Mansplaining
©Elke MayrWieso wollen Männer immer alle besser wissen? (Un)bewusste Machtdemonstration oder doch nur Klugscheißerei? Das steckt hinter dem Phänomen "Mansplaining" und so reagierst du am besten, wenn Männer ungefragt deine Welt erklären wollen.
Männliche Rededominanz. Männer unterbrechen gerne und Männer haben gerne Recht. (Ja, auch Frauen haben gerne Recht und Nein, wir sind keine Männerhasser). Aber hast du zum Beispiel auch schon mal erlebt, dass aus einem Gespräch mit einem Mann schnell ein Vortrag wurde? Mitten im Satz wurdest du unterbrochen, nur damit MANN es dir besser erklären kann?
Natürlich gibt es auch Frauen, die andere gerne ungefragt belehren und Vorträge halten. Das Phänomen Mansplaining kommt jedoch deutlich häufiger vor und ist ein Ergebnis unserer immer noch extrem patriarchal geprägten Gesellschaft. Wir erklären dir, wie du in solchen Situationen am besten reagierst und wie du das Wort erfolgreich zurück eroberst.
Was ist Mansplaining?
Der Begriff "Mansplaining" beschreibt das Phänomen, dass Männer Frauen gerne die Welt erklären. Die Wortneuschöpfung kommt aus dem englischen und setzt sich zusammen aus den Wörtern "Man" (Mann) und "explain" (erklären). Typischerweise bezieht es sich auf Situationen, in denen ein Mann einer Frau etwas erklärt, das sie bereits weiß oder in dem er seine Autorität oder Kompetenz auf eine Weise einsetzt, die herablassend oder überheblich wirken kann.
Woher hat es seinen Ursprung?
Die Erfindung des Begriffs "Mansplaining“ wird der amerikanischen Schriftstellerin Rebecca Solnit und ihrem Essay "Men Explain Things to Me“ ("Männer erklären mir Sachverhalte") zugeschrieben. In dem Essay wehrt sie sich gegen die Unterdrückung von Frauenstimmen und die (oft unbewusste) Überzeugung von Männern, immer im Recht zu sein. Sie beschreibt, was in Gesprächen zwischen Männern und Frauen so oft schiefläuft und berichtet über die Sorte Männer, die annehmen, Frauen die Welt erklären zu müssen.
Beispiele: So erkennst du herablassendes Besserwissen von Männern
Hast du dich auch schon mal mit einem Mann unterhalten, der es einfach nicht lassen konnte, dich zu unterbrechen oder ständig eines Besseren zu belehren? Ob Freund, Arbeitskollege oder Familienangehöriger: Jeder kann es sein.
Ungefragt belehren. Ein Kollege erklärt dir wie der Job "wirklich“ funktioniert. Nein danke, wenn wir nicht danach fragen, kriegen wir es schon ganz gut allein hin.
Ein Mann erklärt einer Frau, wie sie sich gerade fühlt. PMS und Periodenschmerzen sind ja gar nicht so schlimm. "No Uterus, No Opinion", lautet unsere Meinung dazu.
Er erklärt dir den Feminismus. "Gleichberechtigt seid ihr doch schon".
Wenn ein Mann einer Frau sexuelle Belästigung erklärt.
Dein Gegenüber liebt den eigenen Monolog und Widerspruch ist nicht geduldet. Ja, das ist wohl das beste Beispiel dafür, dass du es mit einem "Mansplainer" zu tun hast.
7 Tipps: So kontert Frau gekonnt gegen Mansplaining
Oft passiert Mansplaining tatsächlich unbewusst, und sehr häufig steckt dahinter ein traditionelles Rollenbild mit entsprechender Sozialisierung. Diese haben wir auch heute noch nicht ganz überwunden. Daher kommt es auch nicht selten zu herablassenden Sprüchen oder Mobbing am Arbeitsplatz. Aber wenn wir immer nur zuhören, nett lächeln und nicken, wird sich daran nichts ändern. Mit diesen Tipps kannst du dein Wort zurück erobern:
Wenn dich ein Mann über Dinge belehrt, über die du besser bescheid weißt, lass ihn auflaufen. "Haben Sie Ihre vermeintlich eigene Überlegenheit nun genug zur Schau gestellt"?
Einfach aber effektiv: "Dürfte ich bitte ausreden? Danke!" oder "Ich war noch nicht fertig".
Stelle dem Besserwisser eine direkte Gegenfrage:"Wie kommen Sie auf die Idee, dass Sie mir diesen Sachverhalt erklären müssen"?
Frecher Sarkasmus darf auch mal sein: "Das ist ganz schön viel Meinung für so wenig Ahnung ".
Mach dich nicht klein und teile dein Wissen mit. Beispielsweise so: "Lassen Sie mich meine Ausführungen zu Ende bringen. Danke, dass Sie mich ausreden lassen …".
Lass dein Gegenüber ausreden und frag dann ganz in Ruhe: "Wieso erklären Sie mir das? Ich kenne mich bestens damit aus."
Belächeln, nicht ernst nehmen und deine Expertise sprechen lassen.
Das Gegenteil von Mansplaing ist Womansplaining
Natürlich gibt es auch die andere Seite. "Womansplaining" beschreibt, wenn eine Frau oder eine Person eines anderen Geschlechts einem Mann etwas erklärt, das er bereits weiß oder in der sie ihre Autorität oder Kompetenz auf eine herablassende oder überhebliche Art einsetzt. Auch wenn eine Frau versucht einen Mann zum Schweigen zu bringen, indem sie ihn beschämt, spricht man von Womansplaning.
Mansplaining in der Öffentlichkeit - Auch Politikerinnen und Promis sind betroffen
Erinnerst du dich noch an die Szene der MTV Music Video Awards als der Rapper Kanye West die Sängerin Taylor Swift mitten in ihrer Dankesrede unterbrach und sie vor allen bloßstellte? Während der Preisverleihung sagte er: „Yo, Taylor, ich freue mich wirklich für dich, ich lasse dich gleich fertig reden. Aber Beyoncé hatte eines der besten Videos aller Zeiten...". Das Verhalten des Rappers war grenzüberschreitend und absolut respektlos. Im Laufe des Abends ließ Sängerin Beyoncé Taylor Swift zum Glück noch einmal auf die Bühne, damit sie ihre Danksagung beenden konnte.
In der Politik sind Frauen unterrepräsentiert und in einer Männer dominierten Umgebung ernst genommen zu werden, ist nicht gerade einfach. Das musste auch schon die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel feststellen.
Eine Studie der Europäischen Akademie für Frauen und Politik in der Wirtschaft zeigte, dass befragte Politikerinnen als konkrete negative Erfahrungen angeben, dass sie in Diskussionen häufiger unterbrochen werden als Männer. Frauen hätten weniger Chancen interessante Aufgaben oder Positionen zu bekommen und ihre Parteikollegen enthielten ihnen wichtige Informationen vor.
Schau dir nur die ersten paar Sekunden des Videos an. Eins wird schnell klar: Mansplaining gibt es wirklich und gefallen lassen sollten wir uns das nicht!