Wir erklären dir, wie das Beziehungsmodell (auch mit Kindern) funktionieren kann, wieso sich Paare für eine Offene Ehe entscheiden und wie du herausfindest, ob es zu dir passt.
Wir sind geprägt von klassischen Beziehungsformen, viele leben aber auch gerne anders und brechen mit gesellschaftliche Standards. Es gibt Paare, die zusammen sind, aber nicht zusammenleben. Paare, die zusammen sind und auch zusammenleben. Mit Kinder, ohne Kinder, oder in einer Patchwork-Situation.Paare, die verheiratet sind und jene, für die das gar nicht in Frage kommt. Es gibt Regenbogenfamilien, bei denen Kinder bei gleichgeschlechtlichen Elternteilen aufwachsen. Und es gibt Eheleute, die polyamourös oder in einer offenen Ehe leben, weil ihnen sexuelle Treue nicht so wichtig ist.
Was versteht man unter einer offenen Ehe?
In einer offenen Ehe vereinbaren die Partner:innen, das außereheliche sexuelle Aktivitäten (Sex außerhalb der Partnerschaft) erlaubt sind und nicht als Fremdgehen oder Untreue angesehen werden. Die allgemeine Idee ist, dass es in einer offenen Ehe keine Einschränkungen des Partners/der Partnerin gibt. Auch auf emotionaler Ebene kann mit einer anderen Person eine Beziehung eingegangen werden. Manche Paare entscheiden sich gleich zu Beginn für dieses Beziehungsmodell, andere hingegen öffnen ihre Ehe vielleicht auch erst später, um diese wieder aufleben zu lassen.
Warum führt man eine offene Ehe?
Sind wir vielleicht gar nicht dafür geschaffen monogam zu leben? Ja, im Vergleich zu 1950 werden heute nur noch halb so viele Ehen geschlossen. Das liegt beispielsweise daran, dass wir Frauen zum Glück heute finanziell selbstständiger und unabhängiger sind. Aber wieso entscheiden sich Menschen dazu, eine offene Ehe zu führen?
Gründe, wieso sich ein Ehepartner:innen dazu entscheiden ihre Ehe zu öffnen:
Beide Partner:innen wünschen sich Abwechslung in der Ehe.
Sexuelle Erfüllung von bestimmten Vorlieben durch eine andere Person.
Das Bedürfnis nach Freiheit ist größer als das Bedürfnis das Leben mit einer Person zu verbringen (Monogamie).
Manche Paare möchten sich aber auch beweisen, dass sie wirklich zusammengehören.
Neugierde. Insbesondere Ehepartner:innen, die schon über einen längeren Zeitraum eine Beziehung führen, entwickeln den Wunsch neue Erfahrungen zu sammeln.
Emotionaler und Intellektueller Input durch eine neue Person.
Eignet sich die Beziehungsform, wenn man Kinder hat?
Für eine gesunde Entwicklung von Kindern ist nicht die Familienkonstellation entscheidend, sondern die Zuwendung und Liebe innerhalb der Familie bedeutsam. Wenn sich ein Ehepaar dazu entscheidet eine offene Ehe zu führen, ist das natürlich auch mit Kindern möglich. Wichtig dabei ist, dass eure Kinder weiterhin an erster Stelle stehen und es zu keinen Unruhen im Familienalltag kommt.
Schließlich gibt es auch Paare, die in einer monogamen Beziehung leben, sich gegenseitig aber in Gedanken nicht „treu“ sind. Seid euch aber darüber bewusst, dass Kinder (besonders wenn sie älter werden) immer mehr Fragen stellen. Auf diese solltet ihr vorbereitet sein und euch überlegen, wie ihr die offene Ehe gegenüber euren Kindern kommuniziert.
Wie kann eine offene Ehe (rechtlich) funktionieren?
Die Beziehungsform der offenen Ehe basiert auf Ehrlichkeit und nicht auf Exklusivität. Beide müssen mit dem Beziehungsmodell einverstanden sein und es darf nicht nur die Wünsche von einer Person erfüllen. Definiert individuell für euch, wie die Beziehungsform für euch am besten funktioniert. Besonders wichtig ist hierbei: offene Kommunikation, Ehrlichkeit sowie emotionale Treue und Liebe untereinander.
Wenn einer von euch also stark zu Eifersucht neigt oder sich bereits unsicher in der Beziehung fühlt, ist das Öffnen der Ehe nicht die beste Idee. Liebeskummer vorprogrammiert.
Wie lässt sich das Modell der offenen Ehe rechtlich vereinbaren? Wird es beispielsweise gesetzlich als Ehebruch definiert? Patrick O. Kainz und Theresa Kamp von Law & Beyond haben alle wichtigen Infos:
Diese Regeln solltet ihr beachten
Natürlich könnt ihr euch auch gleich in das Abenteuer Offene Ehe hineinstürzen. Wir empfehlen euch aber ein paar grundlegende Regeln zu vereinbaren, mit denen ihr euch beide sicher und gut fühlt. So vermeidet ihr potenzielle Konflikte in der Zukunft.
- Keine sexuellen Aktivitäten im Ehebett
Bringt die andere Person nicht (außer wenn klar abgesprochen) mit nach Hause. Für viele wird hier eine Grenze überschritten.
- Nur Sex, keine Liebe?
Diese Frage müsst ihr für euch selbst beantworten. Sind nur One-Night-Stands erlaubt oder dürfen auch tiefere emotionale Beziehungen eingegangen werden?
- Potentielle Partner:innen
Sex mit der besten Freundin/dem besten Freund ist wohl eher nicht zu empfehlen.
- Sichere Verhütung und Schutz vor Geschlechtskrankheiten
Du möchtest schließlich kein unliebsames Geschenk mit nach Hause bringen.
- Weiterhin Zeit miteinander verbringen
Ja die aufregenden und neuen Erlebnisse sind schön. Aber auch eure Ehe ist weiterhin wichtig und sollte nicht vernachlässigt werden.
Wie schlage ich eine offene Ehe vor?
Bevor du dieses Beziehungsmodell deinem/deiner Partner:in vorschlägst, solltest du dir darüber im klaren sein was du möchtest und wieso du dir eine offene Ehe wünschst. Bist du mit eurem Eheleben unzufrieden? Sehnst du dich nach einem Abenteuer oder möchtest du einfach eine sexuelle Erfahrung mit einer anderen Person machen?
Dann kannst du deinen Wunsch mit deiner/deinem Partner:in teilen. Sprich es am besten zu Hause an. Du konntest dir bereits Gedanken über dieses Beziehungsmodell machen. Gib deiner/deinem Partner:in also etwas Zeit, sich mit der Idee vertraut zu machen.
Eine offene Ehe ist keine Notlösung
Bitte beachte: Die offene Ehe sollte kein Plan B sein, wenn deine Ehe in einer Krise steckt, erwarte nicht, dass sich all eure Probleme in Luft auflösen. Eine Paartherapie wäre in diesem Fall eine bessere Möglichkeit, um an eurer Beziehung zu arbeiten.
Eine offene Ehe kann eure Liebe nur bereichern, wenn ihr offen und fair miteinander umgeht, sexuell und emotional.