Dein Kind hat Probleme beim Lesen oder Schreiben, und du vermutest dahinter eine Legasthenie? Finde heraus, wie man eine Lese-Rechtschreibschwäche erkennt!
Rechtschreibung ist nicht immer einfach. Der eine oder andere Fehler schleicht sich auch bei uns Erwachsenen ein. Kein Wunder also, dass Kinder am Anfang ihrer Schulzeit so manches Wort falsch schreiben. Was aber, wenn sich diese Fehler im Laufe der Zeit nicht bessern, und das Kind deutlich hinter seinen Klassenkamerad:innen herhinkt?
Manchmal ist der Grund dafür eine Lese-Rechtschreibschwäche. Was es mit dieser genau auf sich hat, und wie du sie bei deinem Kind erkennst? All das und mehr erfährst du in unseren wichtigsten Infos zum Thema Legasthenie.
Was ist Legasthenie?
Legasthenie, Dyslexie, Lese-Rechtschreibschwäche, Lese-Rechtschreibstörung – was ist denn nun was? Die genaue Begriffsabgrenzung ist gar nicht so einfach! Fest steht, dass der Begriff Legasthenie (lat. "legere" = lesen, griech. "astheniea" = Schwäche) im frühen 20. Jahrhundert vom ungarischen Psychologen Pal Ranschburg geprägt wurde.
In den folgenden Jahren entwickelten sich auch die Begriffe Dyslexie, Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) und Lese-Rechtschreibstörung. Wissenschaftlich gesehen bestehen zwischen den Begriffen zwar feine Unterschiede, im Volksmund werden sie aber meist synonym verwendet.
Vereinfacht gesagt bezeichnet man als Legasthenie beziehungsweise Lese-Rechtschreibschwäche gravierende Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und/oder Schreibens. Am Anfang ist die Schrift für Kinder nicht mehr als eine Ansammlung unbekannter Symbole.
Mit der Zeit lernen sie, diesen "Code" anzuwenden. Eine Legasthenie erschwert diesen Prozess: Die Kinder können den Code weder beim Lesen entziffern noch beim Schreiben umsetzen. Viele Betroffene weisen neben einer Lese-Rechtschreibschwäche zudem auch eine Dyskalkulie - eine Rechenschwäche - auf.
Ursachen für Legasthenie
Warum ein Kind eine Lese-Rechtschreibschwäche entwickelt, kann unterschiedliche Gründe haben:
Genetische Faktoren: Legasthenie von einem Elternteil vererbt
Neurobiologische Faktoren: Im Gehirn laufen bestimmte Prozesse beim Lesen und Schreiben anders ab
Kognitive Faktoren: Denk- und Wahrnehmungsprozesse sind anders als bei Kindern ohne Legasthenie
Wie erkennt man, ob das eigene Kind betroffen ist?
Eines vorweg: Jedes Kind macht Fehler, wenn es Lesen und Schreiben lernt – manche mehr, manche weniger. Während diese Fehler mit der Zeit bei Kindern ohne Legasthenie aber abnehmen, geschehen sie bei Legastheniker:innen öfter und über einen längeren Zeitraum. Eine Lese-Rechtschreibschwäche lässt sich auch an folgenden Symptomen erkennen:
Beim Lesen
Kind liest Buchstaben als Einzellaute
liest sehr langsam
stockt häufig
verliert die Zeile
liest sehr monoton
ersetzt Wörter durch andere
kann den Inhalt des Gelesenen schwer wiedergeben
Beim Schreiben
Kind verwechselt Buchstaben und Laute
lässt Buchstaben, Silben oder Wörter aus oder vertauscht sie
macht viele Fehler beim Abschreiben von Texten oder bei Diktaten
macht viele Grammatik- und Zeichenfehler
hat oft eine unleserliche Handschrift
So kannst du eine Lese-Rechtschreibschwäche testen
Eine Legasthenie kannst du als Elternteil selten selbst mit Sicherheit erkennen. In der Regel haben aber bereits Volksschullehrer:innen das nötige Wissen, um bei Kindern Anzeichen einer Legasthenie zu erkennen. Außerdem gibt es zusätzliche Stellen, an die du dich wenden kannst, wenn du bei deinem kleinen Schatz eine Lese-Rechtschreibschwäche vermutest:
Beratungsstelle für Legasthenie
Schulpsychologischer Dienst
Kinderpsycholog:in
Logopäd:in
Lerntherapeutische Praxis
Erziehungsberatungsstelle
Die Profis verweisen dich gerne an die richtige Adresse, um bei deinem Kind einen Legasthenie-Test durchzuführen. Dabei handelt es sich nicht um einen einzigen Test, sondern um eine Kombination verschiedener diagnostischer Werkzeuge:
Ausführliches Erstgespräch (Anamnese)
Lese- und Rechtschreibtest
Test der allgemeinen kognitiven Funktionen (Intelligenztest)
Bei Bedarf Konzentrationstest, Sprechtest, Seh- oder Hörtest
Gibt es eine spezielle Therapie für Kinder mit Legasthenie?
Leider ist eine Lese- Rechtschreibstörung nicht "heilbar". Eine frühzeitige, ganzheitliche Therapie kann eine Legasthenie jedoch langfristig deutlich verbessern! Eine Legasthenie-Therapie setzt direkt dort an, wo beim jeweiligen Kind die größten Schwierigkeiten bestehen.
Gemeinsam mit den Eltern werden Strategien entwickelt, um die Probleme beim Lesen und Schreiben zu verbessern und die seelische Stabilität zu fördern. In der Legasthenie-Förderung wird häufig die S3-Leitlinie herangezogen. Diese gibt Therapeut:innen Hinweise zu Diagnostik, Methoden und Dauer der Förderung bei einer Lese-Rechtschreibstörung.
Wie du dein Kind unterstützen kannst
Neben Lehrer:innen und Therapeut:innen kannst auch du als Mama oder Papa dazu beitragen, dein Kind zu unterstützen. Denn zusätzlich zu der schulischen und außerschulischen Förderung spielst du eine wichtige Rolle dabei, deinem Kind den Rücken zu stärken!
Das kannst du tun:
Rede mit deinem Kind!
Erkläre deinem Sohn oder deiner Tochter, was Legasthenie ist, und dass sie nichts mit Intelligenz zu tun hat.Nimm den Druck heraus!
Schulnoten sind nicht das Wichtigste im Leben, viel wichtiger ist eine unbeschwerte Kindheit.Erhalte die Freude am Lernen!
Versuche, dein Kind spielerisch zu fördern und den Spaß am Lernen zu bewahren!Das Endprodukt zählt!
Du siehst, dass dein Kind sich wirklich bemüht hat, aber das Endprodukt nicht perfekt ist? Lobe es trotzdem und gib ihm so viel wie möglich Anerkennung!Viel lesen!
Dem Kind vorlesen, gemeinsam mit ihm lesen – jede Form des Lesen-Übens hilft deinem Kind, sich in der Welt der Buchstaben zurechtzufinden. Stelle auch immer wieder Fragen zum Inhalt des Gelesenen!
Fazit
Kinder mit Legasthenie haben es nicht immer leicht. Sie werden in der Schule oft gehänselt und haben das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Deshalb ist es umso wichtiger, dass du dein Kind ausreichend unterstützt! Legasthenie hat nichts mit Intelligenz oder Erfolg zu tun. Denk nur an berühmte Legastheniker:innen wie Agatha Christie, Bill Gates oder Tom Cruise!