Frauen über 65 sind in Österreich überdurchschnittlich von Armut bedroht und erhalten niedrigere Pensionen als Männer. Hohe Wohn- und Nebenkosten sorgen dann für ein leeres Börserl.
Laut der Statistik Austria waren im Jahr 2021 rund 232.000 Menschen über 65 Jahren von Altersarmut betroffen. In der Gruppe befanden sich 75.000 Männer und 157.000 Frauen.
Altersarmut in Österreich
Die Gründe dafür sind ein Mix aus verschiedenen Punkten - neben dem Alter haben Geschlecht und eine geringe Bildung Einfluss darauf. Die Gefahr der drohenden Pensionslücke (Differenz zwischen Gehalt und der in Zukunft einmal ausbezahlten Pension) beschäftigt viele Österreicher:innen, aber auch Institutionen und Politik.
Angst vor Altersarmut
s gibt dann zwar im Alter eine Ausgleichszulage auf die Mindestpension. Aber immer mehr Menschen kommen damit nicht aus und müssen dann in der Pension dazuverdienen. Die Angst vor Altersarmut ist bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern. Laut einer Umfrage von Market (2020) rechnen 57 Prozent der Männer, aber nur 42 Prozent der Frauen, mit einer ausreichenden staatlichen Pension. Frauen sind zudem die Gruppe mit dem höchsten Risiko, im Alter auf eine Mindestpension angewiesen zu sein. Vor allem alleinlebende Pensionistinnen zählen in Österreich zu jenen Gruppen, die überdurchschnittlich armutsgefährdet sind.
In die staatliche Pension besteht insgesamt nur ein geringes Vertrauen, auch bei der jüngeren Generation. Nur die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher ging in der Umfrage davon aus, überhaupt einmal eine zu bekommen. Neben den jungen Menschen sind es vor allem wieder Frauen, die der Zukunft pessimistischer entgegen blicken. Nur ein Viertel der Bevölkerung nimmt an, dass die staatliche Pension später einmal ausreicht. Trotzdem wird die private Vorsorge meist erst mit 35 Jahren überhaupt erst zum Thema und erst bei den Über-50-Jährigen dann besonders wichtig.
Frauen betrifft Altersarmut öfter
Frauen sind besonders oft betroffen, da Faktoren wie durchgehende Erwerbsarbeit und die Höhe des erzielten Einkommens, sich auf die spätere Rente der Pensionsversicherung auswirken.
Frauen unterbrechen oft ihre Karrieren, um Fürsorgearbeit zu leisten, arbeiten in Teilzeit oder schlecht bezahlten Jobs. Aber auch prekäre Arbeitsverhältnisse, bei denen in der Regel der Lohn meist gering ist und soziale Absicherungen fehlen, tragen zu einer ungewissen Zukunft für die Beschäftigten bei. Dadurch ergibt sich dann nicht selten ein niedriges Einkommen, das dann auch letztendlich zu einer niedrigen Pension führt.
Pension Pay Gap
Ähnlich wie bei der Lohnlücke (Gender Pay Gap:) erhalten Frauen in Österreich weniger Pension als Männer. Die Unterschiede des Pension Pay Gaps sind dabei je nach Bundesland verschieden. Daraus wird dann ein Datum berechnet, nämlich jenen Tag (Equal Pension Day), an dem Männer bereits so viel Pension bezogen haben, wie Frauen erst bis zum Jahresende erhalten werden. Seit der ersten Berechnung 2015 hat sich dieser österreichweit um ungefähr acht Tage nach hinten verschoben.
Dabei zeigten sich 2022 folgende Unterschiede in den Bundesländern: Wien konnte sein Ergebnis um fast drei Wochen verbessern und liegt somit an erster Stelle mit dem 9.September. Die Pensionsbezüge von Frauen sind hier um 30,77 Prozent niedriger als die von Männern. Den 2. Platz belegt Kärnten (6.8.), gefolgt von Salzburg auf dem 3. Platz (31.7.). Danach folgen Niederösterreich (31.7.), das Burgenland (29.7.) und die Steiermark (27.7.) sowie Tirol (22.7.) In letzterem Bundesland hat sich der Equal Pension Day um drei Tage innerhalb der letzten 6 Jahre verbessert, damit liegt es auf Patz 7. Oberösterreich (14.7.) und Vorarlberg (9.7.) sind im Ranking die Schlusslichter.
Armutsgefährdung bei Frauen in der Pension
Laut der Statistik Austria sind vor allem alleinlebende Pensionistinnen besonders oft betroffen. Dies trifft auch auf Ein-Eltern-Haushalte zu, die meist nur aus Frauen mit ihren Kindern bestehen.
Mit 25 % Armutsgefährdung liegen alleinlebende Frauen in der Pension über der Risikoquote von alleinlebenden Pensionisten mit 19 %. Dies erklärt sich teilweise durch den hohen Anteil von Frauen, die eine Mindestpension unter dem Richtsatz der Armutsgefährdungsschwelle beziehen. Diese beträgt (2021) für einen Einpersonenhaushalt 1.371 Euro im Monat.
Laut der Statistik Austria ist die Armutsgefährdung von 2020 auf 2021 von über 65-Jährigen um 6,5 % gestiegen. Bei Frauen sind es sogar um 7,6 %.
Was sollte gegen Altersarmut getan werden?
Es ist ein Thema, das in Österreich heiß diskutiert wird. Die aktuellen Pensionen werden zwar jedes Jahr gesetzlich angepasst und erhöht, trotzdem rechnen Experten mit Problemen in der Zukunft und einem weiteren Ansteigen der Altersarmut.
Zudem wird auch immer wieder unser Pensionssystem thematisiert und diskutiert. Die Anzahl der Pensionist:innen ist steigend und oft stellt sich die Frage, wie sich das in Zukunft ausgehen soll. Der Staat muss schon jetzt das Pensionssystem zusätzlich finanziell stützen.
Laut dem Mercer Global Pension Index (2021) schneidet das österreichische Pensionssystem nicht so nachhaltig ab. Österreich liegt dabei auf Platz 33 von den 42 analysierten Systemen.
Laut dem Mercer Bericht, könnte der Gesamtindexwert für das österreichische System durchaus erhöht werden und zwar durch folgende vorgeschlagene Maßnahmen:
Anhebung des Mindestniveaus der Unterstützung für die ärmsten Altersgruppen
Verbesserungen bei betrieblicher Altersvorsorge
Einführung von Regelungen zum Schutz der Renteninteressen von beider Parteien bei einer Scheidung
Erhöhung der Erwerbsbeteiligung im höheren Lebensalter
Geforderte Maßnahmen gegen Altersarmut
Der "Verein Altersarmut Österreich" fordert von der Politik echte nachhaltige Unterstützung und schlägt gezielte Maßnahmen wie freie Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel, eine automatische Befreiung von der Rezeptgebühr und einer generellen Befreiung von der GIS vor.
Zudem fordert der Verein Mietobergrenzen und einen Fond für Kautionshilfen für die Wohnraumbeschaffung sowie kulante Preisregelungen von Energielieferanten. Wichtig sind ihnen auch Sonderförderungen für chronisch Kranke, da zahlreiche Behandlungen häufig mit einem Selbstbehalt gekoppelt sind, der Menschen in Altersarmut vor finanzielle Probleme stellt. Sie setzten sich aber ebenso für die kleinen Dinge ein wie eine ermäßigte Hundesteuer.
Auch die Volkshilfe, die seit ihres Bestehens gegen Armut kämpft, gibt Vorschläge, um das System nachhaltig und vor allem auch für Frauen, zu verbessern.
Forderungen der Volkshilfe:
Elternteilzeit pensionsrechtlich berücksichtigen sowie eine bessere Anrechnung von Kinderbetreuungszeiten
Anrechnung von Ausbildungszeiten
Wiedereinführung der partner:innenunabhängigen Ausgleichszulage: diese würde Frauenpensionen erhöhen und für mehr Unabhängigkeit im Alter sorgen
Anhebung der Berechnungsschwelle für die Ausgleichszulage
Änderung des Durchrechnungszeitraums (z.B. nur die einkommensstärksten 15 Versicherungsjahre zur Pensionsberechnung heranzuziehen oder die schwächsten 10 streichen)
Zudem würde ein Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen, vor allem Frauen ermöglichen Vollzeit zu arbeiten und so ihre Versicherungsjahre zu verbessern. Daher sollten diese flächendeckend und mit ausreichender Infrastruktur ausgebaut werden.
Eine bessere Bezahlung von frauendominierten Bereichen sowie ein besserer Zugang zu führenden Jobs (Frauenquote) wären außerdem sehr förderlich! In vielen Berufsfeldern wie Kinderbetreuung, Bildung, Gesundheitswesen oder Pflege, arbeiten meist Frauen für niedrige Löhne und oft auch unter prekären Beschäftigungsverhältnisse. Höhere Löhne würden natürlich auch zu höheren Pensionen führen.
Wie kannst du dich vor Armut im Alter schützen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die spätere Rente aufzubessern. Eine Pensionserhöhung könnte auch durch eine Selbst- oder Weiterversicherung in der Pensionsversicherung herbeigeführt werden, besonders für Zeiten der Pflege eines behinderten Kindes oder für pflegende Angehörige. Das geht beispielsweise auch mit einer Höherversicherung. Zudem können auch Ausbildungszeiten jederzeit nachgekauft werden.
Höherversicherung
Dabei handelt es sich um eine freiwillige Versicherung, mit der der künftige Pensionsanspruch erhöht werden kann. Diese kann zu einer bereits bestehenden Pflicht-, Weiter- oder Selbstversicherung und unabhängig vom Lebensalter jederzeit beantragt werden. Dabei wird ein besonderer Steigerungsbetrag erworben, der sich dann auf die Pensionsauszahlung leistungssteigernd auswirkt.
Was kostet eine Höherversicherung? Die Höhe der Beiträge kann dabei vom/ von der Versicherten innerhalb einer bestimmten Höchstgrenze (2022: 11.340,00 Euro) selbst bestimmt werden. Der Zeitpunkt der Zahlung kann innerhalb eines Kalenderjahres frei gewählt werden.
Mehr Informationen dazu bekommst du bei der Pensionsversicherungsanstalt (PVA)!
Private Vorsorge
Es macht natürlich auch Sinn privat vorzusorgen, um dich für die künftige Rente besser abzusichern. Besser jetzt als später - es gibt auch kein zu spät - nimm deine Finanzen selber in die Hand! Mit Vermögensaufbau, Geld anlegen und Sparen kannst du der Altersarmut selbst vorbeugen!
Pensionsoptimierung
Die Arbeiterkammer rät Frauen sich schon frühzeitig um eine Pensionsoptimierung zu kümmern. Trotz der grundsätzlich schlechten Ausgangslage für Frauen im heimischen Pensionssystem gibt es Möglichkeiten, gegen Altersarmut etwas zu tun. Die AK in deinem Bundesland steht dir für ausführliche Beratungen immer gerne zur Verfügung.
Tipps für bessere Pensionen von der Arbeiterkammer:
Bei Teilzeit jede Möglichkeit zur Aufstockung nützen
Statt Stunden zu reduzieren eine Verlagerung der Arbeitszeit prüfen
So gut es geht, auch während der Kindererziehungszeiten erwerbstätig bleiben
Die Möglichkeit der Veränderung von Elternteilzeit zur Stundenaufstockung nützen
Elternteilzeit mit dem Partner gemeinsam nützen
Schul- und Studienzeiten nachkaufe
freiwillige Höherversicherung