wenn ich abends heimkomme, ist der erste Weg aber dann doch der auf die Couch, das Handy in der Hand. Ich beschließe ein bisschen Zeit auf Pinterest zu verbringen und stelle mit Erschrecken fest: Auch das kann ziemlich süchtig machen.
Tag 7
So. Letzter Tag. Ich bin kurz davor meine Freundin zu fragen, was so auf Instagram los ist, komme mir aber dann doch recht lächerlich vor. Morgens und Abends ist es noch immer am Schlimmsten. Im Bett liegen, Zeit auf Instagram verbringen, meine Freundinnen in Memes taggen – es fällt mir schwer, darauf zu verzichten.
Dieses Experiment verbuche ich persönlich in die Kategorie "SCHWER". Tagsüber fiel es mir zwar immer leichter, auf Instagram zu verzichten, doch die Morgen- und Abendroutine ist dann doch recht festgefahren. Fazit: Die Sucht lässt sich vielleicht nicht ganz überwinden, aber die Tage danach fiel es mir leichter, weniger Zeit auf Instagram zu verbringen. Der Digital-Detox hat also durchaus etwas für sich.