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Ein Powernap hilft nicht nur Energie zu tanken, sondern steigert auch die Leistungsfähigkeit. Aber wie viele Minuten darf das gesunde Nickerchen zwischendurch dauern und welche Vorteile bringt das Powernapping wirklich mit sich. Die Expert:innen klären auf und geben praktische Tipps.
Was ist ein Powernap?
Unter einem Powernap versteht man einen kurzen energiereichen Schlaf, der die Tiefschlafphase nicht erreicht. "Ein Powernap bezieht sich auf ein kurzes Nickerchen, das hauptsächlich dazu dient, die Person schnell zu erfrischen und Wachheit sowie Energie wiederherzustellen," erklärt Theresa Schnorbach, Psychologin und Schlafwissenschaftlerin bei Emma – The Sleep Company. Kurzum dient das Powernappen dazu, dem körperlichen Bedürfnis nach Erholung nachzugehen und so Energie zu tanken.
Bevor ich näher auf den Powernap eingehe, möchte ich noch kurz die unterschiedlichen Schlafphasen erklären. Denn beim Powernapping sollte man nicht in die Tiefschlafphase kommen, aber was bedeutet das genau?
Schlafphasen und Schlafzyklen
Ein Schlafzyklus besteht aus vier Schlafphasen. Ein Zyklus, der zwischen 90 und 110 Minuten dauert, beginnt mit der Einschlafphase, es folgen die Leichtschlafphase und die Tiefschlafphase. Die Traumschlafphase (REM-Phase/REM-Schlaf) beendet den Zyklus – REM ist die Abkürzung von Rapid Eye Movement. Die ersten drei Schlafphasen werden auch als Non-REM-Schlaf zusammengefasst. Wenn man ca. acht Stunden schläft, durchläuft man etwa vier bis fünf Schlafzyklen.
Die Schlafphasen im Überblick:
1. Stadium Einschlafphase (Non-REM-Schlaf): In dieser Phase beginnt der Übergang vom Wachzustand zum Schlafzustand und dauert (im besten Fall) ca. fünf bis zehn Minuten. Der Körper kommt zur Ruhe, die Atmung und der Puls werden langsamer sowie regelmäßiger und die Muskeln entspannen sich.
2. Stadium Leichtschlafphase (Non-REM-Schlaf): In diesem Stadium beginnt der eigentliche Schlaf und ist mit einer Dauer von ca. 40 bis 40 Minuten die längste Phase während eines Schlafzyklus. Die Körpertemperatur sinkt und Muskelzuckungen sind keine Seltenheit, da das Gehirn und die Muskulatur in einem anderen Tempo zur Ruhe kommen. Reize, wie Lärm, können noch leichter zum Aufwachen führen.
3. Stadium Tiefschlafphase (Non-REM-Schlaf): Diese Zyklusphase dauert ca. zehn bis 25 Minuten und äußere Reize stören den Schlaf nicht mehr so stark. Die Aktivität von Gehirn, Herz sowie Kreislauf sinkt auf das Nötigste und die Muskeln entspannen sich noch weiter. Den Tiefschlaf nutzt der Körper auch für die Regeneration.
4. Stadium Traumschlafphase (REM-Schlaf): Während in der vorherigen Phase die Augen ruhig unter den Lidern sind, sind rasche Augenbewegungen in der REM-Phase typisch, daher auch die Bezeichnung Rapid Eye Movement. Das Gehirn ist so aktiv wie im Wachzustand und Träume fühlen sich sehr real an. In den 15 bis 25 Minuten, die dieses Stadium dauert, erholt sich das Nervensystem und die Muskulatur befindet sich wie in einem gelähmten Zustand. Die Atmung wird wieder tiefer und der Blutdruck sowie die Herzfrequenz steigen an. Entweder wacht man nach dieser Phase auf, weil die Nacht zu Ende ist oder ein neuer Schlafzyklus beginnt.
Powernappen: Nachteile & Vorteile
Was bringt denn jetzt ein Powernap tatsächlich? Schlafwissenschaftlerin Theresa Schnorbach fasst die positiven sowie negativen Effekte folgendermaßen zusammen.
Vorteile:
Erfrischung: Powernaps können dazu führen, dass man sich erfrischt und wach fühlt.
Gedächtnisbewahrung: Es wurde festgestellt, dass Powernaps langfristige Vorteile in der Gedächtnisbewahrung bieten können und manchmal genauso effektiv sein können wie intensives Lernen.
verbesserte Leistung: Studien haben gezeigt, dass Powernaps die Leistungsfähigkeit in Bereichen wie logischem Denken, Reaktionszeit und Symbolerkennung steigern können.
Nachteile:
Störung des nächtlichen Schlafs: Wenn Powernaps zu lange dauern, können sie den nächtlichen Schlafzyklus stören.
Uneinheitlichkeit in der idealen Dauer: Es gibt widersprüchliche Beweise über die optimale Dauer eines Powernaps, was verwirrend sein kann.
"Ein Powernap kann einem gesunden Schläfer beim Fixieren von Gedanken und Gelerntem helfen. Wenn man allerdings unter einer insomnischen Störung leidet, kann man sich durch ein Mittagsschläfchen wertvolle Schlafenszeit von der Nacht stehlen. Betroffenen würde ich von einem Powernap ganz klar abraten", Prim. Dr. Pramsohler.
Mythos oder wahr: Ist man nach einem Powernap produktiver?
Diese Frage habe ich unseren Expert:innen gestellt und die Antwort lautet: "Das ist kein Mythos. Zahlreiche Studien haben bestätigt, dass Powernaps die Leistungsfähigkeit tatsächlich steigern können, etwa in den Bereichen Reaktionszeit, logischem Denken und Symbolerkennung. Darüber hinaus haben Powernaps die Fähigkeit, Ihr Gehirn "neu zu starten", sodass Sie Aufgaben mit einem klaren und frischen Geist angehen können", klärt Schnorbach auf. Der Schlafmediziner: "Für einen gesunden Schläfer ist ein Powernap gut. Besonders vorteilhaft ist er für unser Gehirn, denn dabei werden Gedanken und Gelerntes verarbeitet und gespeichert. Ganz vereinfacht gesagt: Ein Powernap macht uns klüger."
Die optimale Dauer für das Powernapping
Die Frage aller Fragen, bezogen auf Powernaps, ist die perfekte Länge des kurzen Nickerchens. Was sagen unsere Expert:innen? "Ein Powernap sollte längstens 20 Minuten dauern, damit man gar nicht erst in den Tiefschlaf kommt. Denn dann fällt das Aufwachen und Aufstehen besonders schwer", erklärt Prim. Dr. Pramsohler.
Die Expertin fügt noch hinzu: "Während kürzere Naps von etwa 10 Minuten sofort positive Auswirkungen auf Leistung und Wachheit haben können, können 30-minütige Naps den Leistungsabfall bei bestimmten Aufgaben stoppen und ein 60-minütiger Nap kann ihn sogar umkehren."
So gelingt der Powernap (ohne danach müde zu sein)
Auch wenn ein Powernap klüger macht, hat er den "schlechten" Ruf, danach müder zu sein, als davor. Gibt es also eine Art Anleitung für den "perfekten" Powernap ohne Müdigkeitsgefühl im Nachgang? Schnorbach empfiehlt folgende Schritte:
Wähle eine Nap-Dauer zwischen zehn und 20 Minuten für eine schnelle Erfrischung.
Vermeide Naps, die zu lange dauern, da sie den nächtlichen Schlaf stören können und du dich möglicherweise benommen fühlst.
Es könnte vorteilhaft sein, Nap-Zeiten in deine tägliche Routine zu integrieren, besonders wenn du während wiederholender Aufgaben einen Leistungsabfall oder verminderte Wachheit bemerkst. Beachte jedoch immer deine individuellen Schlafbedürfnisse und wie der Nap deinen Schlafplan für die Nacht beeinflussen können. Apropos Nachtschlaf: Zum Runterkommen nach einem langen Tag mag ich Entspannungsbäder, mein Tipp: "Big bottle of calm"-Schaumbad mit Lavendel von Lush.
Expertentipp von Prim. Dr. Pramsohler: Powernap mit Kaffeelöffel
"Wichtig ist, die maximale Schlafdauer bei einem Powernap nicht zu überschreiten. Empfohlen werden rund 20 Minuten. Man sollte nur bis ins Schlafstadium 2 kommen, denn währenddessen wird Erlerntes und Erlebtes abgespeichert. Woran merkt man, dass man ins Schlafstadium 3 kommt? Die Muskeln beginnen sich zu entspannen. Daher mein Tipp: Einen Kaffeelöffel oder ähnliches beim Einschlafen in die Hand nehmen und den Arm so platzieren, dass der Löffel, sobald sich die Muskeln zu entspannen beginnen, zu Boden fällt. Durch das Geräusch wird man zum optimalen Zeitpunkt geweckt ohne ein Müdigkeitsgefühl zu verspüren." Übrigens: Schon der spanische Maler Salvador Dalí wandte diesen "Trick" beim Powernappen in seinem Atelier an.