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Wie spreche ich mit Kindern über Krieg und Krisen?

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Wie spreche ich mit Kindern über Krieg und Krisen?
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Ob im Internet, in der Volksschule oder im Kindergarten – Kinder kommen an den unterschiedlichsten Orten mit der aktuellen Kriegsthematik in Berührung. So sollten wir mit ihnen darüber reden.

Der Krieg in der Ukraine ist in den sozialen Medien so präsent wie kaum ein anderes Ereignis. Auf jeden Fall ist es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen und aufgeklärt zu werden. Trotzdem kann gerade bei Kindern Verwirrung und sogar Angst entstehen – vor allem wenn sie mit Fotos und Videos auf Plattformen wie Instagram, TikTok und Co. konfrontiert werden, die sie möglicherweise gar nicht einordnen können.

Was wir uns bewusst machen müssen: Wir haben es in der Flutwelle an Postings nicht selbst in der Hand, was uns angezeigt wird. Auch brutale Videos oder Fake News können dabei sein. Teilweise werden bewusst falsche Informationen verbreitet, welche die Angst noch weiter schüren sollen. Essenziell ist, dass Kinder und Jugendliche nicht das Gefühl haben, damit auf sich allein gestellt zu sein.

Nicht immer ist es einfach, mit Kindern über Themen zu sprechen, die auch für Erwachsene schwer greifbar und belastend sind. Trotzdem ist es enorm wichtig – schließlich bekommen sie gewisse Dinge einfach mit.

Gefühlslage des Kindes bestimmen

"Wenn ich merke, dass mein Kind ruhiger ist als sonst, sich in irgend einer Art und Weise belastet fühlt oder ich die Vermutung habe, dass es sich mit dem Thema beschäftigt, wäre es ein guter Zeitpunkt, das Gespräch zu suchen", meint Psychologin Verena Wolf vom Institut für Positive Psychologie und Resilienzforschung (IPPSY) sowie dem Notfallpsychologischen Dienst Österreich (NDÖ).

Manchmal stellen ängstliche Kinder von selbst Fragen, die darauf hindeuten, dass sie sich von etwas belastet fühlen. Sie können sich aber auch im Stillen Sorgen machen. "Dies zeigt sich manchmal durch einen veränderten Appetit oder dadurch, dass sie schlechter schlafen", sagt Hina Talib, Fachärztin für Jugendmedizin, gegenüber der New York Times.

Wie startet man in das Gespräch?

"Wenn man mitbekommt, dass das Kind im Kindergarten, in der Zeitung, auf Social Media etc. etwas aufgeschnappt hat, könnte man versuchen, direkt darauf Bezug zu nehmen, was es gesehen oder gehört hat", erklärt Wolf. "Oder man startet vorsichtig in das Gespräch und versucht herauszufinden, was das Kind weiß oder was es über gewisse Situationen denkt." Indem man abcheckt, was das Kind schon gehört bzw. in den sozialen Medien gesehen hat, kann man gut ansetzen.

"Mit Aussagen, die Kinder treffen, verbinden wir Erwachsenen oft etwas ganz anderes als Kinder es tun. Deswegen ist es besonders wichtig, nachzufragen, was das Kind unter einer gewissen Situation nun konkret versteht", sagt Wolf. Nicht immer handelt es sich um Angst – sie stellen Fragen oft auch aus reiner Neugierde.

Über "richtigen" Medienumgang sprechen

Die grausamen Nachrichten, die seit Tagen ununterbrochen auf uns einprasseln, sind weder für Kinder noch für Erwachsene leicht zu verdauen. Wenn man das Gefühl hat, davon überwältigt zu werden oder nicht mehr damit umgehen zu können, sollte man sich bewusst distanzieren.

"Information ist gut, aber sowohl Kinder als auch Erwachsene sollten sich vor 'zu viel' Information schützen", erklärt Wolf. "Außerdem könnte man die Situation zum Anlass nehmen, sich mit dem Kind hinzusetzen und über richtigen Umgang mit Medien sprechen."

Zum Beispiel: Woher bekommt man seriöse Informationen? "Gerade wenn es sich um Medien wie TikTok und Co. handelt, soll klargemacht werden, dass man hier gut aufpassen muss. Wichtig ist auch, das Kind dazu aufzufordern, sich selbst zu schützen."

Auf kindgerechte Sprache achten

Gerade vor Kindern sollte man sich bemühen, nicht zu sehr auszuholen, wie schrecklich die Situation in der Ukraine gerade ist. Natürlich darf man ihnen auch nicht die heile Welt vorgaukeln, aber Katastrophenszenarien zu schildern und die Sache unnötig aufzubauschen, kann kontraproduktiv sein.

"Am besten ist es, in klaren Worten sowie in altersgerechter Sprache auf die Fragen des Kindes einzugehen und mit ihm über die Situation zu sprechen. Klare Informationen geben – und zwar so viel, wie das Kind in dem Moment gerade braucht", sagt Wolf. "Weil: Information in unsicheren Situationen kann auch Halt und Sicherheit bieten. Eins der belastendsten Dinge ist, wenn man unsicher ist und dann selbst beginnt, sich Dinge auszumalen, die dann womöglich schlimmer sind als die Realität."

Vorsicht beim Nachrichtenschauen

Es ist klar, dass man selbst informiert bleiben möchte – jedoch sollte man gerade vor kleineren Kindern aufpassen, die Nachrichten "einfach laufen" zu lassen. Man kann nicht kontrollieren, welche Szenen abgebildet werden und für Kinder kann es schwer sein, diese zu verarbeiten.

Hilfe bzw. Rat anbieten

Dem Kind zeigen, dass es sich jederzeit an einen wenden kann, wenn eine Situation nicht ganz klar oder sogar beängstigend ist. Es sollte signalisiert werden, dass jederzeit Fragen gestellt werden dürfen und man daran interessiert ist, dem Kind mögliche Unsicherheiten oder Ängste zu nehmen.

"Wenn man merkt, Kinder oder Jugendliche haben kein großes Interesse an dem Thema, ist das vollkommen in Ordnung", sagt Robyn Silverman, Entwicklungsspezialistin für Kinder und Jugendliche, gegenüber der New York Times. Man darf es dann auch wieder ruhen lassen.

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Hier findest du Hilfe:

Telefonseelsorge: 142Rat auf Draht: 147 (speziell für Kinder und Jugendliche)Notfallpsychologischer Dienst Österreich: 0699/ 188 554 00Psycho-Sozialer Dienst: 01/31330Kriseninterventionszentrum: +43 1 406 95 95Psychosozialer Krisendienst: 0800 400 120Notfall-Hotline Außenministerium: 01/90115 4411

Hier kannst du helfen:

Rotes Kreuz: IBAN AT57 2011 1400 1440 0144, Kennwort: Ukraine – Hilfe für Menschen im KonfliktCaritas: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560Diakonie: IBAN AT85 2011 1287 1196 6333, Kennwort: Flüchtlings-NothilfeVolkshilfe: IBAN AT77 6000 0000 0174 0400, Kennwort: Nothilfe UkraineÄrzte ohne Grenzen: IBAN AT43 2011 1289 2684 7600SOS-Kinderdorf: IBAN AT46 1644 0001 4477 4477Unicef Spendenkonto: AT46 6000 0000 0151 6500, Kennwort: Nothilfe Ukraine

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