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Haute Couture: Die exklusive, maßgeschneiderte und handgefertigte Königsdisziplin der Mode

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Was versteht man unter Haute Couture und was macht sie so besonders? Erfahre mehr über die Grand Couturiers der Pariser Fashion Week!

Haute Couture  wird oft  als etwas Besonderes und Einzigartiges gesehen. Sie kann aber auch manchmal künstlerisch oder sogar merkwürdiges anmuten. Die Designs sind meist opulent und von herausragender Handwerkskunst gekennzeichnet. Diese Mode steht für Luxus und Extravaganz, die man sich nur mit dem nötigen Geld leisten kann.

Was versteht man unter Haute Couture?

Der Begriff "Haute Couture" wurde 1908 vom  Chambre Syndicale de la Haute Couture geschaffen, die sich seit 2017 Fédération de la Haute Couture nennt. Es bedeutet aus dem Französischen direkt übersetzt soviel wie gehobene Schneiderei.  Der Begriff ist auch tatsächlich in Frankreich seit 1945 geschützt und wird von der Fédération folgendermaßen definiert:

Die Haute Couture ist äußerst modern und stellt eine ständige Verbindung zwischen der Tradition, der Exzellenz des Know-hows und der Aktualität der Kreation dar, die heute die innovativsten Fertigungstechniken umfasst. Die Haute Couture-Kollektionen werden zweimal im Jahr präsentiert, im Januar und im Juli.

Die einzigen Institutionen, die die Bezeichnung "Haut Couture" führen dürfen, sind Unternehmen, die jedes Jahr von einer speziellen Kommission zugelassen werden.

Haute Couture Kriterien

Um ihre Kreationen als "Haute Couture" bezeichnen zu dürfen, müssen sich die Designer:innen jede Saison bei der Chambre Syndicale de la Haute Couture bewerben.

Die Modehäuser müssen dafür folgende Kriterien erfüllen:

  • Der Unternehmenssitz muss in Paris sein.

  • Eine Haute Couture Kollektion muss aus mindestens 35 Kleidungsstücken bestehen.

  • Diese müssen als Unikate von einem/einer Modeschöpfer:in in Paris entworfen worden sein.

  • Unternehmensgröße mit mindestens 20 Angestellten in Paris und Umsetzung der Modelle in Handarbeit.

  • Die Kollektion muss während der Haute Couture Week (Fashion Week) in Paris präsentiert werden.

Die Fédération kann bei Nichterfüllung eines Kriteriums jedoch auch Ausnahmen genehmigen.

Termine: Wo & wann können die Haut Couture Shows gesehen werden?

Aktuelle Termine:

Im Jahr 2024 findet Haute Couture Shows für Spring/Summer 2024 von 22.1. bis 25.1. statt. Die Kollektionen für Fall/Winter 2024/2025 werden vom 24.6. bis 27.6. gezeigt. Mit dabei sind Labels wie Schiaparelli, Iris Van Herpen, Christian Dior, Chanel, Elie Saab, Jean Paul Gaultier oder Balenciaga. Das Modehaus Fendi gab kurzfristig bekannt, das es 2024 doch nicht bei der Haute Couture Week dabei sein wird.

Zu sehen sind die Shows live auf den Kanälen der Luxusmarken wie linkedIn oder Youtube.

➠ Hier geht zu den Terminen der Haute Couture Week
Start der Pariser Haute Couture Week 2024 mit Schiaparelli, Iris van Herpen und Dior

Die "Grand Couturiers": Diese Luxusmarken haben Haute Couture im Programm

Das ändert sich natürlich je nach Saison. Es gibt auch Labels wie Yves Saint Laurent, die aus finanziellen Gründen die Haute-Couture Linie eingestellt haben oder Modehäuser wie Gaultier, die sich nur mehr auf die Kunst der Haute Couture fokussieren. Die aktuellen Mitglieder sind für jede Saison bei der Fédération de la Haute Couture einsehbar.

Zudem gibt es aber auch Gast-Mitglieder wie Balenciaga, Burberry oder Raf Simons, die für ausgewählte Shows dazu kommen dürfen, aber keine offiziellen Mitglieder sind. Für diese gelten lockerere Kriterien, da die Haute Couture-Mitglieder im Laufe der Geschichte rückläufig sind. Für viele Modehäuser sind die handgefertigten Designstücke leider einfach nicht mehr gewinnbringend genug.

Dazu zählen unter anderem auch noch folgende Luxusmarken und Designer:innen:

  • Atelier Versace, Chanel, Christian Dior, Elie Saab, Valentino

  • Jean Paul Gaultier, Giorgio Armani Privé, Guo Pei, Ilja, Iris van Herpen

  • Francesco Scognamiglio, Franck Sorbier, Giambattista Valli

  • Adeline André, Alexandre Vauthier, Alexis Mabille

  • Julien Fournie, Maison Margiela, Ralph & Russo, Stéphane Rolland

  • Elsa Schiaparelli, Vetements, Viktor & Rolf, Yuima Nakazato, Zuhair Murad

Was ist der Unterschied zwischen Haute Couture und Prêt-à-porter?

Prêt-à-porter heißt soviel wie "bereit zum Tragen". Im Englischen auch als "ready-to-wear" bezeichnet und steht für tragfertige Designer-Mode. Im Gegensatz zur Haute Couture wird die Kleidung dabei nicht maßgeschneidert, sondern in Standardgrößen und im fertigen Zustand in die Boutiquen gebracht.

Von der Konfektion der Textilindustrie für die Massen, grenzt sich die Prêt-à-porter-Mode oft durch limitierte Auflagen und besondere Designs ab.

➠ Erfahre mehr: Prêt-à-porter - Geschichte der Konfektionsmode

Geschichte der Haute Couture

Als Begründer in der Modegeschichte der Haute Couture gilt der Brite  Charles Frederick Worth. 1858 öffnete er sein Modehaus "Worth et Bobergh" in Paris. Er kam als Erster auf die Idee, Kollektionen zu entwerfen und diese seinen betuchten Kundinnen auf Models im Salon seines Modehauses zu präsentieren.

Worth schuf zudem als erster Modekreateur eigene Designs und versah die Modelle mit Labels, in denen sein Logo eingewebt war. Davor fertigten Modeschöpfer Kleidung nur nach Wunsch der Kund:innen an. In den Ateliers wurden Wünsche, Stoffe und Details vorgelegt und ausgesucht. Worths Konzept wurde von Pariser Designer:innen wie Jacques Doucet, Jeanne Paquin (die erste weibliche Modeschöpferin) und Paul Poiret aufgegriffen.

Zu seinen Kundinnen zählten Kaiserin Elisabeth (Sisi) von Österreich und Kaiserin Eugnénie von Frankreich. Betuchte und adelige Damen reisten aus der ganzen Welt an, um sich die Modelle auf Maß im "House of Worth" anfertigen zu lassen.

In den Zwischenkriegsjahren prägten vor allem Jeanne Lanvin, Madeleine Vionnet, Coco Chanel und Elsa Schiaparelli die Mode. Alle vier Modehäuser existieren noch oder wurden wiedereröffnet.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1947 schuf Christian Dior seine erste Kollektion und eine neue Linie in der Mode, die von der Zeitschrift Harper's Bazaar als "New Look" benannt wurde. Verschwenderische Stoffmengen und aufwendige Details läuteten das "Goldene Zeitalter" der Couture ein. Die großen Designer Christian Dior, Cristobal Balenciaga und Pierre Balmain diktierten den damaligen Style der Pariser Haut Couture, der nicht nur in Europa, sondern auch in Amerika großen Anklang fand.

In Italien fanden dann ab 1951 eigene Couture Schauen italienischer Modehäusern statt. Der italienische Begriff für Haut Couture war "Alta Moda". Diese Tradition der eigenen gehobenen Fashion Linie wurde später von Dolce & Gabbana wiederbelebt.

Die fantasievollen und äußerst hochwertigen, von Hand gefertigten Kreationen sind und waren selten leistbar. Heute gehören Adelige, Millionäre, Influencer & Unternehmer aus aller Welt zu den potenziellen Kunden der Haute Couture Kreationen der großen Modehäuser. Viele der Stücke sind einfach toll anzusehen, aber auch die Fertigung einer Haute Couture Kollektion ist nicht für jedes Modehaus leistbar und gewinnbringend.

Klassiker der Haute Couture

Die große Kunst der Mode ist sehr vielseitig. Es gibt Modehäuser wie Chanel, Gaultier und Dior, ohne die man sich Haute Couture Kollektion fast nicht vorstellen kann und die daher zu den Klassikern gehören.

Es gibt aber auch die großen Kunstwerke wie von Mugler, dessen futuristische Haute Couture Werke in Museen ausgestellt werden.

Dior Haute Couture

Zu einen der ersten großen Klassiker gehört natürlich der "New Look" von Dior. Christian Dior sorgte 1947 in Paris für Furore. Seine "Ligne corolle" bestand aus vielen Lagen Stoff, weichen Schultern, einer engen Wespentaille und schwingenden, wadenlangen Röcken.

Enorme Lagen aus Tüll sorgen auch 1953 für ein außergewöhnliches Haute Couture Kleid aus dem Hause Dior.

Die Königsdisziplin der Mode ist die höchste Schneiderkunst und kann natürlich wie jede andere Kunst auch politisch werden. In der Dior Haute Couture Kollektion Herbst-Winter 2022-2023, die von Maria Grazia Chiuri entworfen wurde, stellen Kunstwerke der ukrainischen Künstlerin Olesia Trofymenko den Ausgangspunkt für ihre Designs. Mehr darüber erfährst du in folgendem Video. Zudem gibt es tolle Einblicke in die Entstehung einer Haute Couture Kollektion.

Dior Haute Couture

Chanel Haute Couture

Eine klassische Ikone des französischen Labels ist das kleine Schwarze. Das ”La Petite Robe Noir” wurde von Coco Chanel in den 20ern entworfen. Sie bezeichnete es als eine Art von Uniform für alle Frauen mit Geschmack. Es war eigentlich ein Ensemble aus einem Oberteil aus Woll-Jersey mit einem Plisseerock.

1982 übernahm Lagerfeld die Damenkollektion des Labels. Ihm wird bis heute nachgesagt, dass er derjenige war, der das Unternehmen so berühmt gemacht hat. Ein Jahr später fand dann auf der Pariser Fashion Week seine erste Show statt.

Zu seinen Musen zählten Inès de la Fressange und Claudia Schiffer. Topmodels wie Cara Delevingne und Kendall Jenner spielten ebenfalls eine große Rolle in der Inspiration des Modeschöpfers. Es ist auch für Models eine große Ehre, für Haute Couture Shows zu laufen

Karl Lagerfeld zählt zu den ganz großen Modeschöpfern, dessen Haute Couture Kollektionen immer von der Modewelt mit Begeisterung aufgenommen wurden. Er verstand es besonders gut, die Signature Details von Chanel stets wieder neu zu interpretieren.

Chanel Haute Couture

Auch seine Nachfolgerin Virginie Viard, die nach ihm bei Chanel Kreativdirektorin wurde, weiß mit ihren Haute Couture Shows die Modewelt zu überzeugen:

Chanel Haute Couture 2023/24

Iris van Herpen

Iris van Herpen ist eine niederländische Modedesignerin, bekannt für ihre avantgardistischen Haute Couture Designs, die Technologie und Handwerkskunst vereinen. Dabei nutzt sie Techniken wie 3D-Druck oder Laserschneiden und kombiniert diese mit traditionellen handwerklichen Methoden. Ihre Arbeiten sind von der Natur, Wissenschaft und Kunst inspiriert und zeigen oft organische, futuristische Formen. Das ein oder andere Design war zudem schon in Sci-Fi-Filmen oder Serien zu sehen.

Van Herpens Kollektionen haben die Grenzen der traditionellen Haute Couture erweitert und wurden in renommierten Museen ausgestellt.

Schiaparelli Haute Couture

Schiaparelli ist ein legendäres Modehaus, das 1927 von Elsa Schiaparelli gegründet wurde und für seine besondere Designs bekannt ist. Elsa Schiaparelli, eine der innovativsten Designerinnen des 20. Jahrhunderts, arbeitete eng mit Künstlern wie Salvador Dalí zusammen, was zu ikonischen und ausgefallenen Kreationen führte. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine surreale Ästhetik, kräftige Farben und extravagante Details aus.

Seit 2019 hat das Label unter der künstlerischen Leitung von Daniel Roseberry eine Renaissance erlebt, wobei die Tradition der künstlerischen Kreativität mit innovativer Stärke fortgeführt wird.

Wo wird Haute Couture getragen?

Die Musikerin Lizzo trug zum Beispiel bei den MTV Video Music Awards 2022 ein dramatisches Haute Couture Dress. Sie betrat den roten Teppich in einem königsblauen Kleid, das von Diesel-Kreativdirektor Glenn Martens für Jean Paul Gaultier entworfen wurde. Das voluminöse Kleid war sein Debüt als Gastdesigner.

Taylor Swift bei den Grammys in einer Schiaparelli-Kreation von Daniel Roseberry:

Der rote Teppich und Preisverleihungen wie die Oscars, Golden Globes, Grammys oder andere große Events wie die Met Gala sind der beste Ort um Haute Couture Roben auszuführen und sie erstrahlen zu lassen. Aber auch auf der Bühne tragen Musiker:innen gerne nur für sie angefertigte Haute Couture Roben.

Viele der Haut Couture Modelle erinnern an Kunstwerke und bleiben dann dem Laufsteg vorbehalten, bis sie dann den Weg in ein Pariser Modemuseum wie dem Musée des Arts Décoratifs finden. Andere Designs könnten durchaus im Alltag getragen werden, vorausgesetzt das nötige Kleingeld ist vorhanden.

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