©Elke Mayr
Gewichtszunahme, depressive Stimmung und Antriebslosigkeit. Die Symptome sind vielfältig, dennoch erfolgt eine frühzeitige Diagnose meist nur zufällig. Hashimoto-Thyreoiditis ist eine der häufigsten Autoimmunerkrankung unter Frauen. Wir erklären dir, wie du Symptome erkennst und welche Behandlung es gibt.
Was ist Hashimoto-Thyreoiditis?
Hashimoto was? Der Name klingt zugegebenermaßen schon sehr kompliziert, doch es handelt sich hierbei einfach gesagt um eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Diese basieren auf einer Fehlfunktion des Immunsystems. Normalerweise sollte dich dein Immunsystem vor jeglichen "Schädlingen" schützen, in diesem Fall jedoch arbeitet es gegen deinen Körper und zerstört in bestimmten Bereichen Zellen und Organe.
Bei der Hashimoto-Thyreoiditis, oder auch einfach nur Hashimoto genannt, erkennt das Immunsystem die Schilddrüse als fremd an und bildet Antikörper gegen die Schilddrüsenzellen. Dadurch wird die ursprünglich gesunde Schilddrüse angegriffen und langsam zerstört. Die Verkümmerung führt früher oder später zu einer Schilddrüsenunterfunktion.
Anfangs bleibt die Erkrankung relativ unbemerkt, da diese Art der Schilddrüsenentzündung keine Schmerzen hervorruft. Erst nach einigen Jahren, wenn nicht mehr ausreichend Hormone produziert und der Körper auf Sparflamme läuft, macht sich die Erkrankung bemerkbar.
Verlauf und Symptome der Autoimmunerkrankung
Vorab: Die Krankheit kann sich von Person zu Person anders äußern. Grundsätzlich lassen sich jedoch zwei Formen des Morbus Hashimoto unterscheiden: die hypertrophe Form sowie die atrophe Form. Bei der hypertrophen Form kann sich die Schilddrüse vergrößern, bei der atrophen Form hingegen verkümmert sie mit der Zeit. In beiden Fällen wird aber zu wenig Schilddrüsenhormon produziert und die Krankheit verläuft in zwei Phasen:
1. Phase: Schilddrüsenüberfunktion
Zunächst einmal kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung des Hormons der Schilddrüse, was zu einer Überfunktion führt. Der Stoffwechsel läuft somit auf Hochtouren. Betroffene verspüren in dieser Phase ein ständiges Unruhegefühl, sie fühlen sich zudem nervös und hektisch. Nach einigen Wochen klingt dieser Zustand ab und die Schilddrüsenfunktion normalisiert sich kurzzeitig.
2. Phase: Schilddrüsenunterfunktion
Erst in der zweiten Phase schlagen die Symptome um und genau das Gegenteil tritt ein. Die Schilddrüse kann zu diesem Zeitpunkt nicht mehr ausreichend Hormone produzieren, was zu einer dauerhaften Unterfunktion führt. Der Körper wird mit einem Mangel an Schilddrüsenhormonen immer leistungsschwächer. Auch der Stoffwechsel wird langsamer. Betroffene klagen daher oft über Verstopfung, Müdigkeit und Antriebslosigkeit.
Nicht gerade selten kommt es vor, dass eine Schilddrüsenerkrankung mit einer Depression oder einem Burn-out verwechselt wird. Betroffene haben schlechte Laune und verlieren an Lebenslust. Die Symptome werden daher oftmals mit Psychopharmaka behandelt, bis man eben erkennt, dass die Ursache doch in der Schilddrüse liegt. Aber auch eine unerklärliche Gewichtszunahme und Zyklusstörungen können Indizien für eine Fehlfunktion der Schilddrüse sein.
An alle Hypochonder da draußen: Finger weg von Dr. Google! Lasst euch nicht von dubiosen Internetbeiträgen verunsichern, sondern klärt es direkt beim Spezialist:innen ab. Es ist wichtig zu wissen, dass sich die Krankheit nicht bei jedem gleich äußert und die Symptome durchaus verschieden sein können. Viele Menschen mit Hashimoto sind sogar beschwerdefrei.
Der Weg zur Diagnose
Die Erkrankung entwickelt sich meist schleichend und Betroffenen ist oftmals gar nicht bewusst, dass eine Fehlfunktion der Schilddrüse vorliegt und Schuld an ihren eher unspezifischen Beschwerden ist. In den meisten Fällen erfolgt die Diagnose zufällig. Solltest du daher das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt, dann wäre eine Abklärung sicherlich nicht verkehrt. Auch wenn deine Beschwerden "nicht tragisch" sind, hör auf dein Bauchgefühl und lass es einfach mal abchecken - schadet ja nicht!
So kann beispielsweise bei einem Schilddrüsen-Check der Arzt oder die Ärztin durch Abtasten der Halsregion eine vergrößerte Schilddrüse oder knotenförmige Veränderungen erkennen. Besteht der Verdacht auf eine kranke Schilddrüse, wird eine Utraschalluntersuchung durchgeführt, wodurch sich auch schon frühzeitig Abnormalitäten erfassen lassen.
Eine Veränderung der Schilddrüse lässt sich aber auch anhand einer Blutabnahme feststellen. Hierbei geht es vor allem um die Hormone Thyreotropin (TSH), Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), welche Aufschluss über die Funktion der Schilddrüse geben. Ein hoher TSH-Wert bei gleichzeitig niedrigen T3- und T4-Werten kann auf eine Schilddrüsenunterfunktion hinweisen. Natürlich können auch andere Faktoren den Wert beeinflussen, demnach ist eine genaue Abklärung wichtig.
Hashimoto: mögliche Auslöser
Im Allgemeinen sind die Ursachen für Autoimmunerkrankungen noch immer nicht gänzlich bekannt. Auch die Auslöser für Hashimoto-Thyreoiditis werden noch erforscht. Neben genetischer Vererbung, unbekannten Viren und Bakterien oder hormonellen Veränderungen während einer Schwangerschaft oder der Pubertät können möglicherweise sogar dauerhafter Stress und psychische Belastung die Erkrankung auslösen.
Vor allem berufstätige Frauen leiden häufig darunter. Stress, beruflicher oder privater Druck verschlimmern die Symptome zusätzlich. Auch die vermehrte Zufuhr von Jod könnte in Zusammenhang mit der Autoimmunerkrankung stehen. Es ist außerdem nicht selten, dass Hashimoto in Zusammenhang mit anderen Erkrankungen wie Zöliakie und dem PCO-Syndrom, auftritt.
Ist Hashimoto eine Frauenkrankheit?
Hashimoto betrifft vor allem Frauen. Natürlich erkranken auch Männer, dennoch ist die Quote der erkrankten Frauen um ein Vielfaches höher. Grund dafür ist der weibliche Hormonhaushalt.
Hormone wie Östrogen und Prolaktin dominieren den weiblichen Körper und können während Schwangerschaft und Stillzeit noch weiter ansteigen. Zudem aktivieren sie das Immunsystem und begünstigen daher auch Autoimmunerkrankungen.
Behandlungsmöglichkeiten der Schilddrüse
Die Erkrankung ist sehr gut behandelbar. Natürlich gilt: Umso früher die Diagnose gestellt wird, desto besser sind klarerweise auch die Möglichkeiten der Behandlung. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion müssen Tabletten mit dem Schilddrüsenhormon eingenommen werden, um den Schilddrüsenhormonspiegel auszugleichen.
Dadurch verschwindet die Autoimmunkrankheit zwar nicht, jedoch können schilddrüsenbedingte Beschwerden und Symptome gemildert und eventuell sogar zurückgebildet werden. Die Einnahme erfolgt meistens lebenslang, zudem sind kontinuierliche Kontrollen bei einem Facharzt oder einer Fachärztin erforderlich. Wie aber bereits erwähnt, sind Betroffene kaum eingeschränkt und führen durch eine speziell angepasste Hormontherapie ein fast beschwerdefreies Leben.
Wenn die Schädigung der Schilddrüse jedoch noch nicht zur Unterfunktion geführt hat, ist keine Therapie notwendig.
Beeinflusst eine Erkrankung andere Lebensbereiche?
Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit stellen bei Frauen mit Hashimoto-Thyreoiditis dennoch Probleme dar. Eine medizinische Beratung ist unumgänglich. Aber: Mit richtig abgestimmter Medikation steht auch betroffenen Frauen und ihren Kinderwunsch nichts mehr im Weg.
Dennoch sollte man bereits vor Empfängnis mit der geeigneten Therapie beginnen, da Schilddrüsenwerte vor allem in der Schwangerschaft ausschlaggebend für die geistige und körperliche Entwicklung des Babys sind. Gefährlich wird es, wenn die Schilddrüsenprobleme unbehandelt bleiben. Das Risiko für eine Fehlgeburt ist zusätzlich erhöht.