Dieses Gefühl, wenn man nach Hause kommt und den BH auszieht ... Unsere Redakteurin hat beschlossen, auf den BH zu verzichten und hat ein eindeutiges Fazit.
Ich gehöre zu den Frauen, die gleich nach dem Nachhausekommen den BH runterreißen und ihn in die Ecke schmeißen. Ein Kleidungsstück, das ich genaugenommen ja gar nicht brauche. Warum? Ich habe eine kleine Brust. BHs habe ich lediglich aus zwei Gründen getragen: Um meine Nippel zu verdecken und meinem Busen eine schöne Form zu geben.
Zwar habe ich keine Mega-Push-ups getragen, aber mit Wattierungen schon ein bisschen bei Form und Größe nachgeholfen. Für den Halt brauche ich BHs nun wirklich nicht – mein A-Körbchen fühlt sich glücklicherweise auch ohne BH ganz bequem an. Grund genug, um mal ein paar Wochen ohne diese unbequemen Dinger zu verbringen und das Ganze festzuhalten.
Erster Eindruck: Nippel sind anscheinend ein "Problem"
Die ersten Tage ohne BH lagen hinter mir und ich war sicher: Dieses freie Gefühl werde ich so schnell nicht mehr aufgeben. Ich stellte mir die Frage, warum ich überhaupt anfing, BHs zu tragen. Aus irgendeinem Grund habe ich die Tatsache nie so wirklich hinterfragt. Bis jetzt. Denn ob mit oder ohne BH – in einem weiteren Shirt oder Pulli sah die Brust gleich aus.
Das Gefühl war natürlich OHNE ein völlig anderes. Und dann kam der Tag, an dem ich auf einer Skihütte ein enges Funktionsshirt anhatte und man meine Nippel sah. Immer wieder wanderten Blicke von Männern und Frauen von meinem Gesicht zu meiner Brust.
Nippel zu zeigen ist etwas "Ungewöhnliches"
Es schien "aufzufallen", dass ich keinen BH trug und ich fühlte mich irgendwie unwohl. Ziemlich unnötig, denn Nippel gehören schlichtweg zum weiblichen Körper dazu. Manchmal sieht man sie, manchmal eben nicht. Ich fühlte mich gleichzeitig schlecht dabei, dass ich mir überhaupt Gedanken darum machte und wünschte mir insgeheim, dass es nicht so ist.
Mir kamen aber auch Gedanken wie "Wenn nur mehr Frauen ihre Nippel öfter 'zeigen' würden ... wäre das überhaupt noch irgendwann erwähnenswert?" Schließlich fragte mich auch meine Mama und meine Tante, mit denen ich den Skitag verbracht habe, ob ich denn keinen BH trage. Sie fanden das irgendwie ganz amüsant: Ich, quasi als Rebellin.
Können wir uns alle darauf einigen, dass Nippel zu zeigen kein Akt der Rebellion ist?
Um mir meinen kleinen, inneren Kampf zu erleichtern, beschloss ich also, nicht weiter darüber nachzudenken und einfach weiterhin keinen BH zu tragen. Als es draußen wärmer wurde und ich wieder hellere oder engere Tops trug, fühlte ich mich dann an manchen Tagen nicht wohl damit und habe beschlossen, hin und wieder Nippelpads zu tragen. Ein guter Mittelweg, der für mich funktioniert, obwohl ich mir insgeheim wünsche, dass es mir doch ein bisserl mehr wurscht wäre, ob man meine Brust sieht oder nicht.
Mit Unwohlsein durch die Gegend zu laufen ist aber auch nicht Sinn und Zweck. Deshalb: Ich wünschte, Brüste und Nippel würde weniger sexualisiert und einfach als das betrachtet werden, was sie sind – ein Körperteil, das nicht versteckt werden muss. Heute trage ich mal einen BH, mal keinen – so wie ich Lust darauf habe. Seit meinem Experiment wanderten sie auf alle Fälle in die hinterste Ecke meines Kleiderschranks.