Eine Kindergartenpädagogin verrät euch die Dos and Don’ts im Kindergartenalltag. Ein Guide für Anfänger und vielleicht auch Fortgeschrittene.
Der Kindergarten – ein Ort, an dem Kinder spielen, basteln, singen. Aber auch ein Ort, wo sie das erste Mal von einer fremden Person betreut werden, mit anderen Kindern auskommen müssen und erste Freundschaften schließen. Ganz schön aufregend – für Kind und Eltern! Vor allem beim ersten Kind tappen die Eltern in Sachen Kindergarten ein wenig im Dunkeln: Was erwartet uns dort? Wie wird mein Kind reagieren? Und was muss ich eigentlich beachten? Um Letzteres zu beantworten, hat unsere Redakteurin, die früher auch mal als Kindergartenpädagogin gearbeitet hat, ein paar Dos and Don'ts zusammengetragen.
Das sag ich meiner Mama!
Wenn das eigene Kind zu Hause von einem Konflikt mit anderen Kindern erzählt, sind die Eltern verständlicherweise besorgt. Oft schaltet sich der Verteidigungsmechanismus ein und schon beim Anziehen in der Garderobe, wenn der eigene Sprössling vom Tag berichtet, machen sich die Eltern gerne Mal auf die Suche nach dem Streitpartner des Kindes, um diesen dann zurechtzuweisen oder eine Entschuldigung zu erzwingen.
Das ist der falsche Weg, denn was viele Eltern dabei vergessen ist: Zu einem Streit gehören oft auch zwei dazu. Und: Das Kind, das gerade unerwartet von fremden Menschen "ausgeschimpft" wurde, ist auch ein Kind mit besorgten Eltern.
Also, lieber einmal tief durchatmen, die Kindergartenpädagog:innen um ein Gespräch bitten, wenn zwei "Streithansl" öfter aneinandergeraten und vor allem nachfragen, wie sie die Situation einschätzen und lösen werden. Sie setzen sich im Normalfall mit beiden Kindern zusammen oder bespricht den Konflikt mit der ganzen Gruppe. Denn nur sie sind die einzig erwachsen Personen, die den Tag mit den Kindern verbringen, Dynamiken beobachten und Konflikte an Ort und Stelle lösen können.
Nur ganz kurz bitte!
Es ist ganz klar, dass ein kurzes "Hallo" und "Auf Wiedersehen" als einzige Interaktion mit den Kindergartenpädagog:innen für Eltern ein wenig unbefriedigend sein kann. Vor allem am Anfang ist es für Eltern wichtig zu erfahren, wie sich das eigene Kind durch den Tag schlägt. Hat es gegessen? Spielt es mit den anderen Kindern? Traut es sich um Hilfe zu bitten?
Verständlich, dass Eltern am liebsten per Live-Übertragung die ersten Schritte des Kindes in dieser neuen Situation verfolgen möchten. Aber: Wenn sich das Kind eingelebt hat, können zu lange Gespräche mit den Kindergartenpädagog:innen ein wenig schwierig werden. Eines darf man nämlich nicht vergessen: Solange man mit ihr zwischen Tür und Angel spricht, ange hat sie keine Zeit für die anderen Kinder in der Gruppe.
In vielen Fällen ist ein:e Assistent:in anwesend. Aber es gibt auch Tage, an denen die:der Kindergartenpädagog:in 25 Kinder alleine betreuen muss (das ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich gesetzlich geregelt – vergesst nicht: dafür kann das Personal nichts). Dann wird es schon ein bisschen schwieriger auf die Bedürfnisse der Eltern UND der Kinder einzugehen.
Ein kurzes "Es hat heute alles gepasst, alles gut" ist oft die einzige Antwort, für die dann Zeit bleibt. Also: Wenn sich das Kind gut im Kindergarten zurechtgefunden hat und es keine weiteren, größeren Probleme gibt, reicht ein freundliches "Guten Morgen" und "Auf Wiedersehen". Falls sich Eltern doch Sorgen um ihr Kind machen, gibt’s immer noch die Möglichkeit um einen Gesprächstermin zu bitten, an dem sich die:der Kindergartenpädagog:in außerhalb der Betreuungszeit mit den Eltern in Ruhe unterhalten kann.
Noch ein Bussi!
Aller Abschied ist schwer. Der vom eigenen Kind ist wohl am schwierigsten. Da wird geknuddelt und gebusslt was das Zeug hält und in manchen Fällen haben Eltern ein paar Tränen in den Augen und winken nochmal durch die Glastür, obwohl das Kind schon längst ein Spiel gefunden hat. Und umgekehrt fällt es manchen Kindern besonders schwer, alleine im Kindergarten zu bleiben und sich zu verabschieden. Ein Moment, in dem besonders viele Gefühle aufkommen.
Die ersten Tage im Kindergarten sind voller Emotionen. Manchmal ist es aber auch so, dass Eltern ihre eigenen Gefühle auf das Kind übertragen. Sie können sich nur schwer trennen, umklammern das Kind und in weiterer Folge kann sich dieses dann auch wiederum schwer von den Eltern lösen. Ein Teufelskreis, denn wenn das Kind dann zu weinen beginnt und den Eltern nachruft "Noch ein Bussi, bitte!" ist es für sie umso schwieriger loszulassen und nicht mehr umzukehren.
Was ich aber aus meiner Erfahrung sagen kann ist: Es wird nicht besser. Je öfter die Eltern umkehren und nochmal das Kind zur Tür holen, desto schwieriger wird der Abschied. Auch wenn es schmerzt, sollten Eltern versuchen diese schwierige Situation kurz zu halten und sich schnell zu verabschieden. Auch wenn es niemand glaubt, die Kinder finden sich schneller in den Kindergartenalltag ein als man denkt. Kaum sind die Eltern bei der Tür raus, hören viele Kinder zu weinen auf und suchen sich ein Spiel.
Ich persönlich habe solche Situationen dann so geregelt, dass ich den Eltern die Möglichkeit gegeben habe, im Kindergarten anzurufen und nachzufragen, wie es dem Kind geht, nachdem es die Eltern beim Rausgehen noch weinen hörten. Oft konnte ich die erfreuliche Nachricht überbringen "Susi hat dann gleich aufgehört zu weinen, sie spielt jetzt!" und habe dann gemerkt, wie beruhigt sie dadurch waren.
"Warum hast du deine Brille nicht auf?"
Ein gutes Verhältnis zwischen Kindergartenpädagog:innen und Eltern ist unheimlich wichtig. Da ich nur die eine Perspektive kenne, kann ich nur sagen: Eltern, die einem das Gefühl geben, man mache als Pädagogin alles falsch, können dadurch das Verhältnis zwischen Kind und Pädagogin beeinflussen. Ich weiß, das sollte eigentlich nicht passieren. Aber auch Kindergartenpädagoginnen sind nur Menschen und wenn man morgens von Eltern angeschrien wird, hält man zum jeweiligen Kind automatisch eine Weile Abstand und versucht, ein wenig runterzukommen.
Aber nicht nur ein falscher Tonfall kann manchmal tiefer treffen als man denkt, sondern auch kleine Sticheleien sind im Kindergarten völlig fehl am Platz. Viele Eltern kommunizieren nämlich ihr Anliegen nicht Face-to-Face, sondern sprechen extra laut mit dem Kind, damit die Kindergartenpädagog:innen über diesem Weg erfährt, was sie falsch gemacht hat.
"Warum hast du deine Brille nicht auf?" "Schaut da niemand?" "Immer muss ich deine Sachen suchen, so ein Chaos hier!" "Hat dich deine Kindergärtnerin nicht eingecremt?" Konversationen, die ein eindeutiges Signal haben. Besser: Einfach offen miteinander sprechen! Warum manche Dinge so passieren, wie sie passieren, können oft ganz einfach geklärt werden. Fehler passieren, aber es ist wichtig, wie damit umgegangen wird. So ist es auch der bessere Weg einmal der Kindergartenpädagogin fragend entgegenzukommen: "Sagen Sie, warum hat Marcel heute seine Brille nicht auf?", als gleich mit der Beschwerde ins Haus zu fallen.
Apropos: Der Weg zur Kindergartenleitung oder der Anruf in der Zentrale sollte immer der letzte Ausweg sein. Erst wenn keine Kommunikation mit der Kindergartenpädagogin mehr möglich ist, sollte man den Weg zur nächsten Ebene suchen. Eine Beschwerde zu bekommen und somit ein Gespräch mit Vorgesetzten führen zu müssen, ist für niemanden leicht. Das bauscht oft Situationen auf, die auch auf anderem Weg geklärt werden könnten.
Fazit: Darauf sollte geachtet werden!
Auch wenn der Alltag manchmal drunter und drüber geht – es ist wichtig, dass Eltern und Kindergartenpädagog:innen offen miteinander kommunizieren. Gegenseitiges Verständnis und Empathie können manchmal Berge versetzen! Und glückliche Eltern und Pädagoginnen können sich nur positiv auf die Kinder auswirken und das ist ja wohl das wichtigste.