Die Schulwahl ist eine wichtige Entscheidung. Die Kinder sollen sich wohl fühlen, aber auch bestmöglich gefördert werden. Wie findet man die passende Schule für sein Kind? Wie bereitet man einen Schulwechsel vor? Wir haben eine Expertin befragt.
In der Schule verbringen unsere Kinder sehr viel Zeit. Sie sollen gefördert werden, die Inhalte sollten möglichst ihren Begabungen entsprechen, außerdem soll auch der Schulweg nicht allzu weit und beschwerlich sein. Viele Anforderungen, die an die richtige Schulwahl gestellt werden. Doch wie findet man sie nun, die richtige Schule?
Welche Schule ist die richtige für mein Kind?
Bei der Volksschule ist es meist nicht allzu schwer. Sinnvoll ist, der Einfachheit halber eine Schule im Umkreis zu wählen. Wird die Anreise zur Schule allzu aufwändig, kann das für den Alltag der gesamten Familie sehr belastend sein.
"Erkundige dich nach dem Ruf der Schule – bei großer Unsicherheit könnte man sich einen Termin mit der Pädagogin ausmachen", rät Bettina Wager, Volksschulpädagogin aus Mödling bei Wien.
Wichtig ist darüber hinaus, ob das Kind die sogenannte Schulreife erreicht hat. Das eine oder andere Kind ist trotz des Erreichens des 7. Lebensjahres zwar schulpflichtig, aber noch nicht reif genug, um die 1. Klasse gut zu bewältigen. Gibt es also bei der Schuleinschreibung Bedenken, kann man eine Überprüfung der Schulreife verlangen.
"Habe keine Scheu, dein Kind in die Vorschule zu geben. Gibt man das Kind nämlich zu früh in die 1. Klasse, können erste negative Erlebnisse sehr prägend für die weitere Schulzeit sein", so Wager.
Schulwahl: Wohin nach der Volksschule?
Besonders schwierig wird es nach der Volksschule. Wager: "Die erste Frage, die man sich stellen sollte: Wie tut sich mein Kind in der Volksschule?" Wenn man merkt, dass das Kind schon richtig lernen musste, um gute Noten zu bekommen, sei das Gymnasium (AHS) jedenfalls die falsche Wahl. Oder auch, wenn die Schularbeiten in den 4. Klassen hauptsächlich mit Befriedigend beurteilt werden.
"Viele Eltern und auch die Kinder wollen unbedingt ins Gymnasium – um jeden Preis. In den Köpfen ist scheinbar: Mein Kind ist unzureichend, wenn es nicht ins Gymnasium geht. Diesen gesellschaftlichen Druck sollte man unbedingt loslassen."
Anmerkung: Die allgemeinbildende höhere Schule (AHS) gliedert sich in der Unter- sowie Oberstufe in Gymnasium, Realgymnasium und Wirtschaftskundliches Realgymnasium, Quelle: bildungssystem.at.
Man würde dem Kind nichts Gutes tun, sein Schulleben erschweren und ihm sämtliche Motivation rauben, weil es dann vermutlich immer unter den Schlechteren ist.
Eine Mittelschule (MS) könne hier die wesentlich bessere Wahl sein – darüber hinaus könne man ja unter Umständen – sollten sich die Leistungen drastisch verbessern – noch ins Gymnasium wechseln. Dies gilt natürlich auch umgekehrt, wenn die Noten in der AHS nicht ausreichend sind, kann man in eine Mittelschule wechseln. Dies macht vor allem Sinn, wenn sich das Kind nur noch plagt und gar keine Freude mehr am Lernen hat.
Die Mittelschulen haben sich zur Aufgabe gemacht, Schüler:innen den Übertritt in weiterführende mittlere und höhere Schulen zu ermöglichen oder sie auf das Berufsleben vorzubereiten. In der dritten und vierten Klasse der MS gibt es die sogenannte Berufsorientierung mit berufspraktischen Tagen.
Ein Gespräch als Entscheidungshilfe beim Schulwechsel
Wichtig sei auch, mehr Vertrauen in die pädagogische Fachkraft zu entwickeln. "Wir kennen die Kinder sehr gut und begleiten sie vier Jahre lang in vielen wichtigen Schulfächern", sagt Wager. Daher könne sie bei ihren Schützlingen auch valide beurteilen, welche Neigungen sie haben, welche Stärken und welche Schwächen.
Deswegen könne es sehr hilfreich sein, sich einen Gesprächstermin mit der pädagogischen Fachkraft zu vereinbaren und sich die Empfehlung der Lehrer:innen anzuhören und in die Wahl der weiterführenden Schule zumindest mit einfließen zu lassen.
Für die richtige Schulwahl: Interessen und Stärken der Kinder
"Wichtig ist, nach den Interessen der Kinder vorzugehen und ihre Meinung auch mit einzubeziehen", meint Wager. "Ist das Kind musikalisch, sportlich sehr aktiv, besonders kreativ, oder jetzt schon am Computer gut – nach diesen Neigungen könnte man vorgehen." Die Homepage der Schule und der Schulbesuch an den Tagen der offenen Tür könnte ebenfalls einen guten Eindruck geben. Empfohlen wird aber, sich maximal vier Schulen anzusehen.
"Lass hier auch das Bauchgefühl der Tochter oder des Sohnes zu. Fühlt sie oder er sich wohl in dieser Schule?", ist ein weiterer Tipp der Pädagogin. Auch eine Privatschule könne man in Betracht ziehen. Der Vorteil hier: "Viele Privatschulen gewährleisten einen individuelleren Zugang zu den Schüler:innen. Außerdem könne es unter Umständen auch die bessere Wahl sein, wenn Schulen in der Umgebung nicht passend erscheinen …", so Wager.
Wohin nach dem neunten Schuljahr?
Nach dem neunten Schuljahr ist die Schulpflicht grundsätzlich abgeschlossen. Viele Gymnasiast:innen entscheiden sich, in der Schule zu bleiben und dort die Matura zu absolvieren.
Andere wieder suchen den Weg in eine Schule mit einem berufsbildenden Schwerpunkt. Wager: "Der Vorteil ist, man hat jedenfalls eine abgeschlossene Ausbildung, auf die man immer zurückgreifen kann."
Wie man hier die richtige Schule, den richtigen Ausbildungsweg findet, ist gar nicht leicht. Allerdings gibt es einige Hilfestellungen: Als erster Schritt kann eine Potenzialanalyse helfen. Die kann man etwa privat bei diversen Psycholog:innen machen lassen oder etwa auch beim Wifi.
Bei diesem Analyseverfahren werden berufsbezogenen Persönlichkeitsaspekte untersucht. In einem psychologischen Testverfahren werden die drei wichtigsten Aspekte erhoben, die für die berufliche Entwicklung relevant sind: Persönlichkeitseigenschaften, Motivations- oder Interessensstruktur und Fähigkeitsschwerpunkte oder Potenziale.