Superfood fürs Strahlen von innen

Kommt es öfter vor, dass Patient:innen nie auf einen gesunden Lifestyle geachtet haben und dann vom Beauty-Doc erwarten, dass er alles äußerlich Störende wegspritzt oder wegschneidet?

Das kommt vor, und hier kann man auch keine Wunder vollbringen. Wer jahrzehntelang nicht auf sich geschaut hat, Haut und Haare etwa durch Rauchen, starke Sonnenexposition und ungesunde Ernährung geschädigt hat, dem kann man nicht plötzlich ein schönes Hautbild zaubern. Gesundheit und Attraktivität gehen nun mal Hand in Hand.

Arbeiten Sie nicht gegen das eigene Geschäft, wenn Sie gesunde Ernährung propagieren, die weniger Fältchen hervorruft?

Ich bin Verfechter der modernen Schönheitsmedizin. Diese muss alle Aspekte miteinbeziehen, die zu einer gesteigerten Attraktivität führen. Natürlich gehören medizinische Schönheitsbehandlungen dazu, aber eben auch Bewegung, Mindset und vor allem die richtige Ernährung.

Was hat Sie motiviert, sich mit dem Essen zu beschäftigen?

Strahlende Haut und kräftige Haare sind für viele die wichtigsten äußeren Attraktivitätsmerkmale. Wenn eine Patientin mit unreiner Haut bei uns behandelt wird, helfen diverse medizinische Behandlungen wie Eigenblutplasma, Radiofrequenz etc. Aber nichts wirkt nachhaltig, wenn die unreine Haut etwa von einer Fehlbesiedelung des Darms stammt. Das bekommt man nur mit der richtigen Ernährung, durch vielseitiges, nährstoffreiches Essen und viele Ballaststoffe in den Griff.

Könnten Sie "richtige Ernährung" auf den Punkt bringen?

Sie sollte erstens antientzündlich sein. Lebensmittel wie Wurst oder Fertigprodukte, die viel Omega-6-Fettsäuren und versteckten Zucker enthalten, fördern stille Entzündungen. Unsere Haut ist dann trocken und faltig, wir haben tiefe Augenringe. Zweitens sollten wir überwiegend basisch essen, also Obst, Gemüse, Nüsse und Pilze.

Raten Sie von Fleisch ab?

Nein, aber wir sollten es höchstens zwei- bis dreimal die Woche essen, und dann nur in bester Qualität. Zu viel Fleisch trägt zu einer Übersäuerung bei, dadurch werden die Haare spröde und fallen aus. Hautmäßig kann es zu Unreinheiten oder Entzündungen kommen, auch zu Orangenhaut.

In Ihrem Buch steht zum Thema "richtige Ernährung" außerdem "Glykämischer Index". Was bedeutet das?

Je niedriger dieser ist, desto langsamer steigt der Blutzucker an. Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index halten länger satt. Tofu, Bohnen und Linsen gehören zum Beispiel dazu, Wildreis, Haferflocken, Roggenvollkornbrot. Und dann gibt's noch einen weiteren Punkt: die Aminosäuren. Sie werden für alle Stoffwechselvorgänge benötigt. Wichtig ist, dass wir alle acht essenziellen Aminosäuren, also das vollständige Muster, mit unserer Nahrung aufnehmen.

Und wie macht man das am besten?

Die Kombi Linsen mit Reis ist zum Beispiel ein Geheimtipp. Da ist alles drin. An pflanzlichen Lebensmitteln sind Amaranth, Buchweizen und Quinoa zu empfehlen, und auch Fleisch hat ein vollständiges Aminosäurenmuster. Lysin und Threonin beeinflussen unser Aussehen dabei besonders. Lysin kommt in Fleisch, Fisch, Meeresfrüchten, Ei, Avocado, Bierhefe, Parmesan, Quinoa, Buchweizen und Amaranth vor. Threonin in Fisch, Fleisch, Meeresfrüchten, Bohnen, Nüssen.

Ernähren Sie sich auch selbst nach Ihren Ratschlägen?

Ja, und es gelingt recht gut, weil es keine kurzfristige Diät ist, sondern eine neue "Essenseinstellung". Ein wichtiger Grundsatz ist: Essen muss Freude bereiten. Irgendwann wird das Konzept zur Normalität, und mein Bauch entscheidet automatisch, was er gerne möchte.

Was ist Ihr Programm, um dahin zu kommen?

Im ersten Schritt, der Gewöhnungsphase, gilt: Auf Fertigprodukte und hoch verarbeitete Lebensmittel verzichten. Also auf Fertigsaucen, Fertigsuppen, Tiefkühlpizza, Cornflakes, Süßigkeiten, Mehlspeisen & Co. Zucker zählt zu den Altersbeschleunigern erster Güte. Fleisch, Butter, Käse, Milchprodukte nur ab und zu am Speiseplan haben. Wir sollten uns nach dem Essen leicht und zufrieden, satt und energiegeladen fühlen. Wer unter Blähungen leidet, sich schwer, müde, energielos fühlt, hat das Falsche gegessen.

Was ist dann die zweite Phase der Umstellung?

Wir steuern bewusst das Einkaufsverhalten, achten auf regionale, biologische Lebensmittel, lernen, wie man sie richtig lagert und zubereitet.

Und dann, in Phase drei, hat man es geschafft?

Genau. Ist unser Körper einmal an gesunde Ernährung gewöhnt, verlangt er automatisch danach. Er sagt uns sehr genau, was wir brauchen. Ich nenne das Körperflüstern. Wir haben etwa Lust auf eine Banane, ein Ei oder Brokkoli. Weil da Stoffe drin sind, die wir gerade benötigen. Wir wiederum schärfen unsere Sensibilität für die Signale des Körpers. Das wird intuitive Ernährung genannt.

Ist dann laut Ihrem Plan jegliches Sündigen verboten?

Nein! Neben dem "Alltagsessen" gibt es bei mir auch das "Feiertagsessen" - die guten Knödel von der Oma oder das Sonntagsschnitzel, das Stück von der Geburtstagstorte. Aber auch beim Sündigen die Qualität der Lebensmittel prüfen! Wer gerne ab und zu einen Burger isst, der soll eben darauf achten, dass es sich um qualitätsvolles Fleisch handelt und das Brot selbst gemacht wurde. Und dass es Pommes aus hochwertigen Kartoffeln sind.

Was sind zusammengefasst die wichtigsten Stoffe, die Haut und Haare gesund und schön

machen?

Die sekundären Pflanzenstoffe sind enorm wichtig. Es sind Stoffe, die die Pflanze als Verteidigung einsetzt. Sie machen zum Beispiel die Tomate rot oder die Karotte orange. Diese Stoffe lösen in uns eine antioxidative Kaskade aus. Schädliche freie Radikale werden eliminiert. Neben diesen sekundären Pflanzenstoffen sind die sogenannten "Schönheitsvitamine" A, C und E wichtig, sowie Vitamin D, das die Erneuerung der Zellen unterstützt. Ein Mangel kann etwa zu Haarausfall führen. Und Mikronährstoffe wie Kalium, Kalzium, Magnesium sowie Spurenelemente wie Selen und Zink sind gefragt. Wie gesagt: Wer gut im Körperflüstern ist, erkennt oft selbst, welche Nährstoffe fehlen. Und: Mindestens zwei Liter Wasser pro Tag nicht vergessen!